Kapitel 47

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Schluchzend drückte ich mich mit dem Rücken gegen die Tür. Möglichst unauffällig tastete ich mich zum Öffner vor. Tatsächlich fand ich den kühlen Metallgriff relativ zügig. Und dann ging alles ganz schnell. Ich riss die Tür auf, hastete aus dem Wagen und rannte los. Plötzlich spürte ich diese großen Hände, die mich zu Boden warfen, noch bevor ich den Mund zu einem Hilfeschrei hätte auftun können. Auf dem Bauch liegend fing ich nun bitterlich an zu weinen. Mein Körper wurde hochgezogen, mein Mund wurde zu gehalten. Ich versuchte mich mit den Füßen loszutrampeln, doch sein Griff an meinen Armen war zu stark. Er hievte mich auf seine Schulter und Sekunden später befand ich mich in einem kleinen schwarzen Van. Die Tür zum Laderaum wurde zugeknallt. Was zur Hölle war passiert und wieso interessierte sich niemand dafür? So viele Leute, Anwohner, Cafe Besucher und Spaziergänger hätten mich sehen können, aber nein, sie schauen einfach weg.
Mein Leben erinnerte mich an einen schlechten Actionfilm, bei dem die Zuschauer sich darüber lustig machen, wie unrealistisch er doch wäre. Und doch war es real. Ich zitterte am ganzen Körper und robbte mich zur Tür. Natürlich war sie verschlossen, aber was blieb mir denn anderes übrig, als es auszuprobieren? Hilfesuchend hämmerte ich gegen die verdunkelte Glasscheibe, allerdings blieb ich erfolglos. Das Auto setzte sich in Gang. In dem Moment war mir klar, dass das Leben ein Spiel war. Und ich hatte verloren.
Mir war schon ziemlich früh klar, dass ich nicht zwangsweise der Typ fürs Gewinnen war. Und auch das Wort 'Gewinner' hat mir noch nie gefallen. Als kleines Kind war ich schon immer der Verlierer. Sei es beim Fangen spielen gewesen, 'Mensch ärgere dich nicht!' oder Kniffel. Darum war ich auch nie ein Freund der Gewinner. Gewinner, wie Franko Bair. Nach duzenden Versuchen, die Tür des Lieferwagens aufzuschlagen, gab ich schließlich auf. Ich lag wie ein welkes Blütenblatt am Boden und bewegte mich nicht mehr. Irgendwann hielt der Wagen. Ich hörte nur dumpf, wie eine Tür zugeschlagen wurde und eine andere sich öffnete. Meine Tür. Die Sonne war nicht mehr zu sehen, es war stockdunkel draußen. Irgendwo raschelte etwas. Das einzige, was ich sonst noch hörte, war mein eigener Atem. Er ging schnell, viel zu schnell. Schritte. Sie kamen auf mich zu. Ich spürte eine große Hand an meinem Hinterkopf. Der feste Griff zog mich nach vorne und ich schloss die Augen. Doch mein Leben war kein Film, bei dem man an den schlimmsten Stellen einfach weg sah, es ging immer weiter. „Kleines..." raunte Franko in mein Ohr, brachte mich zum erschaudern und lachte dann dreckig. „Ich habe schon kurz mit deinen Freunden von der Polizei telefoniert. Wir tauschen dich gegen meinen Sohn, aber vorher will ich dich noch ein bisschen benutzen, Schätzchen."
Mir wurde speiübel, Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus, das Zittern wurde schon wieder stärker und mein Magen zog sich zusammen. Ich wusste genau, was Bair wollte, wusste, dass ich alles von vorne losgehen würde. Da streifte er mir auch schon die Jacke von den Schultern.  

Einen wunderschönen Abend, meine Engels!
Jap, ich weiß, das sind nur 500 Wörter, aber gegen Ende wollte ich häufiger solche 'gemeinen' Cuts machen. Dann regen sich immer alle so schön auf ^^
Übrigens sah der Himmel hier vorhin fast genau so aus, wie auf dem Cover #facepalm
Wir hören (hoffentlich zeitnah) voneinander,
eure AngelofCologne


Broken MindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt