POINT OF VIEW
JULIAN BRANDTDie Gespräche in der Runde wurden immer lauter und ausgelassener, während die Jungs ihre Biere leerten und die Cocktails auf dem Tisch weniger wurden. Die lockere Stimmung war ansteckend, und ich lachte mit, auch wenn ich mich nicht ganz so unbeschwert fühlte wie die anderen.
Kai saß mir schräg gegenüber, sein Lächeln leuchtete in der dunklen Bar, und jedes Mal, wenn er lachte, schien die Welt für einen Moment stillzustehen. Es war unfair, wie gut er aussah – diese Mischung aus Selbstbewusstsein und diesem unbeschwerten, fast jungenhaften Charme.
„Okay, Leute", rief Joel und lehnte sich vor, ein schelmisches Grinsen auf den Lippen. „Bester Anmachspruch. Los, haut raus!"
Niklas war der Erste, der sich meldete. „Okay, passt auf: ‚Bist du ein Magier? Weil jedes Mal, wenn ich dich anschaue, verschwinden alle anderen.'"
Die Runde brach in schallendes Gelächter aus, und ich musste zugeben, dass es irgendwie lustig war.
„Das ist schlecht", sagte Kai kopfschüttelnd. „Ich hab einen besseren: ‚Hast du einen Namen, oder kann ich dich mein nennen?'"
„Alter, ernsthaft?", fragte ich und konnte nicht anders, als zu grinsen.
„Was denn?", fragte er und hob unschuldig die Hände. „Das funktioniert immer."
„Na klar", murmelte ich und nahm einen Schluck von meinem Bier, aber mein Blick wanderte wieder zu ihm.
Er sah heute einfach... gut aus. Vielleicht war es das Licht, das auf sein Gesicht fiel, oder die Art, wie sein Hemd sich an seine Schultern schmiegte. Oder vielleicht war es einfach, dass er Kai war. Ich schüttelte innerlich den Kopf. Warum dachte ich so etwas? Es war lächerlich.
Die Jungs warfen weiter ihre Anmachsprüche in die Runde, und ich hörte zu, aber meine Gedanken waren woanders. Jedes Mal, wenn ich zu Kai sah, spürte ich dieses leise Kribbeln in meiner Brust, dieses Ziehen, das ich schon seit Wochen zu ignorieren versuchte. Ich hatte es lange verdrängt, hatte mir eingeredet, dass es nichts war. Nur ein Moment, nur eine Phase.
Aber es war keine Phase.
Ich wusste es jetzt.
Ich hatte mich in Kai verliebt.
Es war kein Gedanke, der plötzlich kam. Es war etwas, das sich langsam in mir aufgebaut hatte, über Wochen, vielleicht sogar Monate. Jedes Lachen, jede Berührung, jedes Gespräch hatte mich ein Stück näher an diese Erkenntnis gebracht.
Ich liebte ihn.
Und es war die schlimmste Erkenntnis, die ich je hatte.
„Okay, nächste Frage!", rief Joel und riss mich aus meinen Gedanken. „Wenn ihr mit einem Promi schlafen könntet, wer wäre es?"
Die Jungs stöhnten laut, und die Namen flogen sofort durch die Luft. Margot Robbie. Megan Fox. Zendaya.
„Und du, Julian?", fragte Niklas grinsend. „Wen würdest du wählen?"
Ich zuckte die Schultern und zwang mich zu einem Lächeln. „Keine Ahnung. Ich glaube, ich bin nicht so der Typ für Promis."
„Ach komm schon, irgendjemand muss dir doch gefallen", drängte Joel.
„Vielleicht", sagte ich ausweichend und nahm einen großen Schluck von meinem Bier.
Die Gespräche gingen weiter, aber ich zog mich innerlich zurück. Es war schwer, hier zu sitzen, so zu tun, als wäre alles normal, während mein Herz in meiner Brust raste. Ich hatte keine Ahnung, wann genau es passiert war. Vielleicht war es der Moment am See gewesen, oder vielleicht war es schon viel früher. Vielleicht war es einfach die Art, wie Kai mich ansah, als würde ich für ihn wirklich wichtig sein.
Aber es spielte keine Rolle, wann es passiert war. Es spielte nur eine Rolle, dass es passiert war. Ich konnte ihm das aber nie sagen.
Kai hatte Sophia, und selbst wenn er sie nicht hätte, würde ich unsere Freundschaft niemals riskieren. Kai war mein bester Freund, mein Zuhause in einer Welt, die oft so kalt und einsam war. Ich konnte ihn nicht verlieren. Aber gleichzeitig wusste ich, dass es mich langsam zerstörte, ihn so nah und doch so weit weg zu haben.
„Hey, Jule?", fragte Kai plötzlich, und ich sah auf.
„Ja?"
„Alles okay? Du bist irgendwie still."
Ich zwang mich zu einem Lächeln. „Ja, alles gut. Ich höre euch nur zu."
Er musterte mich einen Moment, bevor er nickte und sich wieder ins Gespräch einmischte. Aber sein Blick lingerte einen Moment länger, als es nötig gewesen wäre, und mein Herz schlug noch schneller.
Ich liebte ihn wirklich.
Und ich hatte keine Ahnung, was ich damit anfangen sollte.
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Abseits der Gefühle (Bravertz)
FanfictionSeine Stimme war ruhig, doch ich spürte den Schmerz darin. „Wie kannst du jemanden lieben und gleichzeitig planen, eine andere zu heiraten?" » Kai Havertz und Julian Brandt könnten unterschiedlicher nicht sein: der eine beliebt und unnahbar, der and...