Kurzes Kapitel------------------------------------~
Ich sah über meine Schulter hinweg und blickte in sein wütendes Gesicht. Manjiro saß mit dem Rücken zu mir und starrte auf den Boden. „Sie haben mich zusammen gefoltert und vergewaltigt," flüsterte ich ängstlich und drehte mich wieder auf die Seite, um ihre Gesichter nicht länger sehen zu müssen. Ich versank tief im Bett, wollte mich einfach nur verstecken. „Manjiro, wir werden Bonten nicht weiterverkaufen und du wirst nicht abhauen," raunte Sanzu warnend, und ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. „Das war auch nicht mein Plan," rechtfertigte Manjiro sich, und seine Stimme verriet, dass er angestrengt überlegte, was man unternehmen könnte. „Avara." Sanzu knirschte mit den Zähnen, aber ich reagierte nicht auf meinen Namen. „Ava, Maus," sagte er, dieses Mal tiefer und sorgevoller. Langsam drehte ich meinen Kopf zu ihm. „Ich hoffe, du weißt, dass du mir gehörst, oder?" Seine Worte drangen tief in mich ein, und er sah mich mit diesen großen, blauen Augen an. Endlich sahen mich diese blauen Augen an. Ich schmolz. Schmolz unter seinen Worten, unter seiner Nähe. Neben ihm wurde ich klein, wurde unfähig zu klaren Gedanken, wie eine Marionette, gelenkt von seinen Fäden. Und doch liebte ich es. Ich liebte ihn. „Ja," antwortete ich mit zittriger Stimme. „Ich verspreche dir, nachdem ich sie getötet habe, wirst du ein ruhiges und schönes Leben führen, okay?" Hoffnung lag in seinen Augen, Ruhe kehrte in sein Gesicht zurück. Wieder nickte ich, wie hypnotisiert. „Niemand wird dir je wieder etwas antun. Niemand wird dir je wieder Schmerz zufügen. Niemand," raunte er düster, und seine Stimme war wie ein schwerer Sturm, der meine Nackenhaare aufstellte. „Du bist mein. Alles an dir gehört mir. Deine Seele hat mich ausgesucht. Dein Herz braucht mich, um zu leben." Wusste er, dass mein Herz nur für ihn schlug? Wusste er, was ich fühlte? Wusste er, wie abhängig mein Herz von ihm war? Manjiro stand auf und ging schweigend an Sanzu vorbei. „Ich werde dich nicht mehr allein zu Aufträgen lassen. Wie wir uns rächen, das werde ich mir noch überlegen. Außerdem wirst du dich erst einmal ein paar Wochen ausruhen. Ich lasse euch dann mal allein," erklärte er und lehnte die Tür leise an. Sobald ich wieder Kraft und Willen hätte, würde ich diejenige sein, die sich rächen würde. Ich hatte es mir geschworen. Also würde ich ihn töten. Sanzu legte sich neben mich und zog mich fest in seine Arme. „Es tut mir so furchtbar leid," schluchzte ich bedrückt und krallte mich an seinem T-Shirt fest. „Pssst," hauchte er und strich mir sanft über den Kopf, während er zarte Küsse auf meinen Scheitel setzte. „Es muss dir nicht leid tun. Mir muss alles leid tun, was ich dir angetan habe," raunte er niedergeschlagen und legte sein Kinn auf meinen Kopf. Ich schüttelte den Kopf. „Ich verzeihe dir," stieß ich hervor und sah in sein verblüfftes Gesicht. „Ich weiß, dass man so etwas nicht verzeihen kann, aber nach dieser Woche, in der ich Schlimmeres erlebt habe, weiß ich, dass du im Vergleich harmlos bist. Ich kenne deine Gründe. Ich weiß jetzt, wie du aufgewachsen bist. Ich weiß, was du durchgemacht hast. Ich verzeihe dir," flüsterte ich und sah tief in seine Augen. Behutsam legte ich meine Hände auf seine Wangen. Er schmiegte sich daran und lächelte erleichtert. „Ich bin seit einer Woche clean, Avara," sagte er, und ich merkte, wie er das Thema wechselte, weil auch ihn die Last unserer Worte zerbrach. Er sah erschöpft aus, tiefe Schatten lagen unter seinen Augen. Auch er hatte kaum gegessen, hatte unter meinem Verschwinden gelitten. Sein Haar war zerzaust, doch seine Augen strahlten. Sie lebten. Für mich. Der Funke in seinen Augen glühte nur für mich. Ganz allein für mich. Wir beide waren Seelen, die gebrochen worden waren. Wir hatten uns gegenseitig gebrochen, hatten uns verloren. Doch jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem wir uns wieder aufbauten. Zwei zerbrochene Seelen, die füreinander bestimmt waren. Er für mich und ich für ihn.
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Two broken Souls/ Sanzu Haruchiyo
Fanfiction《Avara Kaito(23)= Reader》 Ein einziger Blick genügte, und sie erkannte ihn sofort. Avara, 23, ist dazu geboren, eine Killerin zu sein. Niemand wollte ihr im Weg stehen. Ihr Gesicht kannte man nicht, doch ihr Name flößte Angst ein: der Schwarze Engel...