32. der Brief

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Mein Herz,

dies ist kein Brief, den ich jemals schreiben wollte. Du bist einfach von mir gegangen, auf jede erdenkliche Art und Weise habe ich dich verloren. Mir bleibt nichts mehr. Ich weiß nichts mehr.

Ich hatte noch so viele Fragen an dich. Als du mich angerufen hast und zu mir kommen wolltest, da dachte ich, wir würden wenigstens ein letztes Mal darüber reden, wie alles soweit kommen konnte. Wie es so enden konnte. Aber meine Antworten werde ich nun niemals mehr bekommen. Du hast sie alle mitgenommen, genau wie mein Herz; denn das ist bei dir. Für immer begraben.

Wenn ich dich noch einmal, nur ein einziges Mal, sehen dürfte...

Ich würde dir sagen, dass ich jeden Kontakt zu Noah abgebrochen habe, und das schon vor diesem schrecklichen Tag. Ich würde dir zeigen, dass ich endlich verstanden habe, was du mir immer – vom ersten Tag unserer Freundschaft an - klarmachen wolltest. Nämlich dass ich stärker bin als er! Dass ich nicht so schwach bin, wie er mir immer eingeredet hat; sondern dass er der Schwache ist und mich nur immer heruntergeputzt hat, um sich selber größer zu fühlen.

Ich würde dir sagen, dass ich mich nicht mehr verstecken möchte vor der Welt; ich wollte, dass du die wirkliche Bianca kennen lernst – und dich neu verliebst? Gott, ich hatte noch so viel Hoffnung.

Wieso wolltest du mich sehen? Wolltest du endlich meine Sachen loswerden? Oder gab es vielleicht noch einen klitzekleinen Funken...? Er hätte mir doch ausgereicht! Diesmal hätte ich keine Geheimnisse mehr vor dir gehabt! Ich wollte, dass du alles siehst; alles über mich weißt, was es zu wissen gibt – über die vielen Fehler, die ich gemacht habe und auch die Schulden...

Ich wollte dir die Möglichkeit geben, die echte Bianca zu lieben. Oder sie zu verlassen, wenn du diese Person nicht hättest lieben können. Ich weiß endlich, dass ich nur ich sein, mich nie mehr verstellen möchte. Ich weiß endlich, dass ich lieber allein und ich selbst wäre, als in irgendeiner Beziehung und dafür mir selber fremd... Ich weiß jetzt, dass ich nur um meiner selbst Willen geliebt werden möchte.

Und ich habe gehofft, dass du dieser Mensch an meiner Seite sein würdest.

Denn es gibt niemanden, den ich mehr lieben könnte, als dich. Um deiner selbst Willen.

Doch alles, was mir bleibt ist nur ein Bild von dir – gebrochen und leblos auf den braunen Steinen vor meiner Haustür. Dieser Moment... als alle Hoffnung von mir ging... ich wünschte, du hättest mich mitgenommen! Sag mir, wie ich nun weitermachen soll? Sag mir, wie ich das überleben soll?

Doch du hast keine Antworten mehr für mich.

Du hinterlässt nur Fragen. Und ein Loch, wo früher mein Herz war. Denn mein Herz warst du und du bist fort...

Deine Biene


Drei Seelen, die auf diese Zeilen starren – Mama, Irma und ich.

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