Wahrheit

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Es gibt keine Wahrheit.

Aber wenn es sie nicht gibt, niemals, kann die Aussage "Es gibt keine Wahrheit" wahr sein? Nein, diese Aussage ist falsch, denn gäbe es keine Wahrheit, wäre es falsch zu sagen, es gäbe keine Wahrheit, da dieser Satz im Kontext richtig ist und somit der These, dass es keine Wahrheit gibt, widerspricht. Also gibt es Wahrheit, oder? Ja. Und Nein.
Was ist überhaupt Wahrheit? Für mich ist etwas wahr, wenn es richtig ist, stimmt, wenn es unwiderlegbare Fakten gibt. Aber das Problem ist, was sind schon unwiderlegbare Fakten? Vielleicht, dass die Erde rund ist. Es gibt bekanntlich Menschen, die dies als unwahr bezeichnen. Aber man kann doch nur sehr schwer alle Beweise, die für einen runden Erdball sprechen, widerlegen. Spätestens wenn man einen Skeptiker hoch ins All schießt, damit er sich seine Erdscheibe mal von oben anschauen kann. Dann sollte man ihn doch bekehrt haben oder? Eigentlich ja schon, aber was wenn er sagt: "Ich sehe eine runde Erde. Aber das ist nur eine Illusion, ein Trick um mich zu überzeugen. Ein Trick um mir die Unwahrheit einzupflanzen. Für mich gibt es nur eine Wahrheit, die Erde ist flach"
Es ist schwer. Wahrheit ist eine Bewertung von uns Menschen über unsere Realität, wie wir sie wahrnehmen(wahr-nehmen, wahr ist überall). Aber unser Flacherdler ist selber von seiner Theorie überzeugt, er bewertet seine Umwelt so, dass es keine runde Erde geben kann. Sonst würde man ja auch von Erdball runter fallen. Er glaubt ganz ehrlich daran, es ist seine Empfindung und seine Wahrnehmung.
Anderes, viel alltäglicheres Beispiel: zwei Personen leben in einer Beziehung. Beide lieben sich ehrlich und wahrhaftig. Für Person A ist deswegen Person B, die schönste Person auf unserer großen weiten Erdscheibe. Aber Person B findet sich selber hässlich und kann Person A nicht verstehen, wie man nur sagen könne, Person B wäre schön. Person A wird vorgeworfen, nicht die Wahrheit zu sagen. Aber genau das tut Person A. Beide sagen die Wahrheit über ihre subjektiven Empfindungen. Schlussfolgerlich gibt es nicht eine Wahrheit, sondern genau so viele Wahrheiten, wie es Lebewesen gibt, die zwischen Wahrheit und Unwahrheit selektieren. Damit ist die Aussage vom Anfang, eigentlich doch richtig. Für mich zumindest.

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