Verfolgt der mich etwa?

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Die Woche war so schnell vergangen. Heute war schon wieder Freitag, was bedeutet, dass Nicole, Leo und ich wieder nach Hause fahren. Die Jungs haben sich entschuldigt, dass sie so komisch reagiert hatten und deshalb waren wir am Mittwoch mit ihnen in der Stadt Eis essen. Zwischen Lukas und Nicole hat es nur so gefunkt. Scheinbar haben das aber nur die anderen bemerkt, denn Nicole ist mir am Abend total auf die Nerven gegangen weil sie glaubt, dass Lukas sie vielleicht nicht mögen würde. Liebe macht also tatsächlich blind. Am Donnerstag haben Leo und ich dann beschlossen, dass wir den Liebeskummer unserer Freunde beenden, indem wir sie verkuppeln. Bis jetzt haben wir allerdings noch keine zündende Idee wie.

Der Unterricht zog sich wie Kaugummi. Alle freuten sich schon auf das Wochenende und niemanden interessierte warum Michael Faraday so eine Komplizierte Temperaturskala erfand. Als es endlich zur Mittagspause klingelte packten alle so schnell wie möglich ihre sachen zusammen und verschwanden. Mit Leo hatten wir uns wieder um halb sechs vor dem Haupthaus verabredet und er hat versprochen, dass er diesmal pünktlich ist. Das glaube ich aber erst, wenn ich es sehe. Zu Mittag gab es Spaghetti Carbonara mit Parmesan und Nicole und ich schlugen voll zu.

Mit vollen Bäuchen gingen wir in den Nachmittagsunterricht. Wir hatten Geschichte und dieses Fach interessierte mich brennend. Es war einfach spannend, wie sich die Menschen und die Kulturen entwickelt haben. Nach diesem Fach hatten wir nach zwei Stunden Kunst und dann eine Stunde Mathematik. Die Lehrerin war am Verzweifeln, denn niemand wollte jetzt noch irgendetwas rechnen und alle unterhielten sich über das Wochenende. Nachdem die Lehrerin es aufgegeben hatte, dass wir vielleicht doch noch leise sind, beschloss sie die Stunde vorzeitig zu beenden. Sie war eben eine ganz Liebe. Andere Lehrer hätten uns Nachsitzen lassen und sie lässt uns früher gehen.

Wir stürmten alle aus der Klasse und zu den Wohnhäusern. Dort teilten wir uns dann auf und Nicole, ich, Susan und drei weiter liefen auf das Haus der Kaiserin Elizabeth von Österreich zu. Im Zimmer angekommen packten wir noch schnell unsere Koffer und dann ging es in den Speisesaal, da dort an die Kinder, die nach Hause fuhren Jausenbrote verteilt wurden. Nicole nahm ein Schinkenbrötchen und ich ein Käsebrötchen, da ich Halbzeitvegetarierin war, was bedeutet, dass ich an Montagen und Freitagen kein Fleisch aß.

Wir waren schon um fünf vor halb sechs draußen und warteten auf Leo. Diesmal kam er tatsächlich pünktlich. „Ich habe nicht geglaubt, dass du auch pünktlich sein kannst", begrüßte ich ihn. Er streckte mir nur die Zunge heraus und umarmte mich dann zur Begrüßung. Natürlich wurde Nicole auch begrüßt und dann ging es ab zum Bahnhof.

„Ich geh mir noch schnell einen Kakao holen. Geht ihr schon vor", meinte ich, als wir in der „Ankunftshalle", wenn man das so bezeichnen konnte, standen. „Ist gut, wir sehen uns gleich", antwortete Nicole und ging mit Leo los. Ich ging schnell zum Automaten. Dort stand der Typ vom Chinesen. Wieder hatte er eine Kapuze auf. „Du kannst die Kapuze abnehmen, es regnet hier nicht herein", sprach ich ihn an. Erschrocken ließ er beinahe seinen Kakao fallen. Entgeistert starrte er mich an. „Du kannst wieder wo anders hinsehen", riet ich ihm. „Na...Natürlich", stammelte er. „Hast du einen Sprachfehler?", erkundigte ich mich. „Ne...Nein", stotterte er. Ich fing an zu Lachen. „Nein, natürlich nicht", lachte ich. Er sah mich nur komisch an. „Gehst du mir dann bitte wieder einmal aus dem Weg, damit ich mir auch einen Kakao kaufen kann. Er trat einen Schritt zur Seite und nachdem er mir noch einen Blick zugeworfen hatte ging er.

Mit dem Kakao in der Hand ging ich zügig auf den Bahnsteig. Dort warteten bereits Nicole und Leo auf mich. „Ich hab den Typ vom Chinesen wieder getroffen. Hab ihn gefragt, ob er einen Sprachfehler hat und er hat Ne...Nein geantwortet", berichtete ich und Nicole fing zu Lachen an. Leo sah uns nur verwirrt an.

Nach fünf Minuten warten fuhr endlich der Zug ein. Als die Türen aufgingen stiegen drei merkwürdige Jungen aus und gingen auf Mister Ich-brauche-immer-eine-Kapuze zu. Langsam kam ich mir von diesem Typen echt verfolgt vor. Aber, warum freute es mich sosehr, dass ich ihn schon wieder sah?

Wir stiegen in den Zug ein, suchten uns Sitzplätze, setzten uns und kurze Zeit später fuhr der Zug auch schon los.


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