Moria- Teil 1

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Ich wachte abrupt auf, als ich von einer sanften Hand geschüttelt wurde. Aragorns, wie ich an seiner Stimme erkannte.

"Nauriel, aufstehen. Wir müssen weiter!"

Meine Antwort war ein Knurren und die Drehung auf die andere Seite. Mein 'Wecker' stutzte. Hatte er noch nie eine Langschläferin aufgeweckt??

Doch der Waldläufer ließ nicht locker. "Komm schon, wir müssen den weiteren Weg besprechen!"

"Du spielst mit deinem Leben, das ist dir klar, oder?", knurrte ich. "Lass mich wenigstens noch fünf Minuten dösen!"

Als -sehr höfliche- Antwort zog mir der Mistkerl die Decke weg. War der jetzt mein Vater oder was?!

Ich sprang wütend auf und warf die Decke, die ich als Kissen benutzt hatte nach ihm. Aragorn wich nur grinsend aus. Die anderen sahen mit großen Augen zu, bis ich mich zu ihnen umdrehte.

"Was ist!?", fauchte ich schlecht gelaunt. "Noch nie eine Spätaufsteherin gesehen?"

Keiner von ihnen war dumm genug, mir zu antworten. Schade.

Nachdem wir schweigend unsere Sachen gepackt und bis mittag durchgelaufen waren, war ich zwar nicht unbedingt besser gelaunt, aber wenigstens nicht mehr müde.

Als wir das Gebirge schon deutlich sehen konnten,  legten wir eine Pause ein und sahen uns ratlos an. Dann begann Gandalf zu sprechen: "Nun ist die Zeit gekommen, uns zu entscheiden, wie wir weitergehen...", doch Boromir unterbrach ihn.
Ich hörte gar nicht mehr richtig hin. 'Männer', dachte ich. Konnten die nicht einmal ein Problem lösen, ohne sich stundenlang darüber zu streiten?
Zuletzt blieben noch der Weg über den Caradhras und Moria als Option. Legolas war eindeutig für den Caradhras, er war ja immerhin ein Elb und würde sich unter der Erde nicht wohlfühlen.

Zuletzt blieben noch Frodo und ich übrig. Ich wusste, mein Wort hatte zumindest etwas Gewicht, vielleicht konnte ich sie davon abhalten, diesen sinnlosen Abstecher auf den Berg zu machen. Das hatte mich in den Büchern schon aufgeregt. 

"Ich bin für Moria", sagte ich mit fester Stimme. Legolas und die anderen sahen mich erstaunt an. Von einer Elbe hatten sie das nicht erwartet.

"Vertraut mir, wir sollten nicht über den Berg gehen!", beharrte ich.

"Und das von einer Elbe?", brummte Gimli. 
Frodo hatte immer noch nichts gesagt. Als er sich dann auch für Moria entschieden hatte, tat mir Gandalf fast leid. Er wusste zwar noch nicht, was in den Minen geschehen würde, doch er schien eine Vorahnung zu haben.

Ich besiegte jedoch mein schlechtes Gewissen. Zuletzt war es ja doch gut gewesen, dass sie Moria genommen hatten.

Es dauerte einige Tage, bis wir an den Toren ankamen. Die Gefährten hatten es sich inzwischen angewöhnt, morgens auszulosen, wer mich wecken musste. Meine Reaktionen waren nicht besser geworden.

Inzwischen hatten wir das Tor von Moria erreicht. Als die Wolken sich verzogen und der Mond die Ithildin preisgab, stockte mir der Atem. Ich hatte dieses Tor schon immer wunderschön gefunden, aber es real zu sehen war etwas ganz anderes. Die elbischen Buchstaben schimmerten in einem blassen Blauton, die zwei Bäume waren dort in feinen, geschwungenen Linien aufgetaucht und Durins Wahrzeichen prangte in der Mitte.

Nachdem Gandalf vergeblich versucht hatte, das Tor mit einem Zauber aufzubekommen, setzte er sich frustriert auf einen Felsen.

Natürlich hätte ich ihnen jetzt helfen können, doch ich fand, das war Frodos Part in der Geschichte. Ich konnte mich nicht überall einmischen, nur weil ich zufällig wusste, was geschehen würde. 

NaurielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt