Lachend wie eine Irre rannte ich zu Marcel und tanzte um ihn herum.
"Ist alles in Ordnung ?"
fragte er mich lächelnd mit hochgezogenen Augenbrauen.
"Ja, mehr als das."
Ich umarmte ihn stürmisch, als er sich plötzlich versteifte. Ich ließ von ihm ab, ich konnte mir diesen plötzlichen Ausbruch auch nicht wirklich erklären.
"Also, was ist? Hast du irgendwas gefunden?"
Sein Lächeln wirkte leicht aufgesetzt, doch das störte mich nicht.
"Ich habe es geschafft Feuer zu machen !"
Jauchzte ich. Ausgesprochen hörte es sich irgendwie nicht mehr so mega an. Doch das Glücksgefühl in mir ertränkte alle bösen Gedanken.
"Und...?"
Marcel sah mich leicht verwirrt an.
"Was? nichts 'Und...'"
"Ähm... cool... schön, dass du es geschafft hast..."
Das Hochgefühl verschwand augenblicklich und zurück blieb ein zwicken in der Magengegend.
Was hatte er denn erwartet?! Ich war ein Stadtkind, es war ein Wunder, dass ich es überhaupt geschafft hatte. Ich drehte mich um und wollte zurück zum Feuer gehen, mir war plötzlich kalt geworden.
Eiskalt.
"Hey, warte Alice. Das war doch nicht so gemeint!"
Nicht so gemeint. Wie ich diese Worte hasste !
Jedes mal, wenn mich jemand verletzt hatte hieß es danach es sei doch nicht so gemeint gewesen. Jedes mal. Und jedes mal war es nicht so gemeint gewesen. Ob es von meinen Klassenkameraden, meiner Mutter oder meinem Vater kam, kurz darauf wurde es wiederholt. Ich hatte das Gefühl, mein Leben bestand nur aus "Nicht so gemeint". Wahrscheinlich war mein ganzes Leben "Nicht so gemeint".
Ich straffte die Schultern und ging weiter. Ignorierte Marcels Rufe und setzte mich ans Feuer. Starrte in die Flammen und warf hin und wieder einen Ast ins Feuer. Schließlich legte ich zwei große Stämme auf das Feuer und rappelte mich auf. Ich musste wieder Holz hohlen, wenn ich verhindern wollte, dass das Feuer aus ging. Ich schnappte mir das Beil und ging in den Wald.
Ich fühlte keine Furcht. Eigentlich fühlte ich gar nichts.
Ich starrte auf den Boden und suchte nach kleineren um gefallenen Bäumen, die ich zum Feuer ziehen und dort auseinander nehmen konnte. Doch ich konzentrierte mich nicht richtig und stolperte schließlich über eine große Wurzel. Ich blieb wie ein Häufchen Elend auf dem Boden sitzen, hob Blätter auf und zerrupfte sie, während ich leise in mich hinein weinte. Mein Leben war immer ein Witz gewesen, doch jetzt, wo ich es möglicherweise verlieren würde hieng ich plötzlich doch daran. Mein Magen rumorte und erinnerte mich daran, dass ich dringend Essen brauchte. Doch statt auf zu stehen und dafür zu sorgen, dass sich das schnell änderte kauerte ich mich zu einer kleinen Kugel zusammen und weinte.
Eine gefühlte halbe Stunde später raffte ich mich auf und suchte weiter. Als ich schließlich mit zwei kleinen Bäumen aus dem Wald kam entdeckte ich Marcel, der am Lagerfeuer saß. Er hatte ein großes Stück Fleisch auf einen Stock gespießt und drehte es jetzt nachdenklich über dem Feuer.
Bei dem Geruch des brutzelnden Fleisches lief mir das Wasser im Mund zusammen.
"Hey."
Marcel zuckte zusammen. Ich hatte mich von hinten angeschlichen. Ein müdes Lächeln umspielte seine Mundwinkel und in mir loderte plötzlich das Verlangen auf, ihn zu küssen.
"Tut mir leid, dass ich so dämlich reagiert hab. War blöd von mir weg zu laufen."
Meine Augen suchten in seinem Gesicht nach einem Anzeichen von Wut, doch die tauchten nicht auf. Stattdessen schloss er mich fest in seine Arme und vergrub sein Gesicht in meiner Schulter.
Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet! Etwas steif klopfte ich ihm auf den Rücken. Ich spürte etwas feuchtes an meiner Schulter.
Weinte er ?
"Marcel, was ist denn los ?"
Ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt tun sollte. Ich hatte noch nie einen weinenden Mann in den Armen gehabt. Normalerweise war ich es, die getröstet werden musste. Dann heulte ich mich bei meinem Kumpel Leon aus und ließ mich trösten. Der Gedanke an Leon tat weh. möglicher Weise würde ich ihn niemals wieder sehen.
Ich musste jetzt stark sein und Marcel trösten. Ich konnte mir Traurigkeit nicht erlauben!
Wie tröstete mich Leon jedes mal ?
Aua !
Ich löste seine bebenden Hände von mir und nahm sein Gesicht in beide Hände, wodurch ich ihn dazu zwang mich an zu sehen. Ich wischte ihm mit den Daumen die Tränen von den Wangen und blickte ihm fest in die Eisblauen Augen.
"Hey, du musst schon mit mir sprechen. sonst funktioniert das nicht."
Mein Lächeln geriet etwas ins Wanken, doch ich hatte es fest in meinem Gesicht fixiert. Im Fassade aufrecht erhalten war ich eine Meisterin. Schließlich hatte ich durch das ganze Mobbing in der Schule viel Übung gehabt.
Marcel schlug die Augen nieder und drehte sich weg. Scheinbar war es ihm peinlich, dass er vor mir Schwäche gezeigt hatte.
Ich berührte ihn sanft an der Schulter. er hatte begonnen im Feuer herum zu stochern.
"Was ist passiert?"
Fragte ich zum wiederholten mal.
"Nichts, ich weiß auch nicht, was mit mir los war. Lass uns essen."
Dieser Mann war ein Rätsel für mich. erst war er hart wie ein Stein, dann heulte er sich an meiner Schulter die Augen aus und jetzt war er kalt und abweisend wie Eis.
Schweigend setzte ich mich ihm gegenüber ans Feuer und beobachtete ihn.
Er stach immer wieder mit meinem Messer in das Fleisch, um zu sehen, ob es durch war und schnitt hin und wieder ein Stück Fleisch für ihn und mich ab und legte es auf das Metallteil aus dem See.
Ich stand auf und setzte mich neben das Metallteil, damit ich auch etwas von dem Fleisch bekam.
An diesem Abend sprachen wir kein Wort mehr, wir aßen, ich hackte Holz und wir fütterten das Feuer.
Das Fleisch schmeckte besser, als alles, was ich jemals zuvor gegessen hatte. Ich aß immer noch weiter, nachdem ich satt war. wer wusste schon, wann ich das nächste mal satt werden sollte. Wir grillten an diesem Abend so viel Fleisch wie wir konnten. Doch als ich vor Erschöpfung in einen tiefen Schlaf viel hatten wir gerade mal das recht Hinterbein und einen Teil des Rückens gegrillt.
Wir hatten noch viel zu tun, denn selbst gegrillt war das Fleisch bei dieser Hitze nicht lange haltbar.
Ich kuschelte mich enger an Marcel, der immer noch Fleisch über dem Feuer wendete und versank in der angenehmen schwärze meiner Träume.
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Ich weiß ich weiß, das Kapitel hier ist langweilig wie eine sterbende Nacktschnecke, aber ich fürchte mein Kopf ist zur Zeit zu sehr auf andere Dinge fixiert und lässt mich einfach nicht tun was ich will (<- lahme Ausrede !)
Ich fürchte hier werden die Kapitel immer unregelmäßiger kommen. Tut mir leid, aber ich strenge mich echt an. ;(
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Alone *PAUSIERT*
AdventureEigentlich wollte Alice nur ihren Vater in Schweden besuchen, als dann jedoch das kleine privat Flugzeug abstürzt muss sie sich alleine mit dem verletzten Piloten in der Natur Schwedens durchschlagen und um ihr Überleben kämpfen. ___________________...