Die Frau trug ein altmodisches, schwarzes Kostüm und einen schwarzen Hut dazu unter dem goldblonde locken hervorguckten. Ihre dünnen Lippen hatte sie mit rotem Lippenstift nachgezeichnet.
Sie und der Fahrer grüßten sich und dann wandte sie sich an mich
"Guten Abend Lydia. Schön das du da bist. Ich bin Madame Julié. Lass uns reingehen", sagte sie förmlich und wir gingen durch den Eingang, der wie eine Absperrung aussah. Wir gingen die breiten Steintreppen hoch und sie öffnete das große Eingangstor. Drinnen war es ziemlich dunkel und kalt. Ich zog meine Jacke enger und schlang meine Arme um mich, um mich selber zu wärmen. "Warte hier", befiel sie und ich gehorchte. Madam Julié ging an einen Tresen, der eher wie ein Altar aussah und besprach etwas mit der Empfangsdame. Zugleich erschien eine junge Frau im Nonnenaufzug. Madam Julié kam zu mir zurück. "Lydia, ich werde dir nun alles zeigen", sagte sie und hielt mir den Arm hin. Das sollte heißen, dass ich mich einhaken sollte, also tat ich es.
Sie führte mich durch allerlei Räume und erklärte mir was es für Räume waren und wofür man sie nutzte.
Wir kamen in einen etwas breiteren Flur. An der Wand hingen überall Gemälde und der Boden war aus dunkelrotem Samt. Am Ende des Flures war eine große Holztür. Wir gingen hinein. "Das ist die Kapelle" sagte Madam Julié etwas lauter und ihre Stimme hallte in der Kapelle wieder. Die Decke war riesig und mit vielen Bildern bemalt, ebenso wie die Fenster. Es gab mehrere Bänke und einen großen Altar und überall brannten Kerzen, obwohl es draußen noch hell war. Ich blieb noch eine Weile stehen, dann folgte ich ihr und wir gingen wieder. Wir kamen bei einer Treppe an, die sich teilte und in zwei Korridore führte. Als wir oben angelangt waren, bemerkte ich, dass der eine Korridor viel düsterer und bedrohlicher wirkte, als der andere und ich bildete mir ein, Geflüster zu hören und schauderte. Gott sei dank führte sie mich in den etwas helleren. Wir bogen ab und ich konnte durch eines der Fenster sehen, dass es bereits dämmerte. Sie öffnete eine Tür, die ziemlich weit am Endes des Gangs lag und wir gingen rein, jedoch blieb sie im Türrahmen stehen. "Sagen sie", ich schaute mich in dem winzigen Zimmer um. Dort stand ein Metallbett in der Ecke. Neben dem Bett war ein einfacher Tisch und ein Stuhl und es gab nur ein winziges Fenster. In einer Nische sah ich ein Waschbecken und eine Toilette. Angewidert fuhr ich fort: "Wo bin ich hier?" Madam Julié lachte nur. "Das hier ist dein neues Zuhause", und mit diesen Worten schloss sie die Tür. Ich lies mich auf das Bett fallen und musterte alles. Die Wände waren beschmiert und ich wollte nicht wissen womit und auf der Bettdecke waren viele verwaschene Flecken. Ich entdeckte eine kleine Karte auf dem Tisch liegen. Ich nahm sie hoch und versuchte sie zu lesen. In kleinen Buchstaben stand dort ' MOUNT MULYSA - Heilanstalt für Psychologie und Psychotherapie '.
Ich lies die Karte geschockt fallen. "Die haben mich ins Irrenhaus gesteckt", flüstere ich leise und Tränen liefen mir die Wangen runter.