Nachdem die Schwester aus dem Zimmer verschwunden ist, bin ich anscheinend wieder eingeschlafen, denn Sie kommt gerade wieder herein. Ich will endlich wissen was los ist! Mein Kopf dröhnt mittlerweile nicht mehr so stark, aber er tut noch weh. Was aber das schlimmste ist, ich kann mich nicht bewegen. Meine Finger, ja, wahrscheinlich auch die arme weil ich ja festgebunden bin, aber meine Beine, ich spüre sie nicht, ich kann meine kleinen Zehen nicht bewegen!!!
"Kathleen, sind sie wach?"
"Ja, außer das hier ist ein echt schlechter Traum, dann würde ich nämlich den ganzen Unfug träumen, was mir um ehrlich zu sein lieber wäre."
"Nein, das hier ist leider kein Traum. Es ist leider Realität."
"Ein versuch wars wert."
"Wie meinst du das ?"
"Ist egal."
"Achso, ja , ich bin übrigens Schwester Caro. Eigentlich Carolin, aber nenn mich bitte Caro, das klingt schöner. Ich werde mich die nächsten Tage um dich kümmern."
"Ok, Aber nennen sie mich bitte Katy, das klingt schöner"
"Ja klar mach ich."
"Und was hab ich jetzt?"
"ich darf es dir nicht sagen, das muss der Arzt machen, der dich operiert hat, er kann dir das genau sagen."
"Aber sie wissen es?"
"Na ja, Einzelheiten."
"Bitte, bitte, ich muss es wissen!"
" Aber ich darf es dir doch nicht sagen."
"Bitte, machen sie eine Ausnahme!"
"Ok, aber bitte ruhig bleiben, wenn ich es dir gesagt habe, okay. Es wird bestimmt eine Lösung geben."
"Ok."
"Also.."
"Schwester Carolin, wir wären dann soweit für die Visite."
"Ok Herr Möller. Brauchen sie mich noch oder soll ich gehen?"
"Bleiben sie ruhig hier. Ich werde jetzt Kathleen und ihren Eltern sagen, was sie hat. Würden sie bitte die Eltern reinholen? Sie sitzen im Warteraum 3."
"Ok mach ich."
"So Kathleen, wie geht es dir?"
"Ich will wissen was los ist!"
"Das erfährst du gleich. Also, wie geht es dir? Schmerzt dein Kopf noch?"
"Ein bisschen. Hab ich ne Gehirnerschütterung?"
"Nein zum Glück nicht. Es ist nur eine Platzwunde. Wir haben sie dir genäht, aber das ist nicht weiter tragisch."
"Und was ist mit meinen Beinen?"
"Tja, darüber müssen wir jetzt gleich reden, wenn deine Eltern da sind."
"Katy, Katy!!!"
"Mama, Papa!"
"Wir haben uns solche Sorgen gemacht!"
"die waren auch berechtigt. Es gibt da ein kleines Problem, aber setzen sie sich erstmal."
"Okay."
"Ja, also, wie sie vielleicht schon mitbekommen haben, mussten wir ihre Tochter operieren. Bloß leider konnten wir nichts mehr retten. "
"Was heißt das?"
"Was konnten sie nicht mehr retten?"
"Katy ist gelähmt. Das heißt, dass sie ihre Beine nicht bewegen kann und im Rollstuhl sitzen muss."
"WAAAAAAS???!!!"
"NEIN!!!"
"Doch, leider, ich wünschte wir hätten was retten könne, aber es ist aussichtslos. Sie wird wahrscheinlich ihr Leben lang im Rollstuhl sitzen müssen. So leid es mir tut, aber eine andere Möglichkeit gibt es nicht."
"Kann man da gar nichts machen?"
"Nein leider nein."
"Gibt es nicht irgendein Spezialisten, der ihr helfen kann?"
"Nein. Ihr Rückenmark ist stark beschädigt, wir sprechen hier von einer Paraplegie, das heißt, die Informationen können nicht an das Gehirn weitergeleitet werden und sie kann ihre Beine nicht mehr Bewegen. Es ist ein Ausfall von motorischer, sensibler und vegetativer Körperfunktionen unterhalb der Schädigung. Es tut mir wirklich leid, gerade weil Kathleen noch so jung ist, aber da kann man nichts machen. Vielleicht, aber auch nur ganz vielleicht, wird es irgendwann ein Wunder geben und sie wird ihre Beine wieder spüren können und vielleicht auch bewegen, aber das ist sehr sehr unwahrscheinlich."
"Das kann nicht sein! Das kann einfach nicht sein!! Mein Leben ist ruiniert!!! Ich kann nie wieder tanzen! Ich kann verdammt noch mal NIE wieder im Leben tanzen! Ich hatte so gute Chancen! Ich hab die Hauptrolle in einem wichtigem Stück bekommen! ich hätte in ein paar Jahren den Durchbruch schaffen können zu einer erfolgreichen Balletttänzerin! Das kann verdammt noch mal nicht wahr sein! Ich will nicht mein Leben lang im Rollstuhl sitzen!! Ich will TANZEN!!!"
"Kathleen, beruhigen sie sich bitte. Ich kann daran auch nichts ändern. Ich habe es wirklich mit meinem Team versucht, aber wir sind gescheitert, bei manchen Sachen kann man eben nicht operieren, man kann nicht alles wieder reparieren und in Ordnung bringen. Es steht nicht in unserer Macht, Wir können tun, was wir tun können, aber bei dir kann man nichts mehr in Ordnung bringen. Du wirst dich früher oder später damit abfinden müssen."
"Aber ich will das nicht!!!!"
"Ich kann das wirklich nicht ändern!"
"Katy, beruhig dich."
"Nein Papa, ich beruhig mich nicht! Mein ganzes Leben ist versaut!! Ich werde immer auf Hilfe angewiesen sein! ich werde mein Leben lang im Rollstuhl sitzen! Ich kann nichts mehr machen!! Ich bin gefesselt an einen bescheuerten Rollstuhl!! Mein Leben ist ruiniert!!! Und da soll ich mich beruhigen? Nein!! Ich habe jeden Grund mich aufzuregen! Dieser scheiß Autofahrer hat die Schuld! Wegen dem ist mein Leben im Eimer! Ich hatte verdammt noch mal die Vorfahrt!!!"
"Kathleen, ich werde ihnen jetzt eine Beruhigungsspritze geben. Sie ruhen sich erstmal aus, bleiben noch ein paar Tage stationär und werden beobachtet und in zwei Wochen kannst du dein neues Leben im Rollstuhl anfangen und deine Eltern können dich mit nach hause nehmen."
"Katy, wir lieben dich! Wir lieben dich, so wie du bist!"
"Merk dir das! Du bist deswegen kein anderer Mensch! Du kannst trotzdem Leben. Es wird zwar schwieriger werden, aber du kannst trotzdem weiter leben. "
"Bis später."
Und schon bin ich wieder weg. Na super. Ich LIEBE MEIN LEBEN!
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Ballett vs. Realität
Teen FictionIn dieser Geschichte geht es um die 16-Jährige Katy(Kathleen), die eine sehr ehrgeizige Balletttänzerin ist und kaum Zeit für Freunde findet. Sie trifft einen Jungen, der ihr zeigt, das es noch andere Sachen als nur das Ballett gibt. Doch was dann p...