Laith/Dalila

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Laith

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Laith

Mein Blick ruhte still auf Dalila. Ihr Schritt war gemächlich und verschlafen, wie der eines trotzigen Kindes, das die Welt in seinem eigenen Rhythmus durchstreift. Mit jedem verträumten Schritt, den sie in Richtung ihres Autos setzte, raubte sie mir den Atem.

Stundenlang hatte ich in der Menge nach ihrem vertrauten Gesicht gesucht, ihre Aura leuchtete so hell, dass ich sie schon aus der Ferne erkannte. Dalilas Lächeln, so strahlend und rein, schwächte mich jedes Mal aufs Neue, als würde es mein Herz zum Schmelzen bringen. Ihre Präsenz erfüllte die Umgebung mit einem strahlenden Nour, einem Licht, das alles überstrahlte.

Ich hatte sie so sehr vermisst.

Die Geschichte mit meiner Mutter war eine Lüge. Natürlich ging es ihr nicht um die Tupperware. Ich musste einfach meine Prinzessin wiedersehen. Ich weiß nicht, was ich getan habe, dass sie mir aus dem Weg ging. Sollte ich sie je mit meinen Worten oder Taten verletzt haben, möge Allah, unser Schöpfer, mir vergeben und die Wunde in ihrem Herzen heilen.

Ich würde die Welt für sie in Flammen setzen und jede Seele, die ihr Leid zufügte, soll dafür büßen. Sie war so rein, und doch habe ich diese Reinheit beschmutzt. Mein Leben ist zu kompliziert für die pure Dalila. Ich bin ein gebrochener Sünder, der verzweifelt Zuflucht beim Barmherzigen sucht, doch ich verliere mich in dieser vergänglichen Dunya, dieser Welt.

Warum ist es so schwer, das Richtige zu tun, obwohl Allah an unserer Seite ist?

Jeden Tag redete ich mir ein, die Distanz sei gut für uns, weil sie die kleine Schwester meines besten Freundes ist. Dalila verdient keinen Mann, der so gebrochen ist wie ich. Es ist ein innerer Kampf, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass ein anderer ihr strahlendes Lächeln sieht. Nur ich sollte dieses kostbare Geschenk empfangen dürfen.

Doch wie schon gesagt, ich verdiene ihre Reinheit und ihr reines Herz nicht. So wird es weitergehen wie all die Jahre zuvor: Das Gute findet zum Guten, und das Schlechte zum Schlechten. Möge Allah uns Sabr, Geduld, gewähren. Mit einem quälenden Seufzer wandte ich den Blick von ihrem Auto ab und schaute auf mein Handy.

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Dalila POV
Zu Hause angekommen, schlenderte ich in die Küche, um mir ein spätes Frühstück zuzubereiten. Mittlerweile ist es bereits 12 Uhr, was bedeutet, dass meine Mutter schon bei der Arbeit ist. Nur mein Bruder, der zurzeit sein sechstes Semester im Bauingenieurwesen studiert, müsste noch zu Hause sein. Arbeitslos ist er also nicht wirklich, obwohl es manchmal so scheint.

Das Leben als Student ist manchmal wirklich paradox. Man hat keinen Job, verbringt die meiste Zeit zu Hause ,doch die Eltern sind trotzdem stolz auf einen. In meinem Zimmer wechsle ich meine Kleidung und ziehe gemütliche Jogginghosen und einen kuscheligen Pullover an. Ich verstehe einfach nicht, wie sich manche Leute in ihren Alltagsklamotten ins Bett setzen können. Ich lege mich in mein Bett und beginne, durch Instagram zu scrollen.

Gestern Nacht schien es richtig rund gegangen zu sein, denn Leyla hatte Geburtstag. Leyla war immer eines dieser Mädchen, an denen ich mich als Teenager gemessen habe, weil sie viel Zeit mit Laith verbrachte. Ihr Aussehen war makellos, fast wie das eines Victoria's-Secret-Models. Um ehrlich zu sein, war sie nie gemein zu mir. Sie hat mich sogar zu ihrem Geburtstag eingeladen. Doch ich sah keinen Sinn darin, zur Party zu gehen, da Laith mit 99-prozentiger Sicherheit auch dort gewesen wäre. Den Schmerz, ihn wieder mit einem anderen Mädchen zu sehen, konnte ich einfach nicht mehr ertragen. Soll er doch machen, was er will – Hauptsache, mein kleines Herz muss das Ganze nicht mit ansehen.

Deshalb verbringe ich meine Zeit lieber mit Dylan O'Brien – zumindest auf dem Bildschirm. Erleichtert stellte ich fest, dass ich kein einziges Beweisfoto gefunden habe, das zeigt, dass Laith tatsächlich auf der Party war. Mit einem erleichterten Seufzen schloss ich die App und ging zu meinem Schreibtisch. Ich packte mein MacBook aus und stellte den Timer. Es war Zeit, produktiv zu werden.

Jurastudenten nerven mich oft. Viele nehmen den Konkurrenzkampf untereinander viel zu ernst. Manche reißen sogar Seiten aus Lehrbüchern, um es den anderen schwerer zu machen. Deshalb habe ich alles digital auf meinem MacBook. Es ist viel praktischer und leichter zu tragen. Motiviert und entschlossen machte ich mich ans Lernen.

Das Vibrieren meines Handys riss mich aus der Konzentration. Als ich es umdrehte, sah ich vier verpasste Nachrichten von Anayah.

Anayah:Dalila, ich will nach Hause. Ich wette, du Schlafmütze liegst wieder im Bett. 

Anayah:Ist dein Bruder zu Hause und zufälligerweise oberkörperfrei? Wenn ja, komme ich später vorbei, hihiii.

Anayah: O.M.G. Frau Dr. Schnabel, die Rassistin, hat gerade gesagt: „Ich wünschte, alle Nicht-Muttersprachler fallen durch die Prüfung." ICH HASSE SIE. Außerdem hat sie mal wieder vergessen, ihren Bart zu rasieren. 

Anayah: Laith ist hier. 

Seufzend legte ich mein MacBook beiseite.

Ich: Wo bist du? 
Anayah: HA! Das war ein Test. Natürlich antwortest du nur, wenn es um Laith geht. Macht endlich rum oder so ... 
Ich: HMARA(Esel),LASS DAS. Tatsächlich war ich am Lernen. Und ja, mein Bruder ist zu Hause, und du kotzt mich an.
Anayah: Supi dann ,bis gleich. Muawh

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