18| Vanessa, die Sven an Land zieht und einen echt guten Fang macht

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Abends warfen sie uns auf dem Spa-Bereich. Vanessa und ich haben dort Stunden zugebracht, uns Massieren lassen und im Ruheraum rumgelungert. Manchmal haben wir die nervösen Mitarbeiter ausgelacht, welche eindeutig ein wenig Angst vor uns hatten.

Völlig entspannt schlenderten wir zum Ausgang, Richtung Straße. Auf Feiern hatten wir beide keine Lust, Vanessa schwor sich, nie wieder so viel Alkohol zu trinken und ich war ja eh nicht so der Partytyp.

Wir setzten uns auf eine der Bänke und beobachten das Geschehen. Überall liefen Menschen unterschiedlichsten Alters herum, sahen uns teils schockiert, teils bewundernd an oder beachteten uns einfach gar nicht. Und war das Recht. Wir zeigten uns gegenseitig die lustigsten Hüte der Männer, die Frauen, die eventuell nicht ganz so viel Haut zeigen sollten oder die Kinder, die so verklebt vom Eis waren, dass man einen Hochdruckreiniger bräuchte, um die wieder sauber zu bekommen.

„Achtung, heißer Typ am Eisstand" flüstert mir Vanessa zu. Unauffällig sehe ich hinüber. Tatsächlich. Ein nicht hässlicher Typ stand dort in der Schlange.

„Willst du Eis?" fragt mich Vanessa. Überrascht sehe ich sie an. „Wie kommst du denn jetzt darauf?" frage ich sie. Doch Vanessa wirft bloß die Haare in den Nacken und lacht. „Wirst schon sehen" meint sie, steht auf und schlendert zu dem Typen hinüber.

Fasziniert beobachte ich sie. Sie tippte im auf die Schulter und schenkte ihm dann ihr schönstes Lächeln. Und er war ihr sofort verfallen. Die beiden redeten eine Weile, bis er an der Reihe war. Und tatsächlich, er lud sie ein. Vanessa bestellte sich zwei Kugeln und nahm dann den Becher entgegen.

Den Typen im Schlepptau kam sie zu mir zurück. „Charly, dass ist Sven. Sag Hallo, Sven" Er nickte mir zu, denn Blick auf Vanessas Nacken gerichtet. Der war hinüber. Vanessa reichte mir das Eis. Schoko und Vanille. Ich lache. „Der Klassiker, ernsthaft? Bei dir hätte ich eher Kokos-Limette oder Grüner-Tee mit Pfefferminz erwartet" necke ich sie.

Doch Vanessa zuckte nur mit den Schultern. Sie setzt sich auf die Bank neben mich, Sven setzt sich ebenfalls, sehr nah an Vanessa. Diese beachtete ihn nicht weiter. Wir unterhielten uns über das Wetter und die Tatsache, dass Pat ja nun bald abreisen würde. Heute war sein letzter Tag, morgen Abend würde er sein Zimmer in einer billigen Pension räumen und nach Hause fahren. Vanessa und ich waren darüber sehr betrübt. Denn auch Vanessa würde mir nicht wirklich lange erhalten bleiben. Auch ihr gesponsorter Urlaub ging bald zu Ende.

Sven saß die ganze Zeit mehr oder weniger schweigend dabei. Das Vanessa ihn nur wegen einem Eis angequatscht hatte, war ihm inzwischen klar, dich er ließ sich nicht so schnell abwimmeln. Doch jetzt sagte er doch etwas.

„Ich hätte einen Vorschlag für euch. Meine Schwester und ich sind auf einem Roadtrip durch Europa, mit einem alten Bulli. Wir haben noch Platz. Also wenn ihr mitwollt?" Vanessa und ich sahen Sven mit offenen Mund an. „Was?" sagte Vanessa.

„War bloß ein Vorschlag, keine Panik. Mona würde sich echt freuen, wenn sie mal jemanden anderen als ihren Zwilling sehen würde. Und eigentlich wollten wir auch zu viert fahren, doch unsere Freunde erwarten jetzt ein Kind und da ist so ein Roadtrip zu gefährlich". Vanessa und ich waren immer noch sprachlos.

Sven begann sich langsam unwohl zu fühlen. Deshalb sage ich zu ihm: „Entschuldige uns kurz" und ziehe Vanessa an der Hand ein Stück von ihm weg. „Das wäre so cool! Stell dir mal vor, wir sehen Europa und erleben etwas! Lass uns da mitmachen!" quitscht Vanessa ganz aufgeregt. Ich lächel. So ziemlich das selbe ging mir auch durch den Kopf. „Wir können ja vorschlagen, dass wir uns morgen vormittag bei Sven treffen und einfach mal sehen, ob das klappen könnte. Natürlich mit Pat" schlage ich vor. Vanessa nickt. Mit diesem Plan kehren wir zu Sven zurück.

„Wir würden uns morgen mit Pat und deiner Schwester an eurem Bulli treffen wollen, um zu gucken, ob die Chemie stimmt. Was dagegen?" frage ich ihn direkt. Sven schüttelt den Kopf. Also vereinbaren wir einen Treffpunkt und tauschen Handynummern aus. Danach verabschiedet sich Sven und geht.

Vanessa und ich kehren in das Hotel zurück und gehen ins Restaurant, um noch spät etwas zu essen. Wir bestellen Pizza und besprechen den Roadtrip. Via Sprachnachricht auf WhatsApp haben wir Pat von der Gelegenheit erzählt, er hatte sie aber noch nicht angehört.

Vanessa drehte sich die Haare auf und steckte sie mit einer Haarnadel zusammen. Sie schien in Gedanken, ganz wie ich. Plötzlich vibrierte mein Handy. Hektisch nehme ich es vom Tisch und sehe nach, wer mir geschrieben hat. Pat.

Klingt nach einem Abenteuer. Klar komm ich morgen. :)

„Pat kommt morgen mit. Und er ist der Idee nicht abgeneigt". Mit diesen Worten gebe ich Vanessa mein Handy und liest die Nachricht. Sie lächelt kurz und tippt dann eine Antwort. Ich lasse sie machen. Wie sehr ich mich in der letzten Woche verändert habe. Hätte vor zehn Tagen jemand mein Handy genommen, ich hätte ihn eine verpasst. Und jetzt liest Vanessa meine Chats mit Mark... Moment.

Im Hechtsprung nehme ich ihr das Smartphone wieder weg. Erschrocken sieht sie mich an. Tatsächlich, der Chat mit Mark war geöffnet. Doch sie hatte die Bilder noch nicht gesehen. Ein Glück.

„Was ist den so peinlich, dass du mir das Handy so wegnehmen musstest?" fragt mich Vanessa und beißt von ihrer Pizza ab. Ich zucke nur mit den Schultern und packe mein Handy in den Rucksack. Danach nehme ich mir auch ein Stück von der Pizza, welche wir uns wieder teilen.

Schweigend essen wir auf. Ich lasse die Rechnung auf das Zimmer meiner Eltern ausstellen und gehe dann, gefolgt von Vanessa, auf mein Zimmer. Diese schmeißt sich sofort auf mein Bett und schnappt sich meinen Hefter mit den Noten. Ich verschiedene ins Bad und wasche mir die Hände. Ich werfe einen Blick in den Spiegel. Mein Kayal ist ein wenig verschmiert und auch der dunkle Lidschatten war an Stellen, an denen er nichts zu suchen hatte.

Die meisten taffen Mädchen in den Romanen legten keinen Wert auf Make-up oder schminken sich nur dezent. Nun, das konnte ich von mir nicht behaupten. Jeden Tag schminkte ich mir meine Augen schwarz. Ich brauchte das, mein Make-up war ein Teil von mir. Ohne ging ich nicht aus dem Haus. Meine Familie war da natürlich komplett anderer Meinung, aber was interessiert mich das?

Ich verlasse das Badezimmer und setzte mich an meine Bettkante. Vanessa drückt mir die Gitarre in die Hand und hält mir ein paar Noten hin. Glücklich vom Farin Urlaub Racing Team. Ich beginne die ersten Töne zu spielen und Vanessa singt die Verse. Im Refrain singen wir beide aus voller Kehle, keinen einzigen Ton treffend. Wir lachen und singen, hören das Klopfen an der Tür und singen noch lauter. Erst als der Sicherheitsdienst wütend im Zimmer stand, legte ich die Gitarre zur Seite.

Vanessa musste das Zimmer verlassen und die Hotelleitung sowie meine Eltern würden über den Vorfall informiert. Bei dem nächsten Fehler drohte für die ganze Familie Becker der Rauswurf mit Hausverbot. Doch ich hörte dem Typen nicht wirklich zu.

Ein Kapitel, seit langem wieder.

Meine Entschuldigungen:

Ich wollte erst meine Fanfiction zu Ende bringen, was jetzt gesehen ist und worauf ich echt stolz bin.

Ich war im Urlaub.

Ich war faul.

So, das muss reichen.

P.

RebellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt