Diese Frage bewirkte erstmal, dass mein Gehirn zu rattern begann, wie ein Mechanismus aus tausenden Zahnrädern. War das jetzt ein gutes oder schlechtes Zeichen? Zeigte das, dass sie wirklich mehr von mir wollte, als nur Freundschaft, oder bewies es, dass sie einfach nur eines von diesen 'straight girls' war, bei denen ich mir schon so oft falsche Hoffnungen gemacht hatte?
"Ehhm... Nein. Und du?"
Ich wagte kaum die Antwort zu hören. Doch von Sofia kam nur ein "Nö" und ein Lächeln, wie sie es sonst auch immer lächelte, weswegen ich erst einmal beruhigt war.
"Willst du denn irgendetwas wissen?", fragte sie mich daraufhin mit einem schelmischen Gesichtsausdruck.
Stehst du auf Mädchen? Wäre ich am liebsten herausgeplatzt.
Bist du wahnsinnig Liz, das wäre ja überhaupt nicht offensichtlich, redete ich in Gedanken schon wieder mit mir selbst.
Falls nicht, wird sie garantiert misstrauisch, dann kannst du jede weitere Freundschaft mit ihr auch abhaken.
"Hast du... ehhh... ein Haustier?"
Ernsthaft jetzt? Was dümmeres ist dir auch nicht eingefallen.
"Ehm", Sofia versuchte offensichtlich ein Lachen zu unterdrücken. Mit so einer Frage hatte sie wahrscheinlich auch nicht gerechnet. "Als ich kleiner war hatte ich mal einen Hamster. Aber der ist schon vor 6 oder 7 Jahren gestorben. Henry hieß er."
"Oh", mehr fiel mir dazu nicht ein.
Bevor die peinliche Stille zu schlimm wurde, betrat zum Glück Mathilda das Café.
"Na, ihr beiden? Lasst ihr es euch gut gehen?"
Sie setzte sich zu uns, bestellte jedem von uns noch ein Stück Kuchen und übernahm mit ihrer munteren Art schnell das Gespräch.
Ich merkte, wie meine Gedanken langsam abschweiften. Wie sollte ich denn heraus bekommen, ob Sofia auch auf Mädchen stand, ohne gleich alles zu offensichtlich zu machen? Es war schon Mittwoch, am Montag ging die Schule wieder los und Sofia war dann schon wieder zurück bei ihrer Familie und es war nicht sicher ob wir uns danach noch einmal wiedersehen würden. Also irgendetwas musste ich doch tun! Aber was, wusste ich auch nicht...Wieder Zuhause angekommen, legte ich mich mal wieder auf mein Bett und betrachtete aus meinem Fenster heraus die Umgebung. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus, und nahm mein Handy in die Hand um meine Freundin Rickie anzurufen. Die Ferien über hatten wir nicht viel Kontakt gehabt, wir beide waren genau versetzt in den Urlaub gefahren und hatten dementsprechend nicht viel Zeit für einander gehabt. Aber ich wusste, dass sie immer für mich da sein würde, falls ich mal Hilfe brauchte und so war es auch umgekehrt.
"Liz! Voll schön, dass du mal anrufst! Naa was läuft so bei dir?"
"Du ahnst es bestimmt schon..."
"Waas? Hast du dir endlich deine Haare in diesem geilen Pink gefärbt, was ich dir schon so lange geraten hab?!"
"Nein?!", ich musste lachen, wurde aber schnell wieder ernst. "Ich hab so ein Mädchen kennengelernt..."
"Echt jetzt? Endlich? Wie lange seid ihr schon zusammen?"
"Rickie, jetzt hör mir doch mal endlich zu! Natürlich sind wir noch nicht zusammen... Ich weiß nicht einmal ob sie überhaupt auf Mädchen steht..."
"Warum fragst du sie nicht einfach?"
"Denk doch mal realistisch! Dann denkt sie sofort ich will was von ihr; sie wird sich von mir distanzieren und dann kann ich alles vergessen..."
"Du bist einfach zu schüchtern", stellte Rickie fest.
"Nein, bin ich nicht, es ist einfach nur nicht meine Art so extrem mit offenen Karten zu spielen!", wehrte ich mich.
"Aber du wirst irgendetwas tun oder?"
"Ich weiß nicht... Ich-"
"Um Himmels Willen Liz", unterbrach sie mich. "Wenn du so weiter machst bleibst du bis an dein Lebensende alleine, du musst mal ein bisschen mehr in die Offensive gehen!"
Sie hatte ja schon Recht... Wenn ich so überlegte war alles, was bis jetzt 'passiert' war, immer von Sofia ausgegangen. Aber das musste ich ihr ja nicht unbedingt sagen, stattdessen spielte ich erst einmal die Schmollende.
"Bis an mein Lebensende alleine bleibe ich sowieso..."
"Och Liz, bitte nicht schon wieder. Du weißt genau, dass das nicht stimmt."
"Hm." Betrübt starrte ich Löcher in die Luft.
"Also, du wirst jetzt die nächste Gelegenheit nutzen, um irgendetwas zu tun. Irgendetwas, was dir vielleicht zu gewagt vorkommt, aber dir zeigt, woran du bei ihr bist. Versprochen?"
"Okee...", antwortete ich unwillig. Ich hatte einfach eine chronische Angst vor peinlichen Situationen und so eine möglicherweise zu provozieren ging mir gegen den Strich. Aber andererseits:
"Wer nichts versucht, kann nur verlieren", sagte Rickie in diesem Moment.
"Jaa... Also gut, ich geb mein Bestes. Danke, dass du mir geholfen hast, Rickie."
"Immer wieder gerne, Süße. Halt mich auf dem Laufenden! Versprochen?"
"Versprochen", sagte ich. "Tschüüüss."Sie hat recht, Liz..., gestand ich mir selber. Wer nichts versucht, kann nur verlieren...

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1 Stunde 22 || girlxgirl
RomanceLiz und Sofia lernen sich im Zug kennen, als Liz nach einem Shoppingtag mit ihrer Cousine nach Hause fährt und Sofia zu ihrer Tante reist, um bei ihr die letzte Woche der Sommerferien zu verbringen. Diese Woche wird die Schönste ihres Lebens, obwohl...