Sternenlicht

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Sie kam zu ihm hinab geschwebt. Ihr Flügel schimmerten sanft im Sternenlicht. Sie war nicht aus Federn oder Haut oder Fleisch. Sie bestand komplett aus reinem Kristall, das so glatt und schön wie die Sonne und genauso scharf und tödlich war. Mit den Flügeln schlagend erklang dadurch eine seltsam fremde, betörend melodische Musik voller Dissonanzen. Ein tödlicher Tanz aus Schönheit und Fremde.
Fasziniert starrte er sie an. Es ging ihm immer so, wenn er sie sah. Niemals würde ihr Anblick normal werden. Nicht für ihn. Kurz vor dem Boden blieb sie in der Luft stehen und kam dann auf ihn zu. Zu Boden ließ sie sich nicht gleiten. Sie ergriff seine Hände.
»Kommst du? Bereit für unsere Reise in das Universum der Träume?« Ein kaum wahrnehmbares Flüstern von ihr, aber er kannte die Worte, denn sie war sein Engel der Träume aus Kristall. Er umarmte sie. Die Musik schwoll an und wurde immer virtuoser. Benommen flog er in ihren Armen davon wie jedes Mal.
Gespannt was er diesmal sehen würde, schloss er die Augen, um es nicht vorher zu erfahren. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Er spürte wie sie es tat, denn jede Emotion ließ sie schwach leuchten und erfüllt sie mit einer bestimmten Temperatur von innen heraus.
»Wir sind da«, sie ließ ihn los und er öffnete die Augen. Alles sah aus wie zuvor. Das schwarze Universum. Die hellen Sterne. Sein Engel neben ihm. Nichts um ihn herum. Erstaunt schaute er sie an als sie weg flog. Aber sie war schon wieder da, bevor er um sie fürchten konnte. Engel aus Kristall waren zerbrechlich und dennoch standhafter als alles in seiner Welt.
Ihre Hände hielten etwas, von dem er nicht erkennen konnte, was es war, weil sie es verbarg, aber ein heller Schein ging von ihren Händen aus. Bei dem kurzen Anblick wurde er von einer solchen Glückseligkeit erfüllt, dass er glaubte, zu platzen. Er schloss die Augen, um das Gefühl zu genießen und zu verkraften. Sie nahm seine Hand.
»Ich möchte dir ein Geschenk machen«
Er öffnete die Augen. Das hatte sie noch nie getan. Stumm schauten sie sich an. Ihre andere Hand mit dem Licht öffnete sich leicht und ließ etwas in seine übergehen. Es war ein reines helles Licht. Fragend schaute er sie an. Und das Gefühl des Glücks wurde immer stärker.
»Der Stern der Glückseligkeit«, antworte sie auf die Frage in seinen Augen.
Er öffnete den Mund, um sich zu bedanken, aber er bekam kein Wort heraus. Das Licht war in seinen Mund gerauscht und breitete sich in ihm aus bis es ihn ganz erfüllt. Eine Erkenntnis traf ihn.
Engel machten Personen, die sie für immer bewahren wollten zu Sternen.

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