Datum: 17. Oktober
Ich spüre ihre Anwesenheit. Sie glauben, sie seien hier, um mich zu finden, doch sie verstehen nicht, dass sie Teil des Ganzen geworden sind. Jeder, der den Wald betritt, ist ein Teil von ihm, und ich... ich bin nur das Werkzeug, das seine Geheimnisse bewahrt.
Heute habe ich die Lichter zwischen den Bäumen gesehen. Die Lebenden kommen, neugierig wie die Krähen, die sich am Rande meiner Lichtung sammeln. Sie wissen nichts von den Wurzeln, die tief unter ihren Füßen liegen. Sie wissen nichts von der Bedeutung dessen, was hier entsteht.
Bald werde ich sie führen. Ihre Schritte werden den Kreis schließen. Ich werde das Zeichen setzen.
Laura schloss das Tagebuch und sah zu Jonas, dessen Gesicht im schwachen Licht angespannt wirkte. „Er beobachtet uns," sagte sie leise. „Er ist hier irgendwo... und er weiß, dass wir hier sind."
Jonas sah sich nervös um. „Was... was meinst du mit ‚Kreis schließen'?"
Laura drückte das Tagebuch fest an sich. „Er hat einen Plan. Einen Ort. Und vielleicht eine letzte Handlung, die ihn erfüllt. Er scheint eine Art Ritual vorzubereiten... mit uns als seinen Zeugen oder sogar als Opfer."
Die plötzliche Erkenntnis, dass der Täter sich vielleicht auf eine finale Tat vorbereitete – ein Abschluss seines Rituals – ließ Laura kalt durch die Knochen fahren. Sie spürte, wie ihre Nerven auf Messers Schneide lagen. Der Wald war nicht länger ein Tatort, sondern eine lebendige, bedrohliche Entität.
„Sagen wir dem Team, dass sie die gesamte Umgebung absuchen. Keine Spur zu klein, keine Ecke zu versteckt." Laura zog ihr Handy hervor, um Verstärkung anzufordern. „Wir werden ihn finden. Und wenn wir ihn finden, dann wird der Wald uns endlich die Wahrheit enthüllen."
Datum: 21. Oktober
Es ist seltsam, hier zu stehen und die Geräusche des Waldes zu hören, wie ich sie damals gehört habe. Die Eiche, unter der ich sitze, ist älter als alles, was ich kenne. Ihre Wurzeln greifen tiefer als die Geheimnisse, die sie verbergen. Ich erinnere mich an den ersten Baum, den ich hier gepflanzt habe. Ich war noch ein Kind, kaum groß genug, um die Schaufel zu halten. Mein Vater stand hinter mir, seine Hand schwer auf meiner Schulter.
„Alles wächst aus dem, was wir zurücklassen," sagte er. „Die Erde nimmt alles auf."
Ich erinnere mich an seinen Geruch – Erde, Moos, der Rauch seiner Pfeife. Er war der Erste, der mir das Geheimnis des Waldes zeigte. Er lehrte mich, dass nichts je verschwindet, dass alles zu etwas Neuem wird. Ich verstand es damals nicht, aber jetzt weiß ich es besser. Die Erde nimmt auf, was die Lebenden nicht brauchen. Die Erde ist gütig. Sie hält alles verborgen, solange wir sie nähren.
Heute habe ich wieder einen Baum gepflanzt, genau hier, wo er mich das erste Mal lehrte, wie man eine Wurzel vergräbt. Es ist ein Zeichen für mich selbst, eine Erinnerung daran, dass alles wieder zu seinem Ursprung zurückkehrt.
Laura legte das Tagebuch vorsichtig auf den Beifahrersitz und starrte durch die Windschutzscheibe in die Dämmerung. Die Worte des Eintrags hallten in ihrem Kopf nach: „Mein Vater stand hinter mir..." Dieser Satz klang wie der Anfang eines persönlichen Geständnisses, eines Blicks in die Kindheit des Täters.
„Was glaubst du, Laura?" fragte Jonas, der die Stille neben ihr kaum ertrug. „Das hier... klingt fast, als wäre der Wald für ihn eine Art Heiligtum, etwas, das er von seinem Vater übernommen hat."
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Der Eichhörnchenkiller
Mystery / ThrillerIch bin keine professionelle Autorin, darum nicht wundern wenn Sachen nicht ganz passen und für Verbesserungsvorschläge bin ich offen. Ist eher eine Kurzgeschichte geworden, aber für das Ergebnis bin ich halbwegs zufrieden Der Eichhörnchen-Mörder In...