Folgenschweres Schweigen I

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Als habe er sich an seiner Zigarre verschluckt, schüttelt ein weiterer Hustenanfall Zabels Körper und sein Gesicht läuft puterrot an. Dieses Mal braucht er länger, um sich zu erholen und ich verkneife mir ein Lachen.

Weil es um ein wirklich ernstes Thema geht, würde er mir wahrscheinlich den Kopf abbeißen, sollte ich jetzt hemmungslos losprusten und mich mehr oder weniger über ihn lustig machen.

„BITTE WAS?", brüllt er schließlich derart laut, dass ich mich wundere nicht sogleich das halbe Polizeirevier in seinem Büro versammelt vorzufinden. Er schließt die Augen und atmet tief durch, wahrscheinlich um sich zu beruhigen.

Nachdem seine Haut eine für ihn gesündere, hellere Farbe angenommen hat, fährt er fort: „Dir fällt nicht nur erst jetzt ein, dass es wichtig sein könnte mir von dem Vorfall letzte Nacht zu erzählen, nein, du verheimlichst auch noch, dass Wolfram Feuerbrant tot ist?" Er fasst sich an die Brust. „Mein armes, altes Herz! Moment mal", sein Blick findet wieder meinen und er verengt die Lider, „wie überhaupt?"

„Er hätte fast mich getötet!", erwidere ich in halber Empörung. Ist es da nicht klar, dass ich mich selbst verteidige und es dabei sein könnte, dass stattdessen der andere draufgeht?

Wobei in diesem Fall Sillír meine Verteidigung übernommen hat, weil ich nicht einmal dazu in der Lage gewesen bin mich ansatzweise zu bewegen. Doch ohne auf genaueres einzugehen, deute ich mit meinem frisch rasierten Kinn auf den Fae, der sich nach wie vor nicht vom Stuhl erhebt, geschweige denn wegbewegt hat.

„Sillír kam gerade rechtzeitig, bevor er mir die Kehle durchschneiden konnte. Er hat mir das Leben gerettet."

„Und euch ist nicht in den Sinn gekommen, dass er uns von Nutzen sein könnte?", fragt Zabel verärgert. „Ich mein, musstet ihr ihn gleich töten? Er hätte uns die Arbeit um einiges erleichtern können!"

„Wie bereits gesagt, Sillír kam gerade rechtzeitig", wiederhole ich und werde nun doch etwas knarzig. Hört er mir denn gar nicht zu? Mein Körper verkrampft sich, während ich die Arme weiterhin vor der Brust verschränkt halte. „Ihm blieb nicht anderes übrig, die Zeit war zu knapp."

Lange sieht Zabel mich nachdenklich an und zieht an seiner Zigarre, pustet den Qualm gen Decke. Eine Hand hat er in eine seiner Hosentaschen vergraben.

„Wenn du das sagst", grummelt er. „Dennoch, behalt fürs nächste Mal im Hinterkopf, dass sich Tote nicht mehr gut befragen lassen. Jeder, der uns Hinweise liefern kann ist wichtig für die Ermittlungen."

Ich lege den Kopf leicht schräg. „Nächstes Mal? Du gehst also davon aus, dass sowas nochmal geschieht?"

Mit zuckenden Schultern wendet Zabel sich von mir ab und nimmt einen neuen Zug. „Wer auch immer diese einflussreichen Freunde sind, von denen Wolfram gesprochen haben soll, sie scheinen dich als Bedrohung zu sehen. Warum also nicht?"

Auch wenn mich seine Vermutung doch etwas beunruhigt, kann ich mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen. „Machst du dir Sorgen um mich? Du machst die Sorgen um mich!"

„Pft!", macht Zabel. „Absolut, wir sollten Kollegen abstellen, die rund um die Uhr ein Auge auf dich haben."

„Das ist wirklich aufmerksam von dir, aber nicht nötig", entgegne ich schalkhaft und löse meine Arme aus der Verschränkung, um mir in übertriebener Geste, den Kopf stolz erhoben, eine Hand auf die Brust zu legen. „Ich kann selbst auf mich aufpassen, immerhin bin ich schon ein großes Kind."

„Durchaus, mit Betonung auf Kind!", murmelt Zabel gerade so laut, dass ich ihn hören kann. Er drückt seine Zigarre im Aschenbecher auf seinem Schreibtisch aus, kehrt zur behangenen Pinnwand zurück und gibt vor, sie eingehend zu betrachten. „Was ist mit der Leiche?"

Detektiv Schwarzherz und der Fall des Königs - überarbeitete VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt