Das ist Ultra lang geworden, deshalb sind es wieder zwei Teile, ich hoffe es gefällt euch! :)
Inspo: https://vm.tiktok.com/ZNdJn4foN/ Im Video sagt er zwar, dass die Statuen Platon und Aristoteles sind, aber in Wirklichkeit sind es Homer und Aristoteles. (Was ich auch nochmal nachschauen musste, obwohl ich da fast täglich dort vorbeilaufe...)
"Am Eingang des alten Hauptgebäudes der Freiburger Universität stehen zwei Bronzestatuen, die die philologischen und die philosophischen Disziplinen repräsentieren: Für die Literaturwissenschaften steht Homer (mit einer Lyra) und für die Fächer der philosophischen Fakultät Aristoteles (mit Schriftrolle). Auf dem Sockel der Aristoteles-Statue wird der erste Satz seiner Metaphysik zitiert, der ersten großen Abhandlung der Philosophiegeschichte:
Πάντες ἄνθρωποι τοῦ εἰδέναι ὀρέγονται φύσει. Alle Menschen streben von Natur aus nach Wissen.
Dass dieser Satz bedeutungsvoll ist, wird bei genauerem Hinsehen klar: Der Satz enthält eine These über die Natur des Menschen. Wissen wird als etwas dargestellt, nach dem jeder Mensch strebt und – wie Aristoteles weiter ausführen wird – auch streben soll." https://www.osa.uni-freiburg.de/philosophie/aufgaben/antike-mittelalterliche-philosophie/
Robert bei Aristoteles:
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So sieht es da generell aus:
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Bei Aristoteles
Freiburg, Januar 2025 Es war schon spät in der Nacht, aber er lag immer noch wach. In seinem Hotelzimmer in Freiburg. Morgen Abend hatte er hier einen großen Wahlkampfauftritt und davor noch einige andere Termine. Er sollte jetzt wirklich schlafen, damit er für morgen fit war.
Aber irgendwie bekam er nicht die Augen zu. Bis eben war er noch mit seinem Team durch Freiburg gelaufen und hatte ein paar Orte abgeklappert, die ihn an seine Studienzeit hier erinnerten. Das Münster, das schwarze Brett, wo man sich Mitfahrgelegenheiten organisiert hatte. Und Aristoteles.
In Roberts Kopf hallten die Worte nach, die er vorhin in die Kamera gesprochen hatte. Sie waren eine Lüge. "Keiner wusste, wo das ist, bei Aristoteles. Nur sie wusste wo es ist und ich wusste es." Er hatte sich bei Aristoteles, der Statue vor dem Eingang zur alten Universität, nicht mit einer jungen Studentin getroffen.
Er schloss die Augen und rieb sich die Schläfen. Er musste das sagen, auch wenn er Lügen hasste. Aber Robert war froh, dass er sich dabei nicht verhaspelt hatte und sein Team keinen Verdacht geschöpft hatte. Niemand außer ihm wusste, was damals wirklich geschehen war.
Niemand außer ihm und Christian.
Freiburg, Juni 1991 Robert schlenderte zufrieden lächelnd aus dem Vorlesungssaal, seine Tasche locker über die Schulter gehängt. Eine Kommilitonin erzählte ihm noch etwas über ihre anstehende Hausarbeit, die sie über Platons Timaios schreiben wollte und Robert hörte ihr interessiert zu. Sie strömten mit den anderen Studenten durch die enge Tür. Irgendjemand tippe ihn von hinten an, Robert dachte erst, es wäre ein Versehen gewesen bei diesem Gedränge. Aber dieser jemand tippte ein zweites Mal.
Robert drehte sich um und sah direkt in diese blauen Augen. "Hey, ähm-" begann der jüngere, was bei dem Gelaber der anderen Menschen um sie herum nur schwer zu verstehen war. Die Kommilitonin von eben verabschiedete sich von Robert, ohne dass er das wirklich mitbekam. Er kramte in seinem Gedächtnis, woher er diesen jungen Typ vor sich kannte.
"Hey, du bist auch im Seminar über die Vorsokratiker, oder?" fragte er schließlich. "Uhm ja." bestätigte der Blonde und errötete dabei etwas. War das, weil Robert ihn erkannt hatte? "Und in der Vorlesung eben war ich auch." Robert nickte freundlich, aber er wusste nicht so wirklich, worauf der andere hinaus wollte. "Hast du eine Frage? Oder was gibt's denn?" Der jüngere zögerte. Robert wurde nicht so ganz schlau aus ihm, aber irgendwie fand er den anderen Studenten ziemlich süß. Das war ihm auch schon in ihrem gemeinsamen Seminar aufgefallen.
Er beugte sich etwas zu dem anderen rüber, der ihm immer noch keine Antwort gegeben hatte. "Komm lass uns rausgehen, hier versteht man ja sein eigenes Wort nicht." Locker legte er dem eigentlich größeren einen Arm um die Schulter und schob ihn aus dem Gedränge raus an die frische Luft. Sie setzten sich auf die Stufen am Haupteingang, genau zwischen den beiden großen Statuten von Homer und Aristoteles, die philologischen und die philosophischen Disziplinen der Uni repräsentieren sollten. "Ach ich liebe den Sommer." schwärmte Robert vor sich hin, als die warmen Sonnenstrahlen seine Haut trafen. Der andere grinste ihn von der Seite an. Er drehte sich zu ihm: "Aber jetzt sag schon, was wolltest du eigentlich von mir?" Er erwartete, dass es irgendeine Frage zum Seminar oder zu der Vorlesung sein würde.
"Ich... Ich wollte fragen, ob du Lust hast, vielleicht mal was zu unternehmen. Also mit mir?" Robert hob eine Augenbraue und sah den jüngeren erstaunt an. Er kann ja doch reden, dachte er sich und errötete leicht. Fragte der Typ ihn gerade nach einem Date? Er spürte den wartenden, unsicheren Blick auf sich. Also rang er sich zu einer Antwort durch. "Oh okay. Klar, könne wir machen. Gerne. Aber wie heißt du überhaupt?" Ein schiefes Grinsen umspielte die Lippen des jüngeren, auf die Robert vermutlich einen Moment zu lange sah. "Christian."
Sie sprachen noch etwas über die Vorlesung eben, bevor Christian auch schon zu seiner nächsten Veranstaltung weiter musste. Sehr zu Roberts Bedauern, es machte ihm wahnsinnig Spaß sich mit dem anderen zu unterhalten. Er fand es auch etwas erschreckend, wie schnell der Typ ihm sympathisch geworden war.
"Also den bleibt es bei morgen?" resümierte Christian ihr Gespräch, der nach und nach immer gesprächiger wurde und mehr lachen konnte. Robert nickte, er freute sich. "Gerne. Und wo sollen wir uns treffen? Einfach hier, passt das für dich?" "Bei Aristoteles, sozusagen." kicherte der jüngere. Damit war es beschlossene Sache.
Zwei Tage später, bei Aristoteles Nervös trat Robert von einem Fuß auf den anderen. Er hatte die beiden Statuen der Philosophen hier vor dem Eingang schon bis ins kleinste Detail gemustert und musste immer noch über Christians Formulierung von vor zwei Tagen schmunzeln. "Bei Aristoteles."
"Hey!" rief ihm der Blonde schon aus einiger Entfernung zu und winkte übertrieben. Süß. Robert musste schmunzeln und begrüßte ihn mit einer kurzen Umarmung. "Also, was willst du machen?" wollte Robert wissen. Ihm war immer noch nicht ganz klar, ob das hier ein Date war. Oder nicht. "Öhm..." der jüngere kam ins Stocken und sah Robert beinahe hilflos an.
Der ältere erkannte die Sachlage recht schnell und wollte Christian aus der unangenehmen Situation befreien. "Komm." meinte er einfach nur und hakte sich bei ihm unter. Sie liefen Richtung Stadtmitte und sahen gemeinsam wahrscheinlich total ulkig aus. Christian im Poloshirt und Chinohose und Robert mit einem lockeren Anti-Atomkraft T-Shirt und einer Jeans soweit wie es nur ging.
Robert unterrichtete den anderen von seinem Vorschlag: erst etwas spazieren und dann vielleicht in ein Café oder so. Eine ganze Weile hakte sich der ältere bei Christian auch gar nicht mehr aus, was sie beide aber nicht zu stören schien. Sie redeten viel. Verstanden sich so gut, dass es Robert so vorkam, als würde er den jungen Kerl schon ewig kennen. Im Café debattierten sie kurz, wer denn jetzt zahlen würde. Das war der Punkt, an dem Robert keinen Zweifel mehr hatte, dass sie gerade auf einem Date waren. Er setzte sich schließlich durch und lud Christian, unter dessen Protest, ein. "Aber nächstes Mal zahle ich!"
"Nächstes Mal?" fragte Robert neutral und verunsicherte den jüngeren damit für einen Moment. "Ja...?" "Ich mache nur Spaß, Christian. Ich würde dich gerne wieder treffen." meinte der ältere ehrlich, woraufhin Christian ihn breit angrinste.
"Wann kannst du wieder?" fragte der Blonde hoffnungsvoll, als sie langsam wieder zurück zur Uni schlenderten. Christian hatte noch irgendeine Vorlesung und Robert hatte dort sein Fahrrad geparkt. Bei Aristoteles. "Erst wieder ab Montag. Ich fahr morgen übers Wochenende nach Hause, nach Kiel." meinte Robert entschuldigend. Er würde Christian auch am liebsten direkt morgen wieder sehen. "Ochhh" machte der jüngere etwas enttäuscht, bevor ihm scheinbar etwas einfiel: "Dann musst du mir aber deine Nummer geben, sonst halte ich das nicht bis Montag aus." Roberts Herz machte bei der Aussage einen kleinen Aussetzer. Wie konnte jemand nur so süß sein!? Gegen das Grinsen auf seinem Gesicht war er machtlos, als er belustigt antwortete: "Das sind doch nur drei Tage. Aber ich kann dir trotzdem meine Nummer geben."
Christian holte Stift und Papier aus seinem Rucksack und streckte es dem anderen auffordernd hin, der ein paar krakelige Zahlen darauf schrieb, ehe er es wieder zurück gab. "Ich glaube du musst langsam rein." meinte Robert und deutete auf seine Armband Uhr, es war fast viertel nach. Wenn sie noch länger hier standen und sich angrinsten würde Christian noch zu spät zu seiner Vorlesung kommen. Der jüngere nickte und schien einen Moment zu überlegen. Dann umarmte er Robert kurz zur Verabschiedung und drücke ihm dabei ganz beiläufig einen Kuss auf die Wange.
Ehe er etwas erwidern konnte, verschwand der Blonde schon in der Uni. Robert stand da, mit rotem Kopf und einer glühenden Wange. Und fragte sich, was wohl aus ihnen werden könnte.
Übers Wochenende schrieben sie sich ein paar mal und telefonierten. Am darauf folgenden Montag hatten sie ihr gemeinsames Seminar und Robert wurde bereits vor dem Raum überschwänglich von Christian begrüßt und umarmt. Sie trafen sich jetzt regelmäßig und verstanden sich von Mal zu Mal besser. Treffpunkt war jedes Mal bei Aristoteles. Robert wurde immer mehr bewusst, wie sehr er doch Gefühle für den jüngeren entwickelt hatte.
Wirklich darüber geredet hatten sie bisher aber nie. Es war irgendwie zu einem Ding zwischen ihnen geworden, dass Christian ihn zur Begrüßung und zum Abschied auf die Wange küsste. Robert wurde immer noch jedesmal davon knallrot. Er wusste, dass er langsam mal Klarheit schaffen und mit Christian darüber reden sollte.