Kapitel 1
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Der Wecker läutet. Nein. Ich kann jetzt nicht aufwachen, bitte nicht. Ich möchte noch schlafen. Ich habe gerade so schön geträumt. Ich wälze mich im Bett umher und verdeckte meine Ohren mit meinem Polster um das nervige Krachen des Geschirs verschwinden zu lassen.
"Raus aus den Federn! Du kommst sonst zu spät!" schrie meine Mutter aus der Küche.
Erster Schultag eines neuen Jahres. Ach ne, wieso nur? Wieso kann ich nicht einmal frei sein. Zum Thema Kinder besitzen ihre eigene Freiheit. Ich schnaube, werfe die Decke beiseite und werfe böse Blicke in den Spiegel. Ich seh wieder mal scheiße aus. Meine Haare stehen mir vom Kopf und dunkle Augenringe haben sich gebildet. Na toll. Was jetzt? Ein Blick auf die Uhr. Verdammt! Ich musste mich schleunigst beeilen. Ich stehe auf und mache mich auf den Weg ins Bad. Schnell ist Wimperntusche und Lidschatten aufgetragen. Meine Haare sind auch radch gekämmt und zu einem Zopf zusammengebunden. Ich bewege meine Lippen zu einem Kussmund und betrachte die Fiberbläschen, die sich schon wieder gebildet haben. Ich hasse es. Ich schneide noch eine letzte Grimasse bevor ich in mein Zimmer eile, wo ich in eine bequeme Jeans und ein hübsches neues Top schlüpfe. Hastig renne ich die Treppen hinunter, wo meine Mutter in der Küche beim Tisch sitzt.
"Vergiss deine Jause nicht. Hier ist dein Frühstück. Schöner Schultag."
Ich verabschiede mich mit einem "Danke Mum", schnappe meine Schulsachen, eine Jacke und das fertige Brötchen. Ein letzter Kuss auf die Wange meiner Mutter und dann bin ich auch schon bei der Tür hinaus. Auf die Straße, den Gehsteig entlang. Ein Auto rast an mir vorbei und fährt direkt durch eine Wasserlache, wobei das dreckige Wasser auf meiner Jeans landet. Verdammte scheiße! Ich fluche. Aber ich hab keine Zeit, denn der Bus ist schon zu sehen. Oh nein. Bitte fahr nicht davon. Er bleibt an der Haltestelle. Ich überquere hastig die Straße.
"Schnell, komm das schaffst du noch!" ruft mir ein Junge zu. Ich renne, er hält mir die Tür auf. Völlig außer Atem bleibe ich vor dem Bus stehen und lächele dem Jungen entgegen bevor ich endlich den Bus betrete. Der Fahrer widmet mir einen bösen Blick aber ich schenke ihm keine Beachtung. Ich schnaube und komme mit dem Atmen nicht zurecht. Man, bin ich gerannt. Scheiß Bus.
"Danke." keuche ich dem Jungen entgegen.
Er lächelt und bietet mir zwei freie Plätze an. Ich setzte mich dankend ans Fenster und lege meine Tasche auf die Knie. Er setzt sich neben mich. Erst jetzt kann ich ihn wirklich richtig betrachten. Er hat sehr dunkle glatte Haare, die leicht über seine Stirn fallen. Als er den Kopf zu mir dreht erkenne ich seine dunkelbraunen Augen. Sie durchdringen mich mit einem unbeschreiblichen Blick. Wow. Wirklich bezaubernd. Er sieht richtig gut aus. Er ist größer als ich, aber hoffentlich nicht viel älter. Ich muss schmunzeln. Er bemerkt es und ich werde augenblicklich rot. Er grinst und seine strahlend weißen Zähne kommen zum Vorschein. Man, sieht der gut aus! denke ich mir nur. Wie konnte er mir bisher entgehen. Da musste ich innerlich seufzen. Was träumte ich da herum, er war einfach nur ein gutaussehender Kerl und wie immer fahren solche nur auf die größten Tussen ab. Eh klar. Ich meine, für die bin ich zu normal. Ein einfaches Mädchen, was ist schon besonders an mir. Die Kombi meiner blonden Haare und meinen grün-grauen Augen? Ja sicher. Wers glaubt wird selig. Ich bin ja so toll. Ich weiß, mit Ironie hab ichs nicht so. Aber ich bin einfach nicht so der Typ Mädchen auf den die Jungs abfahren.
"In welche Schule gehst du?"
Oh mein Gott. Hat er mich gerade was gefragt? Was hab ich verpasst? Ich nehme ein Lachen wahr. Ich muss wohl richtig bescheurt aussehen, so wie ich da sitze und ihn mit halboffenen Mund betrachte.
"Ähm, Highschool. Labour Avenue." stottere ich. "Hey ich geh auch hin. Seit heute!" ruft er begeistert. Ich fasse es nicht. Der will mich wohl verarschen, oder? "Cool." meine ich. War das alles was du sagen kannst? schimpfe ich mich innerlich. Oh mann, ich war echt schlechr in so etwas. Da bleibt der Bus stehen und zwei meiner Klassentussen steigen in den Bus ein. Wie immer, zehn Tonnen Make-up und sonstiges, High-heels, Minirock und dazu ein eng anliegendes Top, welches ihre aufgepushten Brüste betont. Ich verdrehe die Augen. "Hay Kim!" kreischt eine der beide auf als sie mich erblicken. Ich nicke nur und setze ein aufgespieltes Grinsen auf. Sie müssen wohl gesehen haben, wie ich mit dem Jungen neben mir geredet habe, denn sie kommen auf uns zu und Michelle sagt mit ihrem verführerischen unerträglichen Blick:
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Black Island *on hold*
FantasyEr kommt näher und ich kann seinen Atem hören. Die Menschen draußen scheinen so weit fern. Nur dumpfe Klänge sind von hier wahrzunehmen. Ich presse mich gegen die kalten Fliesen. Er steht jetzt bereits direkt vor mir und haucht mir seinen warmen Ate...