20 - Recht und Gerechtigkeit

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Lucius Malfoy betrat an diesem warmen Sommermorgen das Ministerium. Sein makelloser schwarzer Umhang schwang hinter ihm her, und der goldene Schlangenkopf seines Gehstocks funkelte im Licht der hoch angebrachten magischen Lampen. Sein Urlaub war gerade erst zu Ende gegangen, und obwohl er es genossen hatte, vier Wochen in Ruhe auf Malfoy Manor zu verbringen, war er bereit, sich wieder seiner Arbeit als Anwalt für magisches Recht zu widmen. Er ging den Flur hinunter, grüßte die bekannten Gesichter mit einem höflichen Nicken und betrat sein Büro, das wie immer in tadelloser Ordnung gehalten war. Er setzte sich gerade an seinen Schreibtisch, als es an der Tür klopfte.

»Herein«, sagte Lucius, während er begann, seine Unterlagen zu ordnen. Die Tür öffnete sich, und ein Mann mittleren Alters mit dunklem Haar und einem freundlichen Gesicht trat ein. Es war Gideon Flint, ein Kollege aus der Rechtsabteilung, der für seine pragmatische Art bekannt war.

»Lucius«, begrüßte Gideon ihn mit einem Lächeln. »Willkommen zurück. Ich hoffe, dein Urlaub war erholsam?« Lucius lehnte sich zurück, seine grauen Augen kühl, aber nicht unfreundlich.

»Durchaus, Gideon. Vier Wochen abseits der üblichen Pflichten waren eine angenehme Abwechslung. Und du? Wie hast du die bisherigen Sommerferien verbracht?« Gideon setzte sich auf einen der Stühle vor Lucius' Schreibtisch.

»Oh, die üblichen Familienbesuche. Meine Frau bestand darauf, dass wir eine Woche in Cornwall verbringen. Sehr malerisch, aber ich vermisse die Struktur des Ministeriums.« Lucius' Mundwinkel zuckte leicht nach oben.

»Struktur ist in der Tat unverzichtbar.«

»Und Draco? Wie kommt er zurecht?«, wollte Gideon dann wissen.

»Er genießt die Sommerpause, obwohl er bereits darauf brennt, ins zweite Jahr zurückzukehren«, antwortete Lucius. Gideons Gesichtsausdruck änderte sich plötzlich und ein Hauch von Sorge trat in seine Züge.

»Das bringt mich mehr oder weniger direkt zu dem Grund, warum ich hier bin, Lucius. Hast du die Nachrichten gehört?« Lucius hob eine Augenbraue.

»Ich habe seit meiner Rückkehr keine offiziellen Berichte gelesen. Was ist geschehen?« Gideon seufzte, seine Stimme wurde leiser, als er weitersprach.

»Es geht um James Potter und seinen Sohn, Harry. Es scheint, dass der Junge schwer verletzt ins St. Mungo's gebracht wurde. Die ersten Berichte deuten auf jahrelange Misshandlungen hin. James Potter wurde verhaftet.« Einen Moment lang sagte Lucius nichts. Seine Miene blieb beherrscht, doch seine Gedanken rasten. Er hatte Harry selbst kennengelernt, einen höflichen, wenn auch zurückhaltenden Jungen, der bei ihrem letzten Treffen, als Lucius ihn zu den Weihnachtsferien nach Hause gebracht hatte, einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte.

»Das sind schwere Anschuldigungen«, sagte Lucius schließlich mit kühler Präzision. »Ist bekannt, in welchem Zustand sich der Junge befindet?«

»Er ist im St. Mungo's«, antwortete Gideon. »Die Heiler sagen, dass er schwer verletzt ist, aber stabil. Die Details sind natürlich noch vertraulich.« Lucius nickte langsam, seine Finger trommelten leicht auf die Armlehne seines Sessels.

»Und was erwartet man von mir in dieser Angelegenheit?« Gideons Miene wurde ernster.

»Der Minister hat darum gebeten, dich zu sprechen. Offensichtlich möchte er deine Expertise in der rechtlichen Aufarbeitung dieses Falles nutzen. James Potter ist nicht nur eine prominente Persönlichkeit, sondern der Vater des Jungen, der den Dunklen Lord besiegt hat. Die Sache ist heikel.« Lucius seufzte innerlich, doch er hielt seine kühle Fassade aufrecht.

»Selbstverständlich werde ich den Minister konsultieren. Informiere ihn, dass ich unverzüglich zur Verfügung stehe.« Gideon nickte und erhob sich.

Im Schatten des VatersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt