Der Wind und die Geräusche lenken mich kurze Zeit ab. Ich atme tief durch, damit ich mich langsam beruhige. Doch die Tränen laufen weiterhin.
Meine Gedanken sind nur noch bei ihnen. Alles hier erinnert mich einfach nur an sie. Wie gerne würde ich einfach die Zeit zurückdrehen. Wieder hier wohnen. Meinen alten Alltag wieder leben. Durch das Küchenfenster sehe ich uns, wie wir damals als glückliche Familie dort gesessen haben und gelacht und geredet haben.
Kaum zu glauben, aber ich bin schon fast der Meinung, dass es mir damals besser ging und das ich glücklicher war.
Auch wenn ich ständig die Ungewissheit hatte, wer ich eigentlich wirklich bin und diesen Kampf mit den Alpträumen.
Doch was habe ich nun davon, jetzt wo ich alles über mich weiß?
Stress, Druck und kein normales Leben.
Ich weiß, es ist nicht ungefährlich hier zu sein. Im Gegenteil, wenn mich jemand sieht oder die Nachbarn mich erkennen ist es aus.
Doch ich wollte einfach nochmal hierhin zurückkehren, nach unserem Haus schauen und vielleicht auch einfach nur nochmal an damals denken.
Ich habe mir extra einen schwarzen Kapuzenpulli angezogen, die Mütze nach oben gezogen, die Haare nach hinten gesteckt und mir eine Brille angezogen.
Natürlich werden sie jetzt gerade nach mir suchen.
Meinen Peilsender habe ich direkt zurückgelassen, nachdem ich aus der Garage raus war, denn sie wären mir sofort hinterher, wenn sie gesehen hätten, wo ich hingehe.
Eine Autotür reißt mich aus meinen Gedanken.
Unmittelbar vor unserer Garage hält ein rotes Auto an. Schnell verstecke ich mich leicht hinter dem großen Busch. Beobachte vorsichtig was geschieht.
Eine junge Frau steigt aus dem Auto. Sie hält in einer Hand ihre Tasche, mit der anderen öffnet sie die Hintertür. Herausspringt ein kleines Mädchen, braune Haare, sie erinnert mich an mich selbst.
Es scheint, als wäre das Haus verkauft wurden.
„Mami Mami fahren wir nach dem Mittagessen in den Park?" , ruft das kleine Mädchen ihrer Mutter hinterher.
„Sicher Locke.", antwortet sie.
Ich erstarre. Für einen Moment kommt es mir so vor, als würde ich mir diese Situation nur einbilden.
Locke, so hat mich Cassandra immer genannt, weil ich als Kind ein kleiner Lockenkopf war.
Und der Park- Das war mein Lieblingsort, weil man dort vom Stadtleben ins Grüne konnte.Ich muss sie raus bekommen. Ich muss sie retten. Umbedingt, so schnell es geht.
Ich brauche einen Plan, ein Team und Ausrüstung.
Doch ich habe bisher noch nichts von alldem.
Ich muss sofort zurück ins Quatier, um mit Xenia zu sprechen. Wenigstens sie muss mir jetzt helfen.
Ich drehe mich um und ein Schock überkommt mich, sodass ich nach hinten falle. Jemand steht unmittelbar hinter mir. Zuerst denke ich an den Nachbarsjunge Max, der 3 Häuser weiter wohnt. Nein, er kann mich unmöglich erkannt haben.Doch nachdem ich leicht über meine Sonnenbrille schiele, um die schwarzgekleidete Person besser sehen zu können, kommt die Erleichterung. Naja, ob das gerade eine Erleichterung ist weiß ich nicht so ganz.
Er hält mir seine Hand hin, um mir aufzuhelfen.
„Wie zum Teufel hast du mich gefunden?", frage ich ihn leise.
„Wir kennen uns zwar noch nicht lange, aber ich kann Menschen förmlich lesen. ", flüstert er zurück und packt mich an meinem Arm.
„Was ist in dich gefahren? Komm wir müssen hier weg, weißt du was das für ein Ärger gibt, wenn man dich hier findet?"
Ohne Widerwillen gehe ich mit ihm.
„Suchen sie mich oder was?", frage ich ihn leicht motzig.
„Sicher, Christina hat von unserem Streit mitbekommen. Nick ist dir sofort hinterher, als er erfahren hat, dass er falsch gelegen hat. Und als er deinen Sender ohne dich gefunden hat, sind da unten natürlich alle direkt durchgedreht. Außerdem muss Nick jetzt erstmal Strafstunden machen, weil er mir ein blaues Auge geschlagen hat."
„Geschieht ihm Recht. Ich musste weg und wollte einmal ungestört und unbeobachtet sein." , ich halte ihn zurück, schiebe seine Sonnenbrille nach oben, um sein blaues Auge zu begutachten. Es sieht schlimmer aus als davor. Es ist blau, grün und gelb und rot und lila.
„Gott, der spinnt doch!", sage ich vor mich hin.
„Halb so schlimm.Muss man nur kühlen." , beruhigt er mich.
Ich schaue ihn skeptisch an, denn nach 'nur kühlen' sieht das schon lange nicht mehr aus.
„Was? Ich bin ein Kämpfer, denkst du sowas macht mir was aus?" , fragt er .
„Du hast Recht, du bist ein guter Kämpfer und deswegen brauche ich dich, komm mal mit.", ziehe ich ihn halb in meinen Gedanken vertieft mit. Wieso ist mir das nicht früher eingefallen. Er hat mich doch auf die Idee gebracht, also kann er mir auch helfen.
Wir gehen an einen ruhigen Ort, außerhalb.
„Pass auf!", sage ich aufgeregt.
„Wir zwei und noch ein paar weitere werden mit Hilfe von Bella meine Eltern retten und diese Schlange Janine erledigen!",
„Halt mal. Bitte was?!", fragt er verwirrend nochmals nach.
„Okey kurz und knapp: Bella war gestern noch bei mir, sie hat mir erzählt, dass meine Pflegeeltern doch nicht tot sind sondern leben! Und ich muss sie retten."
„Ich bin dabei.", sagt er ohne, dass ich lange weiterreden muss.
„So schnell?", frage ich verblüfft.
„Ich meine ich habe dich auf die Idee gebracht und du bist eine gute Freundin."
Ich sollte mich eigentlichfreuen, doch genau diese Worte verleihen mich zum Nachdenken.
Er hat Recht, wir sind gute Freunde und Freunde helfen sich gegenseitig.
Aber genauso reißen Freunde sich gegenseitig nicht mit in den Ärger.
Und er würde richtigen Ärger nach dieser Aktion bekommen.
Vorallem als Neuling.
„Nein, warte, vergess es, du kommst doch nicht mit.", sage ich.
„Hä?" er schaut mich mit großen Augen an.
„Du wirst dir nur Ärger einfangen, das kann ich nicht zulassen."
„Hey, egal wer von uns da mitmacht, jeder kann mit Ärger rechnen, egal ob Xenia, Nina oder ich. Aber es ist es wert und glaub mir, wenn wir es geschafft haben, können sie nicht mehr so sauer sein. Und alleine hast du sowieso keine Chance."
Ich überlege lange nach. So oder so, er Recht.
„Okey.", gebe ich nach.
„Aber wir brauchen einen Plan und zu niemanden ein Wort!"
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Secret Life ( Teil2)
RandomBella ist 16 als sie erfährt, wer sie wirklich ist und woher sie kommt. Das sie praktisch eine Agentin ist und mit ihrer Tante die SSA Zentrale leitet ist für sie mittlerweile Alltag. Nachdem auch ihre böse Tante Janine ruhig gestellt ist, scheint...