Ich höre Carricks Stimme und fahre von der Couch hoch. Wirklich geschlafen habe ich nicht, eher unruhig gedöst. Wie soll ich mich auch ausruhen, wenn Ana um ihr Überleben kämpft?
Taylor hat die Premier Suite im Four Seasons gewählt und sich selbst ein Zimmer im Haus besorgt, aber der einzige Ort, an dem ich mich befinden möchte, ich der karge Warteraum in Anas Nähe. Obwohl ich bei unserer Ankunft am Abend müde war, habe ich erst dafür gesorgt, dass in Seattle alles seinen Gang geht, auch weil Ros und Andrea mehrere Mails und Nachrichten hinterlassen hatten. Dummerweise auch wegen der Presse, die zwar in Seattle noch keine Kenntnis von Anas jetzigem Zustand hat, aber immer noch eine Stellungnahme zu ihrem Freispruch und Interview möchte.
Erst nach über zwei Stunden habe ich das Wichtigste geregelt und obwohl ich total erledigt war, erschien es mir falsch mich auszuruhen, während ich keine Ahnung habe, wie es Ana geht. Allerdings war ein Anruf im Krankenhaus ernüchternd, ich habe keine Auskunft erhalten. Mir bleibt nichts anderes übrig als Nash zu vertrauen, dass er mir wirklich bei einer Veränderung Bescheid gibt.
Taylor war auch recht rege und hat jede Menge Telefonate geführt, er soll versuchen alles in Erfahrung zu bringen über Elena und ihre Kontakte – auch in der BDSM Szene. Ich will sicher gehen, dass wer immer auch Ana schaden möchte, wir diese Person finden und ausschalten. CIA hin oder her, ich werde nicht tatenlos zusehen, wie irgendjemand meine Familie zerstört.
Zumindest nicht schon wieder ...
Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es Zwei ist, draußen ist es stockdunkel und ich fühle mich zerschlagen.
Ich sehe Carrick, der mit Taylor leise spricht, am Schreibtisch stehen, auf dem Taylor seine Kommunikationszentrale aufgebaut hat, das Licht in der Suite ist gedämpft und offensichtlich wollen sie mich nicht stören. Herr im Himmel, hier geht es aber um mein Leben! Und um Ana!
„Dad?", frage ich und sein Kopf fährt herum.
Auch er sieht müde und erschöpft aus, aber da ist ein stahlharter Ausdruck in seinen Augen, den ich so nicht kenne.
„Seit wann bist du hier?"
Carrick kommt zu mir und nimmt auf einem Sessel Platz.
„Ich kam mit Ray etwa vor drei Stunden an. Es hat ein wenig gedauert, bis er in Seattle war und der Jet von Ana bereit stand. Ray ist im Krankenhaus, wird aber bald weiterreisen. Luke hat ihn gebeten, Ted abzuholen."
Ted. Meinen Sohn.
„Ich sollte ihn abholen", brumme ich und Carrick schüttelt den Kopf.
„Christian, du wirst derzeit gar nichts tun können. Ray will nicht, dass du in Anas Nähe kommst, und ich fürchte, Luke Sawyer will das auch nicht. Anas Zustand ist immer noch kritisch und unverändert."
Ich vergrabe meinen Kopf in den Händen. Dieses kleine Wort kritisch raubt mir alle Kraft und Energie. Sie muss einfach überleben. Und ich muss in ihrer Nähe sein.
Allerdings ist das wohl ein schwieriges Unterfangen. Ich kann Ray seine Wut und seinen Hass auf mich nicht verdenken. Er kam zu mir, zwei Wochen nach dem Ana diese verhängnisvolle Vereinbarung unterzeichnet hatte, und wollte wissen, wo seine Tochter ist. Obwohl ich über ihren Aufenthaltsort genau Bescheid wusste, erklärte ich ihm, dass ich ihm nicht helfen würde. Sie hatte sich nicht bei ihm gemeldet und ich gönnte ihr seine Hilfe nicht. Ich bin Schuld, dass Ana acht Jahre glauben musste, ihr Vater hätte sie auch aufgegeben. Aber damals war ich von Wut und Zorn zerfressen, und selbst noch nicht in der Lage, mich damit vernünftig auseinanderzusetzen. Trotzdem habe ich mich wie ein Mistkerl verhalten, und Ray hat wohl genau gemerkt, dass ich ihm nicht helfen wollte. Er hat mich nie wieder aufgesucht. Allerdings habe ich immer wieder geprüft, ob Ana sich bei ihm gemeldet hat oder ob sie Kontakt haben. Jetzt, mit der Gewissheit, mein eigenes Kind acht Jahre nicht gesehen zu haben, kann ich mir nicht vorstellen, wie sehr er mich hassen muss.
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50 Shades of Desire - Incremental
FanfictionAnastasia ist schwer verwundet und Christians Versuche, seine Fehler wieder gut zu machen, werden von einer neuen Bedrohung für die kleine Familie überschattet. Obwohl er nichts mehr will, als seine Frau wieder für sich zu gewinnen, ist das noch sch...