Marco sah dem Mann in seine klaren menschlichen Augen und nickte. „Ich bin Marco. Ich war bei ihrem Zusammenbruch dabei."
„Ich kann nichts tun. Sie liegt da wie tot."
„Würden Sie mir glauben wenn ich ihnen sage, dass dem nicht so ist? Sie sind nur ein Mensch. Sie können sie dort nicht erreichen wo sie jetzt ist."
„Nein ich würde ihnen nicht glauben, wahrscheinlich. Sind sie kein Mensch?"
„Nein. Natürlich nicht. Das wissen Sie. Aber selbst ich kann sie nicht erreichen."
„Ich weiß, dass wir nicht allein waren."
„Das wäre auch zu gefährlich. Aber Sie wissen schon zu viel."
„Ist sie einer..."
„Ein Mensch? Nein. Aber sie weiß nichts von ihrem wahren selbst. Es darf niemand von ihr wissen. Sie müssen diese Gespräch mit meinem Austritt aus diesem Zimmer vergessen. Das ist das einzige was Sie schützt."
„War der Unfall menschlicher Natur?"
„Ich denke nicht. Aber ich bin erst zu kurze Zeit hier um das zu beurteilen. Wenn es kein Mensch war hat sich derjenige Mühe gegeben." Marco sah dem Mann tief in die Augen. „Sie werden dieses Gespräch vergessen wie sie vergaßen mich gesehen zu haben wenn ich den Raum verlasse."
„Warum sollte ich Ihnen vertrauen?"
„Sollen sie nicht. Sie trauen sich gegenseitig auch nicht."
Der Mann sah weg. „Nein das tun wir nicht. Ich weiß, dass wir ohne euch nicht überleben würden."
„Worauf wollen Sie hinaus?"
„Ich habe viel über Metaebenen gelesen und je mehr ich las, desto sicherer wurde ich mir, dass wir nicht allein sein konnten. Wir würden wahrscheinlich nicht überleben."
„Gelesen also." Marco verdrehte die Augen um zu überspielen wie nah dran dieser Mensch war an dem Geheimnis war, was seit Jahrhunderten gehütet wurde. „Die meisten Autoren hatten nicht mehr alle Latten am Zaun."
„Aber was wenn nicht. Wenn das die Wahrheit ist. Es ist mein Recht sie zu kennen. Sag es mir."
„Das könnte ich. Theoretisch. Aber erstens traue ich Ihnen nicht, Mensch. Und zweitens würden dich wenn ich es dir erzählen würde spätestens morgen andere kommen. Die würden nicht reden. Und abgesehen davon, dass ich dann auch dran wäre, sollten Sie eure Unwissenheit mehr zu schätzen wissen."
Der nervöse Blick des Menschen glitt über Kayas reglosen Körper. „Was machen wir jetzt mir ihr? Es sind schon über fünfzehn Minuten."
„Ich weiß. Ich wollte ihr Zeit geben sich zu sammeln, aber sie kann nicht ewig zwischen den Welten bleiben. Dann wird es für mich immer schwerer sie wieder da raus zu holen. Setzen sie sich bitte in einiger Entfernung hin. Sonst kann ich für nichts garantieren."
Langsam, damit der Mensch seinen Bewegungen folgen konnte, ging er zur Wand und hängte seine Jacke auf. Darunter kam das Tattoo hervor und einige Runen, die fest darin verschlungen waren. Nur mit den Mondsteinen im Tattoo konnte er Negara, das Land der Schattenwächter, verlassen. Die Runen hatten andere Eigenschaften. Das Tattoo ringelte sich um seinen Hals und über seine Brust, doch die Mondsteine wurden von dem schwarzen T-Shirt verdeckt.
Dann ging er wieder zu Kaya und warf dem Mann einen Blick zu, er hatte sich tatsächlich hingesetzt. Der Schattenwächter berührte Kayas Augen als er die Verbindungsrune aktiviert hatte und alles andere verblasste um ihn herum. Seine schlanken Finger glitten über ihre weiße Haut. Dann ließ er sie bei ihrem noch menschlichen Herzen verharren und versetzte ihm einen Stoß aus reiner Energie, der jeden Menschen sofort getötet hätte. Er hoffte, dass der Mann schlau genug gewesen war um sich weg zu drehen.
Dann schlug Kayas Herz wieder, doch Marcos Selbstbeherrschung war schwach. Er öffnete das Fenster um den verlockenden Geruch abebben zu lassen. Dennoch brauchte Marco eine halbe Minute um sich wieder zu sammeln. Dann drehte er sich zu dem Mann um. Er war in Ohnmacht gefallen. Natürlich. Aber dieser Mensch konnte nichts für seine Gebrechlichkeit. Das konnte keiner von ihnen. Deshalb musste er vergessen. So wie sie alle immer wieder vergessen mussten. Marco seufzte leise. Er konnte auch nichts für sein Schicksal. Wen die Sager hassten, den hassten sie.
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Endlich mal wieder ein neuer Teil. Bin einfach nicht dazu gekommen weiter zu schreiben. Nicht zuletzt wegen der Schule;(
Naja Ich hoffe, dass ich es jetzt wieder etwas öfter schaffe etwas hoch zu laden, kann aber nichts versprechen;)
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Seelenhauch - Tochter des Todes
FantasyIch dachte ich würde frei werden wenn ich dieses weiße Haus verlasse. Glücklich. Endlich normal. Doch stattdessen wirft mich dieser wunderschöne Typ, der einst durch mein Fenster kam, in eine Welt die ich nicht verstehe. Eigentlich will jeder wiss...