Kapitel 14

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Soooo, es geht weiter mit einem neu geschriebenen Kapitel. Viel Spaß beim Lesen :)


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Miris Sicht

Es ist Freitag und das Wochenende steht wieder vor der Tür. Für mich heißt das: tanzen, tanzen, tanzen.

Den ganzen Abend habe ich nichts anderes gemacht. In der Umkleide setze ich mich an meinen Platz und ziehe meine Schuhe aus. Meine Füße tun nach einer Schicht im Pure immer am meisten weh. Eigentlich trage ich auch keine Highheels. Ich bin ehrlich, dass ich das Laufen auf so hohen Schuhen wirklich erst im Pure gelernt habe.

Plötzlich klopft es an der Tür und Mike schaut herein.

"Ich habe euer Trinkgeld", sagt er und kommt herein. Mike geht nach und nach zu jeder von uns und übergibt ihr einen Bündel Scheine.

"Für dich habe ich noch etwas anderes. Es ist gestern hier abgegeben worden, aber ich habe vorhin nicht dran gedacht", grinst er mich an. Zuerst gibt er mir meinen Anteil des Trinkgelds. Danach zieht er einen Umschlag aus seinem Sakko und überreicht ihn mir.

"Was ist das?", frage ich verwirrt nach.

"Das hat ein gewisser Fußballer vorhin bei mir für dich abgegeben." Mike zwinkert, während er es sagt und meine restlichen Kolleginnen fangen nur an zu quietschen.

"Mach sofort auf", sagt Danielle und kommt zu mir. "Das war bestimmt der Hinteregger", mutmaßt Marissa und das Gefühl habe ich tatsächlich auch.

Mit meinen Fingernägeln öffne ich vorsichtig den Briefumschlag und greife hinein. In der Hand halte ich ein Fußballticket und ein weiteres Blattpapier.

"Was steht drin?", fragt Danielle sofort, obwohl ich noch nicht Mal den Brief aufgefaltet habe.

Laut lese ich dann aber vor, damit es alle mitbekommen, die es mitbekommen wollen.


Liebe Miriam,

ich möchte mich bei dir bedanken. Dass du mich nach Hause gebracht hast, dass ich bei dir schlafen durfte und dass du mich im Pure nicht rausgeschmissen hast, obwohl ich eingeschlafen bin. Das ist nicht selbstverständlich und dafür möchte ich Danke sagen. Im Umschlag befindet sich ein Ticket für unser nächsten Heimspiel am Samstag gegen den BVB. Es ist ein VIP-Ticket, von wo du das Spiel in Ruhe aus anschauen kannst. Ich freue mich, wenn du meine Einladung annimmst und wir uns am Samstag treffen. 

Martin


Ich kann noch nicht realisieren, was ich dort gerade vorgelesen habe. Martin Hinteregger hat mich zu einem seiner Spiele eingeladen und es soll schon morgen stattfinden. 

"Da musst du hingehen, Miri", sagt Danielle nur und ich sehe aus dem Augenwinkel wie Marissa nickt.

Ich packe das Ticket und den Brief wieder in den Umschlag und weiß erstmal gar nicht, was ich sagen soll. So geschockt und verwirrt bin ich von seiner Einladung. Andererseits hatte er mir bereits gesagt, dass er sich für meinen Einsatz revanchieren möchte. Das hatte ich in den vergangenen Tagen aber schon wieder vergessen. 

"Ich muss arbeiten morgen", nuschle ich nur und lege den Briefumschlag auf meinen Schminktisch. "Ich kann gar nicht hingehen. Sascha wird mir nie im Leben frei geben." 

Danielle seufzt: "Schätzchen, da hat es ganz eindeutig ein Fußballer auf dich abgesehen. Natürlich musst du da hingehen. Wer weiß, wann dir das mal wieder passiert. Solche Chancen im Leben muss du annehmen. Und lass Sascha mal meine Sorge sein. Das bekomme ich schon hin." 

Während Danielle unsere Garderobe verlässt und in Richtung von Saschas Büro läuft, nickt mir auch Marissa zu. 

"Danielle hat Recht. Er scheint dich zu mögen und du ihn doch auch. Was spricht also dagegen?" 

"Eigentlich nichts", antworte ich nuschelnd und lasse den Brief von meinem Schminktisch in meiner Tasche verschwinden. 

"Na siehst du. Dann nimm die Einladung an und mache dir morgen einen schönen Tag. Das wird gut werden", lächelt Marissa mich an. Und auch Danielle kommt kurze Zeit später mit guten Nachrichten wieder in unsere Garderobe. 

"Schätzchen, du hast frei morgen. Ich habe Sascha überzeugt, dass wir es auch ohne dich schaffen." 

"Danke", sage ich nur und ziehe sie in eine Umarmung, bevor ich unsere Garderobe verlasse und aus dem Pure hinausgehe. 

Auf der Fahrt mit dem Fahrrad nach Hause und als ich bei mir im Bett liege, dreht sich weiterhin alles um das Ticket, das ich ordentlich auf der Fensterbank in meiner Küche abgelegt habe. Ich bin es nicht wirklich gewohnt, dass sich jemand für mich und mein Leben interessiert. Der einzige ist immer Cem gewesen. Ihn kenne ich aber schon so lange, dass er einfach zu meinem Leben dazu gehört. Bei Martin ist es für mich irgendwie anders. Ich kenne ihn kaum und dass er so ein starkes Interesse an mir hat, macht mir irgendwie Angst. 

Auch dass ich Gefühle für ihn entwickeln könnte, bringt meine Gedanken zum Kreisen. Der letzte und bisher einzige Mensch, den ich so nah an mich herangelassen habe, ist Noah gewesen. Unsere Trennung hat mich zwar nicht verletzt, aber trotzdem fällt es mich schwer, Menschen so sehr zu vertrauen. Vielleicht liegt es aber auch an meinem Job, denn Misstrauen ist im Sexgewerbe besser als zu schnelles Vertrauen. 

Meine Gedanken machen mich durcheinander und sorgen dafür, dass ich trotz der späten Uhrzeit lange Zeit gar nicht einschlafe. Erst als die Stadt außerhalb meiner Wohnung fast schon wieder erwacht, ich die ersten Autos losfahren und wieder Menschen mit ihrem Hund spazieren gehen höre, schlafe ich endlich ein. 

Rotlicht Liebe - Martin HintereggerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt