Die Schatten der Begierde

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Die Nächte im Schloss wurden immer länger, die Dunkelheit drückender, und die Luft war erfüllt von einer fast greifbaren Spannung. Yuka kämpfte verzweifelt gegen die wachsende Gier, die tief in ihm wühlte, und jeder Tag wurde zur Qual. Das Blut, das ihm seine Diener regelmäßig brachten, stillte längst nicht mehr den unbändigen Durst, der in ihm brodelte. Es fühlte sich an, als ob seine innere Dunkelheit ihn langsam verschlingen würde.

Eines Abends, als der Durst unerträglich wurde, saß Yuka in seinem Gemach, die Hände fest in die Armlehnen seines Sessels gekrallt. Seine roten Augen waren vor Hunger glasig, und sein Körper zitterte vor unterdrückter Macht. Die pulsierende Gier nach Blut ließ ihn kaum noch klar denken. Er spürte, wie die Kontrolle über sich selbst ihm entglitt.

Plötzlich öffnete sich die Tür und Aoi trat leise ein. Sie war besorgt und konnte die Anspannung in der Luft förmlich spüren. „Yuka...", begann sie, ihre Stimme war sanft, aber voller Sorge. „Du siehst nicht gut aus. Geht es dir schlecht?"

Yuka drehte den Kopf langsam zu ihr, seine Augen fixierten sie mit einem intensiven Blick, der eine Mischung aus Verzweiflung und unstillbarem Verlangen verriet. „Aoi... du solltest nicht hier sein..." Seine Stimme war brüchig, fast flehend.

Doch Aoi trat näher, unbeirrt von der Warnung in seiner Stimme. „Ich mache mir Sorgen um dich. Du quälst dich so sehr, und ich kann es nicht ertragen, dich so zu sehen." Sie setzte sich neben ihn und griff nach seiner Hand. „Bitte, lass mich dir helfen."

Yuka spürte, wie ihre Nähe seinen inneren Konflikt nur noch verstärkte. Sein Herz schlug wild in seiner Brust, und der Duft ihres Blutes, der ihn sonst immer so beruhigt hatte, war jetzt wie ein Stachel, der ihn weiter in den Wahnsinn trieb. „Aoi... geh bitte," brachte er mit Mühe hervor, „ich kann... ich kann mich nicht mehr kontrollieren."

Doch Aoi ließ seine Hand nicht los. „Ich werde nicht gehen, Yuka. Wenn du es brauchst, nimm mein Blut. Ich habe es dir doch schon angeboten, und ich meine es ernst."

In diesem Moment brach etwas in Yuka. Der letzte Funken Selbstbeherrschung, den er verzweifelt aufrechterhalten hatte, zerriss. Ein tiefer, animalischer Instinkt übernahm die Kontrolle, und bevor er es realisierte, zog er Aoi heftig an sich. Seine Augen funkelten gefährlich rot auf, während er seine Fänge tief in ihren Hals schlug.

Aoi keuchte überrascht auf, doch sie rührte sich nicht, obwohl der Schmerz heftig war. Ihr Körper war angespannt, doch sie wehrte sich nicht. Stattdessen schloss sie die Augen und ließ das Gefühl über sich ergehen. Ein seltsames Gemisch aus Schmerz und einer unheimlichen Wärme durchströmte sie, als Yuka ihr Blut trank.

Yuka trank gierig, das heiße Blut floss in seine Kehle und linderte den quälenden Durst, der ihn fast in den Wahnsinn getrieben hatte. Es war anders, als er erwartet hatte. Das Blut war nicht nur Nahrung; es war so viel mehr. Er konnte die Essenz von Aoi spüren, ihre Gefühle, ihre Hingabe, ihre Bereitschaft, alles für ihn zu geben. Doch es war auch eine bittere Erkenntnis, denn mit jedem Tropfen Blut, den er trank, wurde ihm klar, wie tief er Aoi damit an sich band – und wie sehr er ihre Gefühle verletzen würde, wenn er sie nicht erwidern konnte.

Schließlich ließ er von ihr ab und atmete schwer, seine Lippen noch von ihrem Blut benetzt. Aoi lag schlaff in seinen Armen, ihre Wangen waren gerötet, und sie sah ihn mit halbgeschlossenen Augen an, ein Ausdruck von Ergebenheit und seltsamer Zufriedenheit auf ihrem Gesicht.

„Aoi..." flüsterte Yuka, seine Stimme voller Reue und Schmerz. „Es tut mir so leid... ich... ich wollte das nicht..."

Aoi schüttelte schwach den Kopf, ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Nein, Yuka... es ist in Ordnung. Ich habe es gewollt. Ich wollte dir helfen, und jetzt geht es dir besser, oder?" Sie hob eine Hand und strich ihm vorsichtig über die Wange.

Yuka schloss die Augen und drückte ihre Hand an seine Wange. „Aber zu welchem Preis?" murmelte er. „Ich habe dich verletzt... und ich habe etwas getan, das ich nicht mehr rückgängig machen kann."

Aoi richtete sich mühsam auf und sah ihm fest in die Augen. „Yuka, ich habe gewusst, was ich tue. Es war meine Entscheidung. Du brauchst dich nicht zu schämen oder schuldig zu fühlen. Ich bin froh, dass ich dir helfen konnte."

Yuka sah sie an, seine Augen waren voller Schmerz und Selbstvorwürfe. „Aber ich bin ein Monster, Aoi. Ich habe dich ohne Rücksicht gebissen. Das hätte nicht passieren dürfen."

Aoi legte ihre Hand auf seine und drückte sie sanft. „Du bist kein Monster, Yuka. Du bist nur... verloren. Und wenn es das ist, was es braucht, um dich wiederzufinden, dann werde ich es immer wieder tun."

Yuka schüttelte den Kopf, unfähig, ihre Worte zu akzeptieren. Er wusste, dass er sich in einer gefährlichen Abwärtsspirale befand. Der Hunger, die Dunkelheit in ihm – sie waren stärker als je zuvor, und jetzt hatte er Aoi in diese Welt hineingezogen, eine Welt, die sie nicht verdiente.

Er wusste, dass er eine Entscheidung treffen musste. Eine Entscheidung, die nicht nur seine eigene Zukunft, sondern auch die von Aoi und dem gesamten Königreich beeinflussen würde. Doch im Moment war er einfach nur erschöpft, seine Gedanken wirbelten durcheinander, und alles, was er tun konnte, war, Aoi in die Augen zu sehen und ihre unerschütterliche Zuneigung zu spüren.

„Ich weiß nicht, was ich tun soll, Aoi," gestand er schließlich, seine Stimme klang gebrochen. „Aber ich werde es nicht zulassen, dass du wegen mir leidest."

Aoi lehnte sich an ihn und schloss die Augen, ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Ich werde immer an deiner Seite sein, Yuka. Egal, was kommt."

Yuka umarmte sie fest und schloss die Augen, als er versuchte, die Dunkelheit, die in ihm tobte, in Schach zu halten. Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass der Weg, der vor ihm lag, voller Gefahren und Herausforderungen sein würde – und dass er vielleicht nicht stark genug war, um all dem standzuhalten, ohne Aoi zu verlieren.

Der Gedanke, dass ihre Bindung durch seinen Durst und seine Schwäche besiegelt worden war, ließ Yuka erschaudern. Doch in diesem Moment konnte er nichts anderes tun, als Aoi in den Armen zu halten und sich der bittersüßen Realität zu stellen, die ihr Blut ihm offenbart hatte.

Der Vampirprinz, der EntführerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt