Kapitel 30: Das Herz in der Hand

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How many nights does it take
to count the stars?
That's the time it would take
To fix my heart.
Oh, baby, I was there for you
~ One Direction (Infinity)

Calums Sicht

Ich wurde wach durch lautes Geschluchze und Geschreie. Erschrocken setzte ich mich auf und sah zur Seite, wo Michael lag und sich immer wieder im Bett rumwälzte und angsterfüllt schrie, er schluchzte herzzerreißend und der Anblick brach mein Herz. "Michael.", murmelte ich noch nicht ganz wach und schüttelte vorsichtig seine Schulter, nur damit Michael aufschreckte und mich aus Tränengefüllten, verängstigten Augen ansah. "Hey, alles ist gut. Ich bin hier und Aaron wird nicht wiederkommen, in Ordnung?", flüsterte ich in die Dunkelheit und hörte im Hintergrund Ashton schnarchen. Obwohl Michael ein Vampir war und so gut wie nie schlief, hatte Ashton darauf bestanden, dass Michael mit mir im Bett schlafen würde und nicht auf der Couch wie Luke oder auf einer Matratze auf dem Boden. "I-ich... Ich-", schluchzte Michael und ich nahm ihn vorsichtig in den Arm, darauf bedacht, dass es für ihn in Ordnung war. "Warum hab ich solche Angst, Calum? Warum macht er mir so viel Angst?", wimmerte Michael in meine Schulter und ich seufzte nur, nicht in dem Zustand eine Antwort für seine Fragen zu finden. "Glaub mir es wird besser. Du hast etwas schlimmes- Nein, etwas furchtbares erlebt und keiner wird dich dafür verurteilen, dass du jetzt so reagierst. Du hast ein Trauma, du musst erstmal lernen das alles zu verdauen.", flüsterte ich sanft und zog Michael auf meinen Schoß, um ihn hin und her zu wiegen. "Bitte mach das es aufhört, Calum. Ich will nur, dass es aufhört.", flüsterte Michael zurück.

"O-okay ich versuch's.", murmelte ich und setzte mich etwas mehr auf, während Michael mir durch die Dunkelheit hindurch in die Augen sah. "Vertraust du mir?", fragte ich noch und Michael sah mich kurz überrascht an, bevor er nickte. Damit ging Michael von mir runter, damit ich aufstehen konnte und ihn danach in die Küche führte. Dort machte ich das Licht an und öffnete den Kühlschrank, um ein weiteres Fach zu öffnen, wo Blutbeutel für Louis drin waren, falls er mal krank wurde. Denn dadurch, dass er sich von Tierblut ernährte war sein vampirisches Imunsystem schwächer, sodass er krank werden konnte. Als ich einen Blutbeutel rausnahm ging Michael sofort ein paar Schritte zurück und er sah mich verängstigt an. Traurig, dass er so verängstigt war, legte ich den Blutbeutel auf die Küchenplatte, bevor ich zu Michael lief. "Du hast gesagt du vertraust mir. In diesen Blutbeuteln ist kein Eisenkraut, ich verspreche es dir.", murmelte ich sanft, um ihn nicht zu verschrecken und lächelte aufmunternd, bevor ich ihm meine Hand hinhielt. Zitternd griff er nach meiner Hand und ließ sich zu dem Blutbeutel führen, bevor ich diesen öffnete und nur einen Teil davon in ein Glas umfüllte. "Hier. Nimm erst ein bisschen.", flüsterte ich und er nickte unsicher. Ich wollte ihm das Glas geben, aber seine Hände zitterten vor Angst und plötzlich war er auf der anderen Seite des Raums und sank die Wand runter. "Ich kann das nicht, Calum. Da ist Eisenkraut drin, es wird wieder alles in meinem Körper brennen und Aaron hat das bestimmt gemacht, als ihr geschlafen habt.", wimmerte er verängstigt, schon fast panisch, und ich schüttelte den Kopf und stellte das Glas ab.

"Nein, nein Michael, da ist kein Eisenkraut drin, ich versprech es dir.", erklärte ich und lief auf ihn zu, kniete mich vor ihn und seufzte. Michael sah völlig fertig aus, wie ein verletztes Katzenbaby, dass jetzt vor dem Auto weghumpelte, dass es angefahren hatte. Mit einem traurigen Lächeln legte ich meine Hand auf seine rechte Wange und küsste danach vorsichtig seine Stirn. "Ist schon okay. Ich hätte es langsamer angehen sollen.", lächelte ich aufmunternd und fuhr durch den Seitenansatz seiner Haare. "Kann... Kann ich dich küssen?", fragte Michael plötzlich und ich sah ihn überrascht an, immerhin hätte ich in dieser Situation niemals damit gerechnet, aber dann nickte ich. Michael atmete unsicher durch und krabbelte dann vorsichtig auf meinen Schoß weswegen ich mich etwas anders hinsetzte. Seine Hände fuhren zu meinem Nacken und meinen Haaren, bevor er sich zu mir runter lehnte und seine Lippen zitternd auf meine legte. Meine freie Hand legte sich beschützend auf seinen Rücken und eigentlich müsste er mich mit seinen Vampirfähigkeiten beschützen, aber manchmal brauchten gerade die Schutz, die nicht schutzlos wirkten. Seine Lippen waren aufgeplatzt und rauer als ich sie in Erinnerung hatte, aber das lag wahrscheinlich daran, dass er gefoltert wurde und immer noch nicht genug Blut im Organismus hatte, um vollständig zu heilen. Michael ließ sofort ab, als mein ein leises Knarren hörte und sah sich um, während wir uns immer noch so nah waren, dass meine Lippen gerade so seinen Kiefer berührten.

Das Licht im Flur ging an und Michael stand auf und zog mich hinter sich, natürlich in Vampirgeschwindigkeit, nur um meine Hand fest zu nehmen. "Leute?", fragte ich unsicher, doch im nächsten Moment stand Aaron direkt vor Michael. "Hallo, Sweetie.", grinste er, während Michael ihn geschockt und verängstigt ansah. Unsicher schob ich ihn hinter mich, sodass ich jetzt vor Aaron stand. "Süß. Der kleine, schwache Mensch setzt sich für den großen, starken Vampir ein.", lächelte Aaron gespielt und ging dann um uns herum, sodass er wieder vor Michael stand. "Willst du dich nicht selbst verteidigen?", fragte er und zog eine Augenbraue hoch, während Michael ihn nur weiter ansah, bevor er sich vor Aaron aufbaute und knurrte. "Verschwinde.", zischte er und drückte meine Hand dann. Aaron lachte, doch das Lachen verging ihm plötzlich, bevor er stockte und ihm sein Lachen im Hals stecken blieb und ich sah über Michaels Schulter hinweg, wie eine Hand aus seinem Brustkorb ragte. Diese Hand verschwand dann und Aaron fiel zur Seite um, sodass man Luke sehen konnte, der ungläubig auf das Herz in seiner Hand starrte und dann zu Michael sah. "Seid ihr in Ordnung?", fragte er sichtlich verängstigt und wir nickten Beide. "O-okay. Ich nicht.", flüsterte Luke dann und ließ das Herz von Aaron fallen, nur um fast in Ohnmacht zu fallen. Oder eher gesagt fiel er in Ohnmacht und Michael hielt ihn nur fest, sodass er nicht auf den Boden fiel. "Bringen wir ihn hoch ins Bett und ihr Beide schlaft da. Ich nehm die Couch.", lächelte ich unsicher und völlig geschockt und wollte Michael helfen, aber er nahm Luke alleine hoch. "Ich bring ihn hoch. Kannst du... Aaron wegschaffen?", fragte er sichtlich geschockt und ich nickte nur.

Dann war Michael weg und ich nahm mir erstmal Handschuhe, um dann angeekelt Aarons Herz in eine Tüte zu packen, die ich dann neben ihn legte. Unsicher packte ich ihn einfach an den Handgelenken und zog ihn in den Hinterhof von Louis' Haus, um ihn dort mit einer Decke zu bedecken und sein Herz auch darunter zu packen, weil ich ehrlich gesagt zu müde war, um um zwei Uhr morgens anzufangen eine Leiche zu vergraben. Gott, wie das klang. Seufzend ging ich wieder rein und zog die Handschuhe aus, um dann ins Wohnzimmer zu gehen und mich auf die Couch zu werfen. Heute war so viel passiert, immerhin hatte Luke sich für einen Urvampir ausgegeben, um Michael zu befreien, der jetzt eine Art Phobie vor Blutbeuteln hatte und jetzt hatte Luke auch noch Aaron umgebracht. Das alles klang so gesehen wenig, aber alles war ausschlaggebend und so einschüchternd und beängstigend, wenn man es selbst erlebt hatte.

»Shadow« || MalumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt