Etwas später
In Gedanken versunken, bemerkte ich nicht, dass es an der Tür klingelte.
Erst als Danny in meinem Zimmer stand, sichtlich aufgewühlt, erwachte ich aus meinem Tagtraum."Lennox! Ein Glück, dir gehts gut!", stürmisch umarmte er mich. Er roch unangenehm nach Schweiß und Erde. Seine Kleider waren schmutzig und an manchen Stellen sogar kaputt, die Haare, in denen kleine Zweige und Blätter hingen, waren zerzaust.
"Wie siehst du denn aus? Was ist mit dir passiert?", fragte ich schockiert und drückte ihn weg um ihn anzusehen.
Er nahm sich meinen Schreibtischstuhl und setzte sich."Gestern, machdem du mit diesem komischen Typ verschwunden warst, ging es noch ganz schön zur Sache. Amy hat Lola mit irgendeinem Kerl aus der Oberstufe in ihrem Bett erwischt. Sie hat die beiden angeschrien und raus geworfen. Ein riesen Tumult ist entstanden und die Bullen wurden gerufen. Sei froh, dass du das nicht mehr mitbekommen hast.
Einige wurden verhaftet. Sie hatten Drogen dabei, das wurde sogar unter die Bowle gemischt und an einige Minderjährige verteilt. Der Verdacht fällt auf eine Gruppe, die abseits von allem irgendwelche Kartenspiele gespielt haben."Ich schluckte. Meinen die etwa die Gruppe, bei der ich den ganzen Abend war?
"W-was für Drogen sollen das gewesen sein?"
"Unter anderem Lean, welches in der Bowle war, Marihuana, Kokain und Pepp wurden verteilt. Dazu kommen noch ein paar Pillen... Ich hoffe du hast nichts davon genommen.
Die Polizei hat eine Liste von den Personen die auf der Party waren, du stehst auch darauf. Sie wollen Blut- und Speichelproben nehmen und so raus finden wer etwas von den Drogen genommen hat, um raus filtern zu können, wer vertraut mit diesen Substanzen ist und wer nicht", er seufzte."Ich... hab von der Bowle getrunken, mehr weiß ich jetzt auch nicht. Fuck."
Er sah mich besorgt an. "Du konntest das ja nicht wissen, keiner konnte das. Amy hat erstmal die größten Probleme."
Ich nickte bedächtlich.
"Da gäbe es allerdings noch ein Problem... ein echt gewaltiges Problem", er stockte und mein Herz fing an schneller zu schlagen.
Ein ungutes Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Ich war mir nicht sicher, ob ich es wissen wollte, aber da er jetzt schon angefangen hatte, musste ich unbedingt herausfinden, was er mir zu sagen hatte. Sonst würde es mir keine Ruhe lassen.
"Was denn?", fragte ich vorsichtig, mein Körper und meine Stimme zitterten leicht.
Er sah auf seine Hände, die er ineinander verschränkt hatte und die wegen seinem wippenden Bein in Bewegung blieben."Lola ist nach dem Vorfall abgehauen. Ebenso wie alle anderen, als die Polizei kam. Aber ich weiß nicht wohin sie gelaufen ist.
Ich weiß nur noch, dass ich mitten im Wald wach wurde, deshalb bin ich auch so verdreckt. Ans Handy geht nur die Mailbox, ihre Mutter weiß auch nicht, wo sie steckt. Sie hat sogar schon die Polizei verständigt."
Mein Herz blieb für einen Moment stehen. Lola soll weg sein?
"Ich war noch nicht einmal zuhause und bin sofort zu dir, weil ich nicht mal mehr wusste ob du nach Hause gegangen bist. Mein Handy hat auch den Geist aufgegeben. Den ganzen Weg bis hier her bin ich gerannt. Ich bin fix und fertig." Er lehnte sich zurück.Wie ein Roboter fing ich an zu reden. "Du kannst erstmal hier duschen gehen, ich gebe dir was von Finns Sachen, der hat sicher nichts dagegen, ihr seid ja fast schon wie Brüder.
Gib mir dein Handy."
Er reichte es mir dankend und ich hing es an mein Ladekabel.Ich ging zu Finns Zimmer während Danny im Bad verschwand und klopfte kurz, bevor ich die Tür öffnete. Er saß dort auf seiner Couch und zockte CoD Black Ops 4. Gekonnt ignorierte er mich und schrie irgendwen über sein Headset an. Seine Runde schien wohl vorbei zu sein, also nahm er es ab und sah mich fragend an.
"Ey, was ist los? Danny sah eben ziemlich fertig aus."
"Was soll ich sagen, scheint wohl so, als sei es mir am wenigsten mies ergangen... und du hast dich noch über mich lustig gemacht", ich stand den Tränen nahe, doch schluckte den Kloß in meinem Hals einfach runter.
"Danny braucht frische Klamotten, kann er sich was von dir leihen?"
"Klar, kein Thema", er sah sichtlich besorgt aus, was selten vorkam.
Er stand auf und gab mir ein paar Sachen. Ich bedankte mich knapp und wandte mich ab.
"Falls was sein sollte, du kannst immer mit mir reden. Das weißt du hoffentlich. Auch wenn wir manchmal unsere Differenzen haben, du bist immernoch meine kleine Schwester und ich will nicht, dass dir etwas passiert." Ich drehte mich zu ihm um, er sah mich nachdenklich an. "Ja, danke."Leise schloss ich die Tür hinter mir und lehnte mich an sie. Ich atmete tief ein und aus, biss mir auf die Unterlippe und versuchte nicht los zu heulen. Heute war ein echt schrecklicher Tag. Die Sache mit Lola bereitete mir echt große Angst. Hätte ich doch bloß nicht sowas fieses zu ihr gesagt.
Was ist, wenn ihr etwas ganz schlimmes passiert ist und ich sie nie wieder sehe? Eine Träne, die sich nicht mehr länger zurückhalten ließ, kullerte meine Wange hinunter. Als ich Schritte hörte, wischte ich sie schnell weg. Mum kam die Treppe rauf und ich machte mich zügig auf zu Danny ins Bad zu gehen. Sie sollte mich nicht auch noch so sehen müssen. Die Arbeit und alles drum herum, machte ihr schon genug zu schaffen.
Ich öffnete langsam die Tür und hielt mir mit einer Hand die Augen zu. Einerseits, weil ich nicht sehen wollte, wie Danny unter seinen Klamotten aussieht und andererseits, weil ich es vermeiden wollte, dass er sieht wie ich geheult hab.Er lachte nur kurz auf als ich ihm die Sachen auf den Boden warf.
"Danke Lenno, du bist echt ein Schatz." Ich spürte, wie er auf mich zu kam und mir einen Kuss auf die Wange drückte. Dabei berührte mich sein Körper kurz und ich wusste sofort, dass es gut war meine Augen zuzuhalten.
Ich sprang zurück und hob mahnend den Zeigefinger meiner freien Hand.
"Hey! Schon gut! Geh jetzt duschen, du müffelst wie ein Wildschwein das sich im Dreck gewälzt hat!"
Das nächste was ich merkte, war der Luftzug des Handtuchs, welches haarscharf an mir vorbei flog.
Schnell verließ ich das Badezimmer und schloss die Tür hinter mir. Tief einatmend nahm ich die Hand von den Augen und ging in mein Zimmer zurück.
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Ein Sommer voller Ereignisse
Teen FictionLennox Summers ist 17 Jahre alt und wohnt am Strand Californiens. Ihre besten Freunde Danny und Lola sind immer für sie da. Die drei sind ein perfekt eingespieltes Team. Als die Sommerferien anbrechen, ahnt keiner von ihnen dass dies tatsächlich der...