28:: Telephonkommunikation

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"Ich fass' es nicht", meinte Elsy,  immer noch volkommen umgehauen, von Reinaldus' plötzlichem Verschwinden.

Sie standen immer noch vor der metallenen Tür, unschlüssig, ob sie passieren sollten. Reinaldus hatte ihnen gesagt, es handele sich um eine ST-Bahnstation, jedenfalls hörte man wirklich gelegentlich ein leises Zischen und Rumpeln und der Boden bebte dabei meist kaum merklich.

"Zeig mal die Karte", verlangte Linkin und Elsy reichte ihm das kleine Papier und richtete ihre Lampe darauf, dass sie in der Dunkelheit noch etwas lesen konnten.

Reinaldus

Tel: 555  13912382118

Fax: 555 13912388185

Reinaldus, nicht Reginald!

"Na toll. Was bitte sind 'Tel' und 'Fax'?", ärgerte sich Linkin über die eher spärliche Kontaktadresse des Mannes. Sein ID-Name, oder ein Online-PDN hätten ihm deutlich mehr geholfen.

"Link, ich glaube 'Tel' steht für Telephon", kam Elsy zur Hilfe.

"Was  ist ein Telephon?"

"Kein Plan", gab sie zu, "Ich frag mal mein Scroll."

Rasch unterbrach Linkin sie, als sie ihr Gerät zur Hand nahm. "Hast du es mit deiner Real-ID oder soetwas verknüpft?"

"Natürlich nicht. So dumm bin ich nun auch wieder nicht."

Kurz blickte sie auf ihren Bildschirm, der einen leuchtenden bläulichen Lichtschimmer auf ihr Gesicht warf und tippte etwas ein. Erleichtert sah Linkin, dass sie nicht die Spracheingabe nutzte.

"Hier ist es:", begann sie, um dann eine kurze Beschreibung der Telephonkommunikation vergangener Jahre zum Besten zu geben.

"Aha", meinte Linkin. Und du meinst, der Kerl hat so ein Gerät?"

"Früher konnten wohl die meisten Geräte über solche Nummern telephonieren."

"Und wie sollen wir ihn anrufen? Hast du zufällig ein Gerät aus den Zwanzigern?", erkundigte sich Linkin, nicht ohne eine Spur Zynismus.

"Natürlich ni-..., das heißt doch, ich hab eins!", rief sie, auch von sich selbst überrascht. "Als wir dem Kerl das El geklaut haben, da hab' ich doch als Ablenkung ein bisschen Technikschrott mitgehen lassen. Erinnerst du dich noch, da war doch das Smartphone von dieser Sprengstofffirma aus Korea dabei, das ist definitiv alt genug!"

"Tatsache", musste Linkin etwas verblüfft eingestehen, er hatte überhaut nicht damit gerechnet, dass sie ein solches Gerät hatten. "Und wo ist es?"

"Im Hochhaus."

"Wir sollen ja ohnehin in die Borderline...", überlegte Linkin laut, "Und der Freund, den er meinte, wird wohl Chas sein. Sollen wir wirklich einfach machen, was er uns gesagt hat?"

"Warum nicht? Er war irgendwie freundlich. Ich denke, er will uns wirklich helfen."

Wiederum gab der Junge ein Seufzen von sich. "Das reicht doch nicht, um ihm blind zu vertrauen."

"Was sollen wir jetzt überhaupt machen? Entweder wir gehen wirklich zu Chas, wie der Kerl es wollte, oder wir versuchen uns hier zu verstecken. Wenn wir uns umgucken, finden wir bestimmt den einen oder anderen nützlichen Ausgang hier unten. Das Tunnelsystem muss riesig sein, so weit wie wir gelaufen sind. Wobei zu Chas gehen auch ohne Reinaldus keine schlechte Idee wäre", wägte Linkin ab.

"Argh, ich hab keine Ahnung, was wir tun sollen!", regte Linkin sich auf.

Doch dann schien Elsy etwas eingefallen zu sein.

"Ich hab's!", rief sie und tippte dreimal auf ihren Scroll, dann blickte sie erneut zu ihrem Freund auf. "Bei eins bleiben wir hier, bei zwei gehen wir das Smartphone und Chas holen", sprach sie.

Fassungslos starrte Linkin sie an, als sei sie volkommen übergeschnappt. "Dein Ernst?"

"Hast doch selbst nichts Besseres", gab sie nur zurück und tippte erneut auf das flache Rechteck in ihrer Hand.

Auf dem Bildschirm leuchtete eine Zwei auf.

"Gut, auf zu Chas!", sagte sie energetisch.

"Wenn Reinaldus uns in eine Falle locken will, machen wir es ihm gerade ziemlich leicht", meinte Linkin kopfschüttelnd, doch folgte Elsy, als sie zur Tür ging.

"Hoffentlich ist sie auch offen", fiel Elsy ein, bevor sie die Hand an die Türklinke, eine echte Türklinke, kein ID-Scanner, legte und zog.

Nicht rührte sich.

"Du musst drücken!", wies Linkin sie an und deutete auf das verblichene dunkelblaue 'Drücken' auf der Tür.

"Oh, ups." Elsy drückte und die Tür öffnete sich.


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