Teil 3 - 13 | Hologramme

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Mein Entschluss, wieder die Alte zu werden verschwindet im Nichts meiner Arbeit.
Die Friedenswächter die ich zu Anfang trainiert habe, wurden bereits in verschiedenen Distrikten zum Einsatz geschickt. Die Gruppe, die ich nun habe, ist nicht so leicht zu beeindrucken und schon nach mehreren Wochen fühlen sie sich, als wüssten sie womit sie es zu tun haben.
Doch ich weiß, dass sie ganz und gar nicht bereit dafür sind."Du siehst sehr nachdenklich aus.", grinst Jon mich nach meiner Schicht an, als ich gerade nach draußen gehen will.
"Das bin ich auch. Die neuen Rekruten denken, sie können es jetzt schon mit allem und jedem aufnehmen. Sie sind zu überheblich."
Er hebt eine Braue und grinst verschmitzt. "Warst du nicht auch mal so drauf?"
"Das kannst du nicht vergleichen. Meine Gegner waren Kinder. Ich war eine der Ältesten in der Arena. Sie aber müssen gegen alles und jeden kämpfen können. Es könnten Menschen sein die doppelt oder dreifach so alt sind wie sie selbst. Oder jemand den sie gut kennen. Doch damit scheinen sie alle nicht zu rechnen."
"Damit kann man wohl auch nicht rechnen, ich meine, wie soll man sich auf sowas vorbereiten?"
"Das habe ich mir auch schon überlegt. Könnte man nicht einige Techniken aus dem Kapitol hierherbringen? Um zum Beispiel Hollogramme herzustellen? Damit man ihnen Personen als Gegner geben kann, die sie zum Beispiel kennen? Ich würde dieser Gruppe gerne zeigen, was es heißt im wahren Leben zu kämpfen. Hier drin, in der Akademie sind sie sicher vor allem. Sie sind niemals persönlich betroffen aber da draußen, dort kann alles passieren.", hoffnungsvoll blicke ich Jon an und er scheint wirklich darüber nachzudenken.
"Gib mir eine halbe Stunde, ich versuche was zu organisieren.", er lächelt und verschwindet geschäftig.
Eine Woche später habe ich meine Hollogramm-Technik in der Akademie und stehe mit einem breiten grinsen auf dem Gesicht vor dem Raum, in den jeder meiner 10 Friedenswächter nacheinander eintreten muss.
Während die anderen nicht sehen können was innen geschieht beurteile ich jeden nach seinem Verhalten und seinen Kampftechniken um eine Rangliste zu erstellen.
Die Ranglisten hat sich Jon ausgedacht um es zu einem ernsteren Wettbewerb zu machen, ich finde es übertrieben, denn ich weiß, dass es für alle eine hohe emotionale Belastung wird. Trotzdem habe ich zugestimmt. Ich muss mich normal verhalten.
Zumindest so normal wie es nun einmal geht.
"Ich habe zusammen mit Friedenswächter Sheridan ein neues Trainingsprogramm für Sie eingerichtet. Es handelt sich hierbei um eine Art Prüfung. Ich werde Sie alle nach Ihrem Verhalten und den angewendeten Kampftechniken beurteilen um anschließend eine Rangliste erstellen zu können. Je besser Sie sind, desto höher sind Ihre Chancen die Ausbildung früher beenden zu können.", ich lächle in die Runde und sehe in entschlossene Mienen.
Sie wissen schließlich nicht, was wirklich auf sie zukommt.
"Stellen Sie sich bitte in einer Reihe auf. Der erste kann schon hineingehen. Sie haben alle 10 Minuten."
Mit diesen Worten drehe ich mich um und gehe in den Raum direkt hinter dem Albtraum meiner Auszubildenden. Zumindest hoffe ich, dass die Hollogramme ihre Wirkung nicht verfehlen. Sie müssen ihnen die Augen öffnen.
Der erste der zehn steht im leeren Raum. Ich blicke auf das Protokoll und weiß, dass ich grausam bin als ich lese wer in wenigen Sekunden vor seinen Augen auftaucht.
Seine Verlobte.
Ich drücke auf den Startknopf und eine imaginäre Tür öffnet sich. Das Mädchen steht vor ihm, eine hübsche junge Frau, blondes, gelocktes Haar.
Erschrocken sieht der junge Friedenswächter sich um. Er glaubt der Illusion, das kann ich spüren.
"Was tust du hier Sonya? Wie kommst du hierher? Ich werde gleich geprüft, du musst gehen..", seine Stimme bricht, als das Mädchen näher kommt. Sie lächelt.
Mit einem Blick auf mein Protokoll kann ich sehen, dass es schier unmöglich ist, dass das Mädchen hier ist, denn die beiden leben eigentlich in Distrikt 7. Er ist für seine Ausbildung hierher gekommen.
"Ty. Hab keine Angst.", flüstert das Hollogramm und streckt die Hand aus.
Er will nach ihr greifen, in dem Moment verzerrt sich ihr Gesicht.
Erschrocken lässt er seine Hand sinken.
"Sonya?"
Doch sie reagiert nicht, anstelle dem jungen Mädchen steht eine Kämpferin vor ihm, mit erhobenem Messer.
Ab hier wird es interessant.
"Du bist einer von denen!", kreischt sie ihm entgegen. "Du bist einer von denen, die meinen Vater auf dem Gewissen haben!", sie geht näher auf ihn zu und der Junge weicht zurück.
Seine Schultern beben, er hat keine Ahnung was er tun soll.
Er hat nur noch drei Minuten Zeit die Aufgabe überhaupt zu lösen.
Als seine Verlobte ihm noch näher kommt, das Messer bedrohlich nah an seine Kehle kommt, reagiert er plötzlich.
Er zieht seine Waffe, obwohl seine Hände zittern hält er das Gewehr gerade. Tränen laufen über sein Gesicht, er will es nicht tun, doch er ist bereit dazu.
"Du kannst nicht hier sein.", murmelt er.
"Bist du dir da so sicher Ty?", kreischt das Mädchen und mit einem einzigen Schuss streckt er sie nieder.
Das Hollogramm verschwindet im selben Moment, da es getroffen worden ist und der Friedenswächter sinkt zitternd zu Boden.
Mithilfe eines Mirkos gebe ich ihm die nächsten Anweisungen.
"Bitte begeben Sie sich zur Tür links von Ihnen, damit die anderen Sie nicht sehen können.", ich selbst stehe auf und gebe Jon ein Zeichen mit dem nächsten Friedenswächter noch zu warten.
Der junge Mann schleppt sich nach draußen und lehnt sich erschöpft gegen die Wand. Er streicht sich mit dem Arm übers Gesicht, um seine Tränen wegzuwischen.
"Könnten Sie ihre Verlobte töten, wenn sie wirklich vor Ihnen gestanden hätte? Hätten Sie es in Distrikt 7 getan, wenn sie etwas rechtswidriges tut? Könnten Sie das Mädchen, das Sie lieben, genauso bestrafen, wie jeden anderen auch?", ich weiß, dass ich herzlos klinge, doch diesen Männern muss klar werden, was ihre Aufgabe sein sollte.
Er blickt mich nur an ohne zu antworten. Doch das ist für mich Antwort genug.
"Warten Sie hier bis alle anderen da sind."
Ich gehe zurück um die restlichen Tests durchzuführen und stelle fest, dass keiner von ihnen es schafft, die Illusion zu überwinden.
Nur der Erste, er hat es geschafft.
Keiner von ihnen ist stark genug gewesen, Mutter, Bruder, Verlobte, besten Freund oder sonst jemand Verwandtes zu töten.
Niemand.
Sie hätten sich eher selbst in Gefahr gebracht, anstatt diese eine Person aus dem Weg zu räumen. Mir wird klar, dass sie noch lange nicht so weit sind.
Keiner von ihnen.
Jon kommt in den Kontrollraum, gerade als der letzte Test zu Ende ist.
"Na, war deine Idee erfolgreich?"
Ich nicke.
"Diese Männer, brauchen mehr Training. Vor allem emotionales Training. Wird auch nur eine Person die sie kennen, sich gegen sie richten, brechen sie zusammen und ihr Wille lässt sich mit einer Feder durchschneiden.", resigniert schüttele ich den Kopf und seufze.
"Sie wissen gar nicht wie es ist jemanden zu töten, den man kennt.", flüstere ich und schließe die Augen.
Jon weiß genau wovon ich spreche.
Patros.

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Reva Scott 3 - Die 75. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt