Kapitel 7

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Das Sommerfest war lebendig und fröhlich, und die Familie Aldington zog viele Blicke auf sich, als sie über den Platz in Richtung des Standes des Bürgermeisters gingen. Mister Mayfield stand dort, ein kleiner, etwas rundlicher Mann mit einem warmen Lächeln. Seine braunen Augen funkelten hinter einer kleinen Brille, und sein braunes Haar, das an den Schläfen bereits ergraut war, schien in der Mitte des Kopfes einem kahlen Fleck zu weichen.

„Ah, die Aldingtons!", rief er erfreut und breitete die Arme aus. „Willkommen, willkommen! Clarence, wie schön, dich zu sehen."

Er schüttelte Clarence' Hand, bevor er sich Margarete und Catherine zuwandte. „Und ihr kennt natürlich meine liebste Frau Nathalie."

Nathalie Mayfield trat lächelnd vor. Sie war etwas größer als ihr Mann, ihre goldblonden Haare lagen in kleinen, weichen Locken um ihr Gesicht, und ihre grünbraunen Augen funkelten herzlich. Ihre Gesichtszüge waren freundlich und von einigen Lachfalten geprägt, die sie umso sympathischer wirken ließen.

„Die kleine Catherine!" rief sie aus, während sie die Hände auf Catherines Arme legte. „Dich habe ich ja ewig nicht gesehen. Und wie groß und schön du doch geworden bist – ganz wie deine Mutter."

Das Mädchen erwiderte das Lächeln, während ihre Mutter ein gezwungenes Lächeln aufsetzte. Nathalie wandte sich dann an Margarete. „Margarete, warum gehen wir nicht auf einen Kaffee? Es gibt dort drüben ein nettes Cafézelt, das wunderbar eingerichtet ist."

Kate wollte gerade fragen, ob sie mitkommen könne, als Percy plötzlich ihre Hand nahm und sie sanft wegzog. „Komm, Kate", sagte er, als sie aus dem Gespräch entkamen. „Mister Mayfield ist von meinem Sportlichen Leistungen so begeistert das er mich dazu überredet möchte, mit den kleinen Jungs aus dem Dort Fußball spielen."

Seine Schwester lachte auf. „Fußball? Mutter würde vor Schock umfallen."

Percy nickte grinsend. „Wahrscheinlich würde sie mich enterben."

Er legte den Kopf schief und setzte in einem übertrieben altmodischen Tonfall hinzu: „Nun, lass uns diesen Platz erkunden, liebste Schwester."

Die beiden schlenderten über den Marktplatz, während einige Menschen sie neugierig ansahen. Auch wenn ihre Kleidung schlicht war, stachen sie doch aus der Menge hervor. Catherine wusste, dass es ihr Auftreten war – das gepflegte Äußere, die Haltung, die sie unbewusst übernahmen, und die unausgesprochene Aura von Wohlstand, die sie immer begleiteten.

Percy führte sie zu einem Zuckerwattenstand, wo seine blauen Augen fast kindlich aufleuchteten. „Eine große, rosa Zuckerwatte, bitte", sagte er.

Das Resultat war riesig, und Catherine konnte sich das Lachen nicht verkneifen, als Percy die Zuckerwatte mit sichtlicher Begeisterung entgegennahm. Sie gingen weiter und landeten schließlich in einem Bereich, der wie eine kleine Bar eingerichtet war.

Hinter der Theke stand ein Mädchen, etwa in Percys Alter, das Catherine sofort auffiel. Ihre kurzen, schwarz gefärbten Haare wirkten glänzend, fast wie Seide, und ihre braunen Augen schimmerten im Licht rötlich. Sie trug mehrere Piercings in ihren Ohren, und ihr Stil war etwas, das Margarete zweifellos als „unverzeihlich" bezeichnet hätte. Doch Catherine fand sie faszinierend.

Percy bemerkte die Blicke seiner Schwester, als sie sich an einen Stehtisch stellten. Er griff sich ein Stück Zuckerwatte und schaute sie schief grinsend an. „Was gefunden, das du interessant findest?"

Kate blickte ihn verwirrt an, dann wieder weg. „Nein... ich habe mich nur umgeschaut. Mutter würde mir so eine Freundin sowieso verbieten. Und allein von unserem Stil her würden wir nicht gut miteinander auskommen."

Percy verdrehte die Augen. „Ach komm schon, Kate. Du bist doch diejenige, die all diese Liebesgeschichten liest. Schon mal was von ‚Gegensätze ziehen sich an' gehört?"

Catherine starrte auf die Zuckerwatte. „Nun, wenn man von einer Romanze ausgeht, aber..."

Bevor sie den Satz beenden konnte, griff eine Hand mit schwarz lackierten Fingernägeln ein Stück der Zuckerwatte. Catherine blickte überrascht auf und sah, dass es das Mädchen von der Bar war. Sie lächelte Catherine an, ihre Augen voller Schalk.

„Na? Schon überlegt, was ihr zwei Hübschen trinken wollt?" fragte sie und zog eine Augenbraue hoch.

Catherine schluckte, fühlte sich plötzlich unsicher. Percy hingegen war völlig unbeeindruckt und blickte auf die Getränkekarte. „Mhh, für mich einen Hemingway."

Catherine starrte währenddessen auf die Hände des Mädchens, die Percys Bestellung in ein kleines Gerät eintippten. Ihre Mutter erlaubte ihr nicht einmal hellblauen Nagellack – was würde sie wohl zu diesen schwarzen Nägeln sagen?

„Und du?" fragte das Mädchen schließlich und schaute Catherine direkt an.

„Uhmm... das Gleiche", murmelte Catherine unsicher.

Das Mädchen zog die Augenbrauen hoch. „Bist du nicht etwas jung für Gin?"

Catherine erstarrte, ihre Augen wurden groß. „Gin?" Sie blickte verwirrt zu Percy.

„Wie soll ich Mutter auf dem Heimweg sonst ertragen?" sagte Percy trocken.

Seine Schwester verdrehte die Augen. „Dann nehme ich... irgendeinen Saft. Kirsche?"

Das Mädchen notierte die Bestellung mit einem leichten Lächeln. „Kommt sofort, ihr Hübschen."

Catherine spürte, wie ihre Wangen heiß wurden, während das Mädchen sich abwandte und zur Bar zurückging. Percy grinste schief, lehnte sich zurück und pickte sich erneut ein Stück Zuckerwatte, bevor er murmelte: „Nun ja ich bin mir sicher sie hätte dir auch ein bisschen Gin gegeben wenn du nett gefragt hättest."

How many lies until I break?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt