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Fairy tales are more than true: not because they tell us that dragons exist, but because they tell us that dragons can be beaten.
- Neil Gaiman, Coraline

Ich brachte nicht ein einziges Wort hervor, während die Königin offensichtlich auf eine Antwort meinerseits brannte. Diese Frau schüchterte mich auf jede erdenkliche Weise ein, die es geben konnte. Nicht nur, dass sie wunderschön war, sie hatte auch noch eine Ausstrahlung, die sie über alles erhaben wirken ließ- und das war sie ganz offensichtlich auch.

"Uhm...danke?", stieß ich schließlich hervor. Die Königin gab nur ein belustigtes Schnauben von sich, bevor sie erneut das Wort an mich richtete. "Ich bin Ketlyn Endoiel, die Königin Wilderlands. Ich bin sehr froh, dass du nun endlich gekommen bist, um uns aus den Fängen des Bösen zu befreien."

Bitte was?

"Ich weiß, dass du im Moment jede Menge Fragen haben musst, aber jetzt geh bitte und lass dich erst einmal verartzten, denn das", sie deutete auf mein gebrochenes Bein, "sieht wirklich sehr schmerzhaft aus." Und wie es schmerzte, der Weg hierher war alles andere als ein Zuckerschlecken gewesen. Gerade als ich Luft holen wollte, um ihr eine höfliche Antwort entgegen zu bringen, da sagte sie, ich solle jemandem namens Andoniel folgen.

Auf den Befehl der Königin hin, forderte mich dieser, der zuvor zur linken seiner Majestät gestanden hatte, auf, ihm zu folgen. Ich warf Darian einen fragenden Blick zu und auf dessen Nicken hin, eilte ich diesem Andoniel hinterher. Es fiel mir schwer, mit ihm mitzuhalten, denn während ich schwer schnaufend durch die Gänge trampelte, schien er den Boden kaum zu berühren, doch das schob ich im Moment einfach mal darauf, dass er ja auch kein verletztes Bein hatte.

Schon nach kurzer Zeit waren wir in einem kleinen, hellen Raum angekommen und mir wurde geheißen, mich auf die Liege in der hinteren Ecke des Raumes zu legen. Nachdem ich eben dies getan hatte, dauerte es nicht lange, da kam Andoniel auch schon mit einer Art Spritze auf mich zu. Wie ich Spritzen hasste- nein, das war das falsche Wort. Ich verabscheute sie und hatte panische Angst vor ihnen.

"Was ist das?", fragte ich misstrauisch. Der Mann mit den dunklen Augen mir gegenüber schmunzelte. "Keine Angst, ich werde dich schon nicht vergiften." Da war ich mir noch nicht so sicher, doch noch bevor ich irgendwelche Widerworte an ihn richten konnte, jagte er mir die Nadel der Spritze in den Arm. Ich spürte, wie sich der Inhalt der Spritze mit meinem Blut vermischte und nach etwa fünf Sekunden tat es auch nicht mehr weh. Dennoch war ich entsetzt. "Was hast du mir das gespritzt?", fragte ich erneut, dieses Mal wütender. "Es war ein Anästhetikum."

Das ließ die Sicherungen bei mir durchbrennen. Ich musste hier raus, sofort. Verdammt, ich wusste nicht einmal, was die hier von mir wollten! Ich stieß Andoniel, der gerade noch damit beschäftigt gewesen war, eine Art Pflaster auf die Einstichstelle zu kleben, von mir und im nächsten Moment rannte ich aus dem Zimmer. Doch sehr weit kam ich nicht.

Ich war noch nicht einmal drei Meter gelaufen, da spürte ich eine große Hand, die sich fest um meinen Unterarm schloss. Ich wollte mich losreißen und wegrennen, wohin wusste ich selbst noch nicht, nur weg von hier. Aber die Hand ließ nicht locker und ihr Griff war zu stark. "Wo willst du hin?" Darian. Es hätte mir klar sein sollen.

Ich drehte mich zu ihm, um ihn durch meine Blicke spüren zu lassen, wie sehr ich ihn in diesem Moment hasste. Ich wusste, dass meine Augen in diesem Moment hätten Funken sprühen müssen, doch das schien ihn nicht im Geringsten zu überraschen. Im Gegenteil, er erwiederte meinen Blick kalt und ohne jegliche Emotion in den Augen.

"Lass mich los", zischte ich, kaum hörbar. Er lockerte seinen Griff um meinen Arm ein wenig, ließ ihn jedoch nicht los. "Sag mir erst, wo du hinwillst."
"Fahr zur Hölle", antwortete ich bloß und wollte mich erneut losreißen, aber er ließ es nicht zu. Außerdem verließen mich meine Kräfte mit jeder weiteren verstrichenen Sekunde und mein Blickfeld wurde immer dunkler. Das Anästhetikum begann zu wirken.

DestructionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt