Kapitel 28 - Strandabend

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Der Tag neigte sich langsam seinem Ende zu, doch es war auch noch um halb 10 sommerlich warm und angenehm. Wir lagen immernoch alle gemeinsam am Strand und unterhielten uns. Sarah und ich haben uns lange nicht gesehen, da gab es genügend Gesprächsstoff. Vorhin habe ich auch nochmal mit Cameron gesprochen. Als erstes hat er mich gefragt, wo ich so lange geblieben war, als ich mich mit Matt aus dem Staub gemacht hatte. Ich habe ihm erzählt, dass wir lange geredet haben und Matthew letztendlich nichts mehr von mir möchte. Daraufhin hat er erst mal erleichtert geseufzt, was ich ihm nicht übel nehmen konnte, da dies ja seine größte Befürchtung war. Es hätte die Freundschaft zu zwischen den beiden komplett zerstört. Jetzt redet er normal mit Matt, nur hin und wieder wirken sie bei gewissen Themen unterkühlt, doch das legt sich immer sehr schnell. Ich bin mir sicher, dass Cameron noch etwas an seinem ehemaligen besten Freund liegt und ich wünsche mir es mehr als alles andere, wenn wir wieder zu diesem Normalzustand zurückkehren könnten. Und ich bin mir sicher, wir schaffen das. Egal, wie lange es dazu brauchen wird.

"Wer hat Alkohol bestellt?", rief Shawn trällernd hinter uns und kam mit einer weiteren Kühlbox zu uns gelaufen. Er war vor einer halben Stunde abgehauen, um 'etwas zum Trinken' zu holen. Dabei dachte ich nicht direkt an Alkohol, sondern eher an Getränke wie Fanta und Cola. Aber ich hätte es wissen müssen. Als ich auf seiner letzten Party war, war er der Feierwütigste von allen. Er vertrug viel, nicht so wie ich. Ich werde heute ganz bestimmt nichts davon trinken, denn in dieser Kühlbox befand sich etwa kein Bier. Dort drinnen lagen Flaschen mit blauen, durchsichtigen und roten Flüssigkeiten und jeder Dorftrottel würde auf den ersten Blick erkennen, dass das mehr als hochprozentig ist. Ich frage mich nur, woher er immer das ganze Zeug bekommt, wobei er selbst noch total jung ist.

Das Lagerfeuer war bereits angezündet und brannte lichterloh. Es sah schön und gemütlich aus, vor allem, weil wir noch unsere Stühle und Liegen hatten. Aber wir setzten uns einfach alle in den Sand um das Feuer, damit wir uns besser sehen konnten, da die Sonne inzwischen untergegangen war und sich niemand mehr auf dem großen Strand befand. Im Hintergrund konnte man das beruhigende Rauschen der Wellen hören, die am Strand zerschellten. "Es klingt zwar kindisch, aber wir könnten doch etwas spielen?", meinte Shawn grinsend und fuchtelte verdächtig mit einer der Vodkaflaschen umher. Bitte nicht. "Trinkspiel!", ächzte Nash durch die Gegend und sprang auf. "Ich kenne eins! Ich habe noch nie...", begann er. MUSSTE ES AUSGERECHNET DIESES VERDAMMTE SPIEL SEIN. Alle standen auf und bildeten einen neuen Sitzkreis auf einer Decke, in der Mitte befand sich eine halbvolle Wasserflasche. "Ihr kennt das Spiel? Jeder, der der Aussage wiederspricht, muss trinken. Und sagt die Wahrheit, sonst ist es nicht lustig.", meinte Cameron und setzte die Flasche an. Dabei blickte er zu Matt, der wiederum Cameron zunickte. Es schien so, als hätten sie eine kleine Abnmachung und würden nur nochmal sichergehen, ob der andere es nicht vergessen hätte. Aber hey, solange sie sich nachher die Augen nicht auskratzen, kann ich guten Gewissens dieses Spiel spielen. Ich muss nicht immer von allem wissen, dachte ich mir.

"Also gut, ich drehe.", sagte Cam und gab der Flasche einen Stoß nach links, es traf Selina. "Okay, lasst mich nur kurz überlegen.. Ich habe noch nie Geld meiner Eltern geklaut.", sagte sie grinsend uns blickte in die Runde. Gut, dass es nur so harmlos anfing. Überraschenderweise nahm jeder einen Kurzen und ich wollte nicht die Spielverderberin sein, also ließ auch ich das grünliche Zeug meine Kehle brennend hinunterfließen. Ich habe einmal meine Eltern beklaut, aber nur 2 Euro, weil ich meiner Mutter das Geld aus dem Einkaufswagen nicht wiedergegeben habe und sie es vergessen hat, von mir zurückzuverlangen... Zählt das? Egal, es muss ja keiner wissen. Der Gedanke an meine Mutter versetzte mir einen Stich in den Magen. Wenn ich nur daran dachte, dass sie meinen Vater für jemand anderes verließ und sie sich jetzt mit einem Neuen vergnügte, ekelhaft. Ich muss demnächst unbedingt meinen Dad und Jan anrufen, so lange habe ich nichts mehr von ihnen gehört. Aber ich werde Papa bestimmt nicht erzählen, dass ich hier Drogen genommen habe, entführt wurde und immer wieder mit meinen Freunden Alkohol trank. Wenn er das wüsste... würde es ihn sowieso kaum interessieren. Ich habe hier ein neues Leben und ich liebte es gerade mehr als alles andere, auch wenn viel Scheisse in letzter Zeit passiert war. Und ich werde dieses Leben auch so schnell nicht aufgeben, dafür wäre es viel zu schade. Ich möchte garnicht daran denken, dass in 4 Monaten mein Auslandsjahr in Sydney endet und ich noch zwei Jahre Schule in Stuttgart habe, bevor ich wieder hierher kann. Irgendwie kann ich nicht zurück, ich musste irgendetwas unternehmen. Ich konnte nicht von hier weg.

Nun durfte Selina die Flasche drehen. Es traf Nash. Ständig kamen nur irgendwelche spaßigen Ereignisse, die sowieso schon jeder mal begannen hat. Mir war natürlich sofort klar, dass die ersten Runden nur zu einem Zweck dienten. Jeder sollte sich einfach schnell betrinken und erst dann konnte der 'richtige' Spaß beginnen. Mir war nicht wirklich wohl dabei, doch jeder schien so fröhlich und ausgelassen momentan, sodass ich nichts Schlimmes befürchtete. Trotzdem gab es gewisse Dinge, von denen nicht unbedingt jeder erfahren musste. Ich kannte Selina und Shawn beispielsweise fast garnicht, trotzdem waren beide ja sehr nett. Das Spiel mag wirklich eine gute Kennenlernmöglichkeit sein, doch ich werde dieses Spiel nie richtig mögen können, denn es bleibt immer die Gefahr, dass andere etwas sehr Privates erfahren, die man sehr gerne für sich behalten hätte. Dies kann vorallem ziemlich peinlich und unangenehm sein, wenn man in einer sehr kleinen Gruppe spielt, so wie bei uns.

Die Atmosphäre wurde immer ausgelassener und friedlicher, und auch ich begann, mich zu entspannen. Wir hatten einfach Spaß. Nun war wieder Nash an der Reihe, den es besonders erwischt hatte. Bei jedem 'Ich habe noch nie...' musste er einen Kurzen trinken, dementsprechend lallte er inzwischen auch und schien, total neben der Spur zu sein, aber es war natürlich auch ziemlich lustig, ihn so zu sehen. "Okay, okay. Ruhe bitte! Jetzt bin ich dran. Ich... habe noch nie eine Person in der Runde geküsst.", lachte er und blickte zu seiner Freundin Sarah und zwinkerte ihr grinsend zu. Sie fing augenblicklich an zu lachen und ließ sich nach hinten in den Sand fallen. Sie war definitiv genauso betrunken wie Nash. Jeder bis auf Shawn und Matt tranken wieder ein Fläschen aus und ich war Matt so dankbar, dass er nichts getrunken hat, sonst wüsste ich nicht, was Cameron getan hätte. Matt blickte zu mir und lächelte, ich lächelte zurück und formte mit meinen Lippen ein leises 'Danke'. Er nickte nur und widmete sich dann Shawn, die sich ein High Five gaben. "Ein Hoch auf das Single-Dasein!", schrie Shawn und gab sich mit Matt ein Glas Vodka. Währenddessen drehte ich mich zu Cam und ließ mich von ihm küssen. Es war ein kurzer, süßer Kuss. "Trink' nicht so viel.", meinte er und blickte mir in die Augen. "So ist das Spiel.", erwiederte ich unschuldig. Wir drehten uns wieder um. "Wir sollten das jetzt beenden, es ist schon halb 2 und meine Eltern wissen nicht, wo ich und Sarah sind.", sagte Shawn und klopfte sich Sand aus dem Schoß. "Ich denke nicht, dass irgendjemand von uns heute noch fahren sollte.", sagte Selina und schaute uns fragend an. "Passt schon, ich kann fahren.", wiedersprach Matthew und richtete sich auf. "Kannst du nicht. Du hast auch viel getrunken.", meinte ich besorgt. Ich wollte echt nicht, dass sich auch nur einer von uns in diesem Zustand ans Lenkrad setzt. Wer weiß, was da alles passieren kann. Man hört doch so viel von Leuten, die nachts betrunken Heimfahren und dann den Beifahrer bei einem Unfall umbringen. Matt trat näher an mich heran und sagte: "Glaub mir, ich kann noch fahren. Vertrau mir."

"Matt, ich weiß ni-", begann ich zu nörgeln, doch er unterbrach mich erneut.

"Vertrau mir.", sagte er erneut. Ich nickte zögernd und hoffte, dass er wusste, was er tat. "Anna, er kann gut fahren. Es ist okay.", sagte Cameron beruhigend. "Geht ihr, ich und Nash kommen mit Selina und Sarah und Shawn nach. Sorgt nur für genügend Platz zum Schlafen. Bis nachher.", sagte Jake und packte mit den anderen das Zeug zusammen, während ich, Matt und Cameron uns auf zu dem Truck machten. Das hieß dann wohl Sleepover XXL. Wir stiegen ins Auto ein und ich machte es mir allein auf der Rückbank bequem, als auch mich der übermäßige Alkohol erreichte. Cameron saß auf dem Beifahrersitz. "Wiiir machen eine Pyjama-Party! Habt ihr auch eure Pyjamas dabei?", rief ich durch das Auto, als Matt den Motor anschmiss. "Oh nein, jetzt geht das los.", hörte ich Cam zu Matt sagen, der daraufhin nur spottend lachte. Wie redselig ich auch sein mochte, irgendwann übermannte mich die Müdigkeit und ich schloss langsam meine Augen und hörte den beiden Jungs zu, wie sie sich leise unterhielten. Und ich schlief mit einem guten Gefühl ein, denn Cameron und Matt konnten wieder miteinander reden, und das war schön.

Auslandsjahr mit Liebe? - Cameron Dallas/Nash Grier/Matthew Espinosa: FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt