22nd - Hyänen [Lesenacht 3/4]

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HUNTER

Ich wollte gerade wieder nach oben gehen und die beiden Mädchen wecken, weil ich dann schwimmen gehen wollte und sie nicht allein hier bleiben konnten, als ich sah, wie Erin die Tür zum Salon öffnete. Sofort fing ich an zu rennen, um sich vor den Hyänen zu retten. Aber es war schon zu spät. Sie war gerade in den Raum gebeten worden, als ich die Tür erreichte.

"Ah, Hunter. Schön das du da bist. Willst du uns das hier vielleicht erklären?" Mit "das hier" meinte meine Mutter Erin, die ihre Lippen spitzte und versuchte mein T-Shirt ein bisschen weiter herunter zu ziehen. Zögerlich betrat ich den Raum. Die Freundinnen meiner Mutter fingen schon an zu flüstern. Angestrengt zwang ich mich nicht die Augen zu rollen.

"Das ist Erin." Ich stellte mich neben sie, damit sie sich vielleicht nicht ganz so allein gelassen vorkam. Das Mädchen hob den Kopf und rang sich zu einem Lächeln durch.

"Guten Tag, Miss-"

"Erin?" Meine Mutter schnitt ihr das Wort ab und stolzierte auf uns zu und ich hätte Erin am liebsten in Schutz genommen, aber ich wusste, dass ich die Sache so nur noch schlimmer machen würde und außerdem vertraute ich darauf, dass sie sich selbst verteidigen konnte. Ich spürte wie sie sich neben mir verspannte, aber das Kinn anhob und die Schultern nach hinten zog.

"Ja?" Meine Mutter trug ein wölfisches Grinsen, das Erin jedoch nicht einzuschüchtern schien.

"Hat ihre Beziehung zu meinem Sohn irgendetwas mit der Abwesenheit ihrer Hose zu tun?", fragte sie spitz und blieb genau gegenüber von Erin stehen.

"Nein, Miss. Wir sind nur Freunde", antworte das Mädchen neben mir knapp und ich musste zugeben, dass ich bewunderte, wie sie die Ruhe bewarte. Ich hatte schon Erwachsene gesehen, die unter dem Blick meiner Mutter zu einem stotternden Häufchen Elend zusammen geschmolzen waren. Allerdings schien Erins Familie aus den selben Kreisen wie meine zu sein, was ihre Vertrautheit mit so einer Situation erklären würde.

"Wo sind dann deine Hosen, Kind?" Erin verengte ihre Augen. Meine Mutter benutzte Worte wie Waffen. Sie wusste genau was sie sagen musste um an bestimmten Strängen zu ziehen und Menschen langsam dazu zu bringen, die Fassung zu verlieren. Erin sah durch das hindurch und ließ sich nicht ködern.

"Im Gästezimmer, wo ich auch geschlafen habe, Misses Hayes." Meine Mutter zog ihre Augenbrauen hoch. Plötzlich richteten die anderen Frauen ihre Blicke auf die Tür, die ich offen gelassen hatte. Ich folgte ihrem Beispiel und entdeckte Lucia, die wie angewurzelt dort stand und sich irritiert um sah.

"Lucia?", schlich es mir über die Lippen. Ich hatte total vergessen, dass sie auch hier war. Meine Mutter sah mich wütend an. Ich hatte es mal wieder geschafft ihre monatliche Teeparty zu ruinieren.

"Hallo, allerseits", krächzte sie und hielt sich dann den Hals, so als hätte sie Schmerzen. Sie trug, genauso wie Erin, nur eins meiner T-Shirts und meine Mutter sah aus als wollte sie die Mädchen in Brand stecken.

"Ist das die Art von Benehmen, die du von deinem Sohn erduldest?", fragte eine der alten Schachteln mit bösen Grinsen, das sie jedoch nicht als solches zur Schau stellte. Wir blamierten meine Mutter gerade bis auf die Knochen.

"Mit diesen Mädchen verschwendet er seine Zeit?", flüsterte Miss Trevor Misses Jurie zu, wobei sie wohl nicht bedacht hatte, dass ich nicht taub war. Ich holte tief Luft, um mich zu beruhigen. 

"Martha, dein Sohn-" Ich war 18 Jahre alt, man könnte doch wohl erwarten, dass diese Schreckschrauben mich selbst ansprachen und nicht mit meiner Mutter über meinen Kopf hinweg redeten.

 "Ich denke wir sollten gehen", fiel ich ihr ins Wort und sprach an Erin gewandt.  

"Mir ist es lieber, wenn sie alle sich hinter meinem Rücken über meine Freunde und mich das Mundwerk zerreißen, als in unserer Anwesenheit. Wir haben schließlich doch was Besseres zu tun." Meine Mutter hatte ihren Kiefer zusammen presste und atmete tief ein. Sie hatte ihre kleinen Hände zu Fäusten zusammen geschlossen, versuchte aber sich nichts anmerken zu lassen. Die Frauen sahen mich entgeistert an.

          

"Guten Tag." Ich beugte den Kopf leicht und steuerte die Tür, in der nach wie vor Lucia stand, an. Erin folgte mir mit schnellen Schritten, da sie vermutlich noch lieber aus diesem Zimmer heraus kam, als ich.

"Hunter, Liebling!", rief mir meine Mutter mit einer unnatürlich hohen Stimme hinterher, weshalb ich mich auch schon für das Inferno bereit machte, das sich soeben angekündigt hatte. Sie schloss langsam die große Tür hinter sich, sodass die Frauen im Salon nicht hören konnten, was sie zu Lucia, Erin und mir sagte.

"Wie kannst du es wagen?", fauchte sie mich an. Erin, die neben mir stehen geblieben war, sah meine Mutter entsetzt an.

"Du weist, dass mir egal ist, was du tust, solange du-"

"Es tut mir- uns leid! Ist es das was du hören willst?", zischte ich sie durch zusammen gepresste Zähne an.

"Eine simple Entschuldigung tut es nicht ganz", erwiderte meine Mutter mit erhobenem Kopf. Ich atmete scharf ein und schloss meine Augen.

"Natürlich nicht. Weist du was, du kannst mich später versklaven. Ich fahr erst die beiden nach Hause. Solange wirst du dich schon noch gedulden können." Ich wandte meiner Mutter den Rücken zu und die beiden Mädchen starrten mich mit großen Augen an.

"Kommt mit." Ich fing an die Treppe nach oben zu laufen, die beiden folgten mir.

"Du hast mich wieder lächerlich gemacht, Hunter. Schämst du dich denn nicht für dein Benehmen?"

"Wirklich? Vielleicht solltest du dir mal überlegen wer von uns beiden sich lächerlich macht", erwiderte ich über meine Schulter hinweg und schluckte hart. Weder Erin noch Lucia sagten ein Wort.

*****

ERIN

Hunter hielt vor unserem Wohnhaus und tippte mit seinen Fingern auf dem Lenkrad herum, so als wüsste er nicht, was er machen sollte. Ich überlegte krampfhaft, was ich sagen konnte, wenn er kein danke und keine Entschuldigung hören wollte. Lucia war schon halb aus dem Auto ausgestiegen, als ich mich überwunden hatte und Hunter einen schnellen Kuss auf die Wange gab. Ich schnallte mich ab und öffnete die Autotür. Mit gesenktem Kopf stieg ich aus und schlug die Autotür zu. Hunter ließ das Autofenster der Beifahrertür herunter und ich sah durch den Spalt fragend zu ihm

"Lucia hat ihr Handy auf dem Rücksitz liegen lassen." Ich zog nochmal die Tür auf und nahm ihm das Handy aus der Hand, das er mir auffordernd hingehalten hatte. Lucia sah aus als wollte sie sich die Hand auf die Stirn schlagen und nahm dankend ihr Telefon an sich. Dann sah sie mich nochmal kurz an, bevor sie auf die Eingangstür zu ging und mich mit Hunter allein lies.

"Hör zu. Das hört sich jetzt vermutlich... sehr komisch an und kommt auch ziemlich plötzlich, aber würdest du morgen mir zu WINORCA Wohltätigkeitsveranstaltung kommen? Mein Vater zwingt mich hin zu gehen und-"

"Erin!" Verwundert hob ich den Kopf und entdeckte meine Cousine Kaelin, die ebenfalls gerade aus einem Taxi ausgestiegen war. Sie winkte mir zu und ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. Dann richtete ich meinen Blick wieder auf Hunter.

"Ahm, ja. Sicher. Ich würde auch nicht allein zu sowas gehen wollen. Ich versteh das total." Hunter lächelte und ich erwiderte es. Dann nickte er mir zum Abschied zu und fuhr davon. Sprachlos starrte ich seinem Wagen hinter, bis er um die Ecke fuhr und verschwand. 

"Hast du etwa ein Date, Cousinchen?" Ich zuckte fast zusammen, als Kaelins Stimme plötzlich direkt neben mir ertönte. 

"Kaelin!" Wir umarmten uns fest. Es war schon gute zwei Monate her, dass wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Meine Cousin war nur ein paar Jahre älter als ich und bereits auf dem besten Weg eine berühmte Fotografin zu werden.

"Ich denke nicht, dass ich es das nennen würde", antwortete ich immer noch etwas perplex, als wir uns von einander lösten.

"Was nennen wir es denn dann?", fragte die Brünette mit einem schiefen Grinsen.

"Was machst du eigentlich hier?", versuchte ich vom Thema abzulenken. Kaelin schüttelte nur lächelnd den Kopf und warf mir ihren "darüber werden wir später noch reden" Blick zu. 

"Nora wollte mich doch dabei haben." Ich versuchte nicht allzu verwirrt auszusehen. Mein Blick fiel auf die große Reisetasche in Kaelins rechter Hand. 

"Du weist schon... Sie sucht heute ihr Brautkleid aus", schob sie nach, als sie merkte, dass ich keinen blassen Schimmer hatte, wovon sie redete.

"Klar. Natürlich. Sorry, ich bin heute etwas neben der Spur." Frustriert fuhr ich mir durch die Haare und wir gingen auf die Eingangstür des Gebäudes zu.

"Ich dachte du kannst nicht vor der Hochzeit kommen." Ich zog die Tür auf und ließ Kaelin vor mir ins Treppenhaus, bevor ich ihn nachging.

"Ich hatte ne kleine Auszeit nötig", presste meine Cousine hervor und ich sah etwas in ihren Augen schimmern, dass ich nicht zuordnen konnte.

"Du musst mir alles erzählen. Wir haben nicht alle so ein interessantes Leben wie du. Sei ein guter Mensch und lass mich Teil haben."

"Übertreib nicht. Du scheinst auch deinen Spaß zu haben. Wie hieß der Typ im Mustang eigentlich?", stichelte sie mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.

"Ahm... Das war Hunter", antwortete ich kleinlaut.

"Warte mal eine scheiß Sekunde! Hunter? Der Hunter?" Kaelin war mitten auf der Treppe stehen geblieben und sah mich mit aufgerissenen Augen an.

"Mhm." Meine Cousine verzog anerkennend das Gesicht.

"Gut gemacht." Sie zwinkerte mir zu und ich schüttelte lachend den Kopf, während wir weiter die Treppe hoch gingen.

*****

An alle die Strange Love lesen - Ja, das ist Kaelin-Kaelin. Ich crossover schon wieder mit jemandem >>> harmlesspain this ones for you.

Okay, eins noch und dann wars das. Ich hoff ihr seid zufrieden.

adorablemalia

PLAYING PRETENDWhere stories live. Discover now