Kapitel 37

2.7K 151 32
                                    

Ich werde von Vogelgezwitschern aufgeweckt. An mir hängen Schläuche, die mir es unmöglich machen auf zu stehen.

Mein Blick fixiert sich am Gemälde gegenüber von mir und ich höre schnelle Schritte von draussen. Habe ich die zweite Chemotherapie schon hinter mir? Ich weiss gar nicht mehr, was ich gemacht habe die letzten paar Tage.

Die Türe geht auf und meine Eltern kommen mit meinen Geschwistern hereinspaziert.

„Wie geht es dir Liebling? Wir vermissen dich alle ganz schrecklich", Mama schaut mich mit glasigen Augen an und setzt sich zu mir hin.

„Ganz gut, aber ich will nach Hause kommen..."

Edon kommt zu mir und fasst mich am Kopf, er gibt mir einen Kuss auf die Stirn „Ich werde dich so schrecklich vermissen, Schwesterherz...", Mein Herz nimmt die doppelte Geschwindigkeit an. Ich werde ja wieder nach Hause kommen? Edon läuft mit hochrotem Gesicht zum Balkon.

Meine Mutter drückt schluchzend meine Hand und Blendjona kommt zitternd zu mir ans Bett. Ihre Augen sind rot und angeschwollen. Sie umarmt mich und liegt fast auf mich drauf. Sie „Ich werde dich so vermissen, ich werde jeden Tag an dich denken und ich werde dich jeden Tag besuchen kommen...", Sie heult und ich liege da, wie erstarrt. Nicht in der Verfassung zu verdauen, nicht im Stande etwas zu sagen, geschweige denn zu atmen.

Meine kleine Schwester fährt fort: „...Ich werde dir jeden Tag Rosen an dein Grab bringen, wenn du mir versprichst auf mich aufzupassen...", Blendjona zittert am ganzen Leib, Ihre Tränen laufen meinen Hals entlang und ihr Käuzchen kitzelt meinen Hals, sie weint bitterlich. Mein Vater versucht sie von mir hoch zu heben, doch sie lässt mich nicht los. Edon, der am Fenster alles mit verfolgt, hat seine Hände zu Fäusten geballt. Seine Haare sind verwuschelt, er hat blutunterlaufene Augen und dunkle Augenringe. Ich hätte nie gedacht, dass ich Edon mal in diesem Zustand erleben werde.

Mama schickt Gebete in den Himmel; „Oh Gott, hilf uns! Ich will meine Tochter nicht verlieren, ich will sie nicht verlieren, ich will mein Fleisch und Blut nicht vor mir gehen sehen...", abermals wiederholt sie schluchzend ihren Satz.

Und mein Vater, er schaut mich mit einem Tunnelblick an. Sein Blick trifft sich mit meinem und plötzlich scheint die Zeit still zu stehen. Alles scheint still zu stehen.

„Wir werden dich vermissen..."

Fati im ( Mein Schicksal )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt