Kapitel 20

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„Was hast du?", fragt er mich traurig.
„I-Ich... Ich weiß es nicht", gebe ich zu. „Ich kann einfach nichts essen", erkläre ich ihm.
„Wegen damals?", erkundigt er sich. Ich bleibe still.
Er nimmt mich einfach in den Arm.
„Mir ist schlecht", seufze ich. „Wenn du nichts isst..", fängt Sean an, aber unterbricht sich selbst.
„Kommst du mit runter? Du musst ja nichts essen", bittet mich Sean. Ich nicke und zusammen stehen wir auf.
Wir gehen runter und setzen uns dann zu den Jungs.

„Hey du bist ja doch hier", lächelt Jaden und schaufelt sich das Essen in den Mund. Ich nicke und lächle gequellt.
Die Jungs unterhalten sich über viele Sachen.

Als ein Handy klingelt gucken alle Sean an und hören auf zu reden. Er holt zwei Handys raus. Ich sehe ihn fragend an.
„Tom", sagt er knapp. Ich nicke und nehme das Handy. Als Tom aufgelegt hat, rufe ich ihn zurück.

„M-Melina?", stammelt ein trauriger Tom.
„Was ist los?", frage ich ihn und stehe auf. Sarah bleibt sitzen, da sie Tom nicht wirklich mag.
Ich verschwinde nach draußen auf die Terrasse und blicke in den Himmel, wo viele Sterne leuchten.

„Hast du kurz Zeit?", erkundigt er sich. Ich antworte ihm mit einem knappen ja.
„Also... Ich muss ins Krankenhaus..", erklärt er.
„Was warum?", frage ich geschockt.
„Ich hab mich vorhin geprügelt. Und jetzt hab ich eine Schnittwunde. Ich will aber nicht ins Krankenhaus, aber meine Mutter sagt, dass es aussieht, als würde sich das entzünden", erklärt er und klingt ziemlich schwach.
„Du hast getrunken oder?", stelle ich fest.
„Naja nicht nur", gibt er zu.
„Drogen?"
Tom antwortet nicht. „Wann?", frage ich ihn.
„Vor vier Stunden", gesteht er.
„Bis ihr im Krankenhaus seid, kriegen die davon kaum noch was mit und jetzt fahrt endlich. Ich will dich lebendig als Freund und nicht Tod", fordere ich ihn auf.

Mir wird eine Jacke um die Schultern gelegt und ich blicke nach rechts. Sean lächelt mich leicht an.
Ich küsse seine Wange.
„M-m-Melina...", stammelt Tom. Ich frage ihn, was los sei. Er reagiert nicht. „Tom!", sage ich seinen Namen lauter. Und dann gibt es einen kleinen Knall. „Tom!", kreische ich leicht. Ich fange an zu weinen.
Sean nimmt mich leicht in den Arm.

Man hört eine Stimme. Die Stimme von Toms Mutter.
„Melina?", stottert sie nervös, als sie das Handy in die Hand nimmt.
Ich sage nur ein kleines und leises ja. Zu mehr bin ich gerade nicht fähig.
„Was ist passiert?", man hört die Angst in ihrer Stimme. „Hast du einen Krankenwagen gerufen?", lenke ich vom Thema ab.
Sie bestätigt mir das. „Er ist einfach zusammen gebrochen", schluchze ich.
Nachdem wir kurz geredet haben, legt sie auf und ich weine noch schlimmer.
Sean nimmt mich fest in den Arm.

„Was ist passiert?", versucht Sean heraus zu finden.
Ich erzähle ihm alles. Von dem Alkohol. Der Drogen. Der Schlägerei.
Er legt seinen Arm um meine Schultern und läuft mit mir wieder rein.
„Jungs wir gehen hoch", gibt er nur von sich und stützt mich dann wieder.
Sie folgen uns sofort.

Ich war schon oft dabei, wenn Tom sich geschlagen hat und Drogen genommen hat. Aber nie ist was passiert. Nie.

Ich will nicht, dass er Folgen davon  tragen wird. Aber wenn er eine Schnittverletzung hat, braucht er bestimmt Blut.

Im Zimmer angekommen möchte ich mich gerade auf das Bett setzen, als mein Körper wie von selbst ins Bad läuft und sich übergibt.
„Melina!", kreischt Sarah.
Einer meiner berühmten Panikattacken beginnt.

Ich liege zuckend und weinend am Boden.
Dylan hält Sarah im Arm, da sie angefangen hat zu weinen.
Ich kriege immer weniger mit. Ich merke nur noch, wie Sean meinen Kopf auf seine Beine legt und meine Hand hält.
„Was ist denn mit ihr los?", möchte Jaden wissen. Ich merke, wie Sean anfängt ihm alles zu erzählen. Ich schnappe so Fetzen wie 'Magersucht' oder auch 'Bulimie' auf.
Jaden sieht mich fassungslos an und schaut mir direkt in die Augen.
Ich versuche was zu sagen, aber als ich meine Hand nach ihm ausstrecken will, wird plötzlich alles schwarz.

„Ihr sollte es bald besser gehen", sagt eine Stimme.
„Wird sie wieder?", erkundigt sich eine weitere Stimme.
„Ja. Sie braucht aber viel schlaf heute und jetzt", erklärt die erste Stimme wieder.
Ich versuche langsam meine Augen auf zu machen.

Eine Tür geht zu. Vier verschiedene Stimmen fangen an zu reden. Ich fange an zu husten.
„Melina!", erschreckt sich eine Stimme.
Ich öffne meine Augen. An meinem Bett stehen vier Jungs und ein Mädchen. Sean, Jaden, Dylan und Devin. Ich blicke das Mädchen an. Sarah!

„Wie geht es dir?", fragt mich Sean. „Mir ist schlecht", antworte ich ihm.
„Hol mal den Arzt", sagt Jaden an Devin gewannt.
Devin nickt und verlässt den Raum.
„Was ist passiert?", möchte ich wissen. Sean sagt mir, dass ich zusammengebrochen bin. „Und warum?", hacke ich nach.
„Weil du nichts isst und weil du Panik hattest", erklärt der Arzt, als er das Zimmer betritt.
„Wir haben in deiner Akte nach gesehen. Du hattest mal Bulimie und warst magersüchtig. Deine Ärzte haben damals doch bestimmt gesagt, dass wenn es noch mal passiert, dass du im Krankenhaus bleiben musst oder?", erkundigt er sich. Ich nicke leicht.
„Fang bitte wieder an zu essen, dass kann so nicht weiter gehen, ich kann dich hier auch nicht behalten, da wir nicht in LA sind. Passiert es wieder, müsst ihr zum Arzt mit ihr verstanden?", wendet er sich zum Schluss zu den anderen. Alle nicken brav.

Sean fragt, ob wir nach Hause dürfen und der Arzt erlaubt es. Wir unterschreiben einen Zettel und dann stehe ich auf. Ich halte mich an Sean fest. Mir ist verdammt schwindelig.
Wir laufen aus dem Krankenhaus raus.

„Melina war dir das jetzt eine Lehre?", fragt Jaden. Ich nicke. Aber wenn ich nicht essen kann, dann kann ich nicht essen. Zwingen können sie mich nicht.
Wir steigen ins Auto. Ich greife in meine Hosentasche. Wo ist mein Handy?
„Suchst du was?", möchte Dylan wissen. Ich antworte ihm, dass ich mein Handy suche.
Sean öffnet seine Jackentasche und reicht es mir. Warum hat er eigentlich immer mein Handy?

Ich hab weder eine Nachricht noch einen Anruf. Und hallo Panik willkommen zurück.
„Melina bleib ruhig!", versucht Sean mich zu beruhigen. Er nimmt mich in den Arm. Ich lege meinen Kopf an seine Brust und beruhige mich langsam.
Ich muss unbedingt wissen, wie es Tom geht.

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