Chapter | 5

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Ich tat erst wieder aufblicken, als Kendras Stimme durch den abgetrennten Bereich hallte. Draco Malfoy stand vor mir und schien mich bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht bemerkt zu haben. Luna drückte sich gerade noch an mir vorbei hinaus auf den Gang, während Kendra sich damit abmühte den vorlauten Slytherin wegzuschicken.

,,Die Schmierfrisur ist weg", stellte ich ungewollt, beiläufig fest. Im selben Moment bereute ich meine Worte, denn mein Buch wurde mir aus der Hand gerissen und ein arrogantes Lächeln fand auf seinem Gesicht Platz. ,,Gib es her, Malfoy!", forderte ich, jedoch begleitete ein ungewolltes Zittern meine Worte. Kendra kam mir zu Hilfe, aber er erwiederte bloß: ,,Wusste ich es doch, genauso verletzlich wie dein Brud-" Ich unterbrach ihn mit einer wegwerfenden Bewegung und erhob mich.

,,Gib. Mir. Das. Buch. Malfoy!", der Geduldsfaden war gerissen und ich beobachtete prüfend seine Bewegungen. ,,Soll ich jetzt Angst haben?", fragte er verhöhnend und drehte sich grinsend zu seinen Begleiter, Crabbe und Goyle. Plötzlich fand der Zug ebenso wie unsere Konversation Halt. Unser aller Aufmerksamkeit galt dem Fenster, das uns auf Klarheit hoffen ließ.

Jedoch war das Fenster beinahe schwarz, da der Sturm zugenommen hatte, nur gelegentlich durchbrach ein Blitz das Dunkeln. Der Lärm der Kolben war abgeschwächt und verstärkt umhüllten uns die Geräusche des Regens und Windes.

Mit Skepsis sah ich auf Malfoys Armbanduhr. Anscheinend zog auch er jenen Entschluss und zog die Uhr binnen Momenten aus meinem Sichtfeld. ,,Es ist noch viel zu früh, wir könnten noch gar nicht angekommen sein", sagte ich an Kendra und Ginny gewandt. ,,Besserwisser...", murmelte Malfoy unter angehaltenem Atem und warf das mit goldenen Ornamenten überzogene Buch gegen das Fenster.

Mein Ansatz etwas zu sagen verschwand, als alle Lampen erloschen und Draco zurück wich. ,,Was hast du gemacht Potter?"-,,Gar nix!", erwiederte ich verteidigend. Zu seiner Stimme gesellte sich eine weitere, die ich Seth zuordnete. Ich ließ mich in den Sitz zurückfallen und beschwichtigte mich selbst mit den Worten, es seie bald vorbei.

Ginnys verschwommene Gestalt neben mir wischte über das beschlagene Fenster, um hinauszuschauen. Ein dumpfes Aufprallen erklang und nur Sekunden darauf das Zerbrechen von Glas. ,,Verdammt, pass doch auf Malfoy!", fluchte Kendra. ,,Ich geh Ron suchen.", erklärte Ginny und floh aus dem ausgebrochenen Chaos.

Ich spürte wie ich gestreift wurde und jemand sich neben mir niederließ. Um der Atmosphäre zu entkommen, rückte ich an das Fenster und blickte vergeblich hinaus. Die Dunkelheit verschluckte jedes Licht und bescherte eine unangenehme Kälte. ,,Was ist das?", Panik schwang in der Stimme des Slytherins. Vor dem Fenster bewegte sich eine schwebende Kapuzengestalt und ich gefror bei deren Anblick bis auf die Adern.

Irgendwo in meinem Hinterkopf vernahm ich Schreien und vor meinem inneren Auge reflektierten sich grüne, grelle Strahlen. Ich wusste nicht, welchen Ursprung diesen hatten, doch sie verhießen mit Sicherheit nichts Gutes. Ein Krachen ertönte und der Schatten einer hochragenden Person mit erhobenem Zauberstab fiel auf mein Sichtfeld. Bestürzt weiteten sich meine Augen und ich begann hustend nach Luft zu ringen.

,,(Y/n)!?", Kendras Stimme schnitt durch das Szenario, ,,Du warst wie weggetreten." Mit schwerem Atem blickte ich meinem Gegenüber entgegen. Ich lehnte mich zurück und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Malfoy stützte sich mit einer Hand auf meiner Schulter ab und mit der anderen langte er nach dem Fenster. Mit erhitzten Wangen duldete ich sein Tun.

Er schloss das Fenster mit einer zügigen Bewegung, ich wusste selbst nicht warum, aber ich war ihm auf einen gewisse Art dankbar, vermutlich weil die Kälte und das rasselnde Geräusch nun nicht mehr an uns herandrang. ,,Was war das?", fragte Kendra ihren Bruder kaum hörbar. ,,Ein Dementor", flüsterte dieser irgendwo im Abteil. Auf seine Bemerkung hin horchte ich unbewusst auf.

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Erleichtert atmete ich aus, sobald wieder Licht das Abteil durchflutete. Einige Momente lang hatte ich überfordert auf meine Hände gestarrt, bevor ich das Buch aufhob und es auf jeglichen Schaden überprüfte. Malfoy war sofort zurück in sein Abteil gekehrt, ohne sich mit auch nur einem Wort bei Kendra zu entschuldigen. Diese hielt bedrückt ihren zerstörten Kompass in der Hand, während Seth sie zu trösten versuchte.

,,(Y/n)!", keuchend stand Ginny im Türrahmen. Sie zitterte am ganzen Körper und warf mir einen undeutlichen Blick zu, ,,Dein Bruder..." Sofort stand ich neben ihr und folgte ihr an den vielen Abteilen vorbei bis hin zum letzten. Auf dem Weg kam uns Neville entgegen, ebenso verstört wie Ginny. Verwirrt sah ich ihm hinterher, beim Eintreten fiel mein Blick automatisch auf Harry.

Er saß blass mit leeren Augen neben Ron und biss von einer Tafel Schokolade ab. ,,Harry, was ist passiert?", fragte ich gebunden. Ron wurde bloß wegeschubst, damit ich neben meinem Bruder Platz nehmen konnte. Er schluckte schwer und mied meinen Blick weiterhin, Hilfe suchend streifte mein Blick Hermine. Sie beeilte sich zu erzählen, dass ein Dementor hier aufgetaucht war und Harry in Ohnmacht gefallen war.

So nervös hatte ich Hermine schon lange nicht mehr gesehen. Sie verhaspelte sich fortwährend und ihre Stimme überschlug sich beinahe. Harry starrte nur peinlich berührt aus dem Fenster. ,,Niemand anderes ist ohnmächtig geworden. Ich bin schwach", murmelte er leise. Nicht zustimmend schüttelte ich den Kopf, ,,Du bist die mutigste Person, die ich kenne"

Ein mir Fremder trat ein, er trug einen äußerst schäbigen, teilweise geflickten Zaubererumhang. Auf mich wirkte er erschöpft und krank, denn obwohl er noch recht jung war, durchzogen sein hellbraunes Haar einige graue Strähnen. Er stockte, sah sich um und fragte dann mit dem Anflug eines Lächelns: ,,(Y/n) Potter, oder?"

Ich traute mich bloß zu Nicken. ,,Er ist ein Professor, glaube ich", beruhigte mich Harry, da er mein Zögern zu bemerken schien. ,,In zehn Minuten sind wir in Hogwarts", berichtete uns der Professor. So entschied ich mich, die restliche Zugfahrt bei Harry, Hermine und Ron im Abteil zu verbringen. Auch wenn diese in Stille

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Der Zug hielt im Bahnhof Hogsmeades und ich machte mich bereits auf den Weg meinen Koffer zu holen. George kam mir zuvor, denn er wartete bereits mitsamt Koffer und Nova's Käfig an der Tür. Ich bedankte mich, mit den Worten ich seie ihm etwas schuldig und setzte dann die Kapuze meines Umhang auf.

Er folgte meinem Beispiel und begleitete Fred in den strömenden Regen hinaus. Als auch Ginny und Kendra zu mir stießen, traten wir ebenso auf den Bahnsteig. Unter großem Durcheinander drängelten alle nach draußen. Eulen heulten, Katzen fauchten - aufgrund des unpassenden Wetters - und Nevilles Kröte quakte laut unter seinem Hut hervor.

In eisigen Böen prasselte der Regen ungnädig auf uns nieder und es war bitterkalt, daher zog ich den Umhang fester um meinen Körper. Mit Mühe konzentrierte ich mich auf Ginny und Kendra, die bereits vorausgegangen waren. Meine Sicht verschwamm allmählich und der anhaltende Regen brachte mich um meinen Verstand.

Wie sehr wünschte ich mir im Moment, unter der schweren Decke meines Himmelbettes zu liegen und diesen ganzen Tag bereits hinter mir zu haben.

Draco Malfoy, a new page | German versionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt