* ~ Das letzte Weihnachten ~ *

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Es war Heiligabend. Meine Augen schmerzten als ich aufwachte. Ich strich mir durchs Haar und drehte mich mit dem Rücken zur Tür. Ich blickte die Wand an. Sie war vollgekritzelt. Voller Zeichen und Runen. Es waren magische Zeichen. Die immer mal wieder aufblitzten oder ihre Farbe wechselten. „Tyler! Komm runter! Du weißt wie wichtig das deiner Schwester ist!" Ertönte es von Unten. Ich hasse Weihnachten. Ich hasse alles daran. Die Familien Zeit. Die Geschenke. Und vor Allem, dass es bedeutete, dass Raven nun wieder weg musste. Ich wollte nicht dass sie alleine geht. Ich kannte sie zwar nur ein Jahr, aber sie war mir dennoch wichtiger als die Mehrheit meiner Freunde. Ich erhob mich und streckte meine Flügel. Sie streiften die Zimmerdecke und die Wand. Sie waren schwarz und samtweich. Meine Flügel legten sich wieder an meinen Rücken und ich lief hinunter zu meiner Familie.

Der Baum war grell und ich hielt mir eine Hand vor die Augen. Es dauerte ein wenig, bis sie sich an das grelle Licht gewöhnt hatten. Ich nahm meine Hand wieder runter und betrachtete den Baum, welcher mit roten und goldenen Weihnachtskugeln geschmückt wurde. „Und? Wie gefällt es dir?" fragte meine kleine Schwester, welche mir am rechten Ärmel meines schwarzen Kapuzenpulli zog. „Es ist hübsch. Hast du das gemacht?" gab ich zurück. Ich mochte das in Wirklichkeit nicht. Es war viel zu überschmückt und mit zu vielen Lichterketten umlegt. „Jaa!" Gab sie mit einem niedlichem lächeln zurück. Ich sah zu ihr hinab und versuchte mich auch an einem Lächeln. Ich betrachte meine Schwester. Sie hat hübsche weiße Haare und weiße Engelsflügel. Ihr Gesicht war voller Sommersprossen und sie hatte wundervolle, grüne Augen. Damals hatte sie ein weißes Kleid an, welches ihr über ihre Knie geht. Sie war gerade mal 7 und schon so ein wundervoller Engel. Ich löste Sanft meinen Ärmel von ihrem Griff und setzte mich auf den schwarzen Ledersessel. Ich beobachte Sophie wie sie nach ihrem ersten Geschenk griff. Sie kniete sich dabei auf ihre Knie. Sie krabbelte unter den Baum und zog ein riesiges Paket hervor. Welches mit bunten Papier und einer roten Schleife umwickelt war. Ihre Hände streiften über ihr Kleid, damit es nicht zerknitterte. Ich sollte froh sein, dass ich eine so tolle Schwester habe. Sagten jedenfalls meine Eltern.Ich betrachtete Sophie wie sie sich nun mit ihrem ersten Geschenk beschäftigte. Ungeduldig riss sie die Verpackung ab und musste sofort lächeln. Sie strich sich vorsichtig eine Strähne hinter ihr rechtes Ohr, so wie sie es immer tat, und hob ihr Geschenk aus dem restlichen Papier. Es war eine Puppe. Eine wirklich hässliche mit einem weißen Kleid mit goldenen Punkten und Strohblondem Haar sowie braune Augen. Aber Sophie freute sich über ihr Geschenk. Mehr als es anscheinend alle erwarteten. Denn meine Mutter gab ein ziemlich überraschtes Geräusch von sich und fuhr anschließend wieder mit ihren Fotos fort. Ich verbrachte die Zeit damit Sophies Geschenke zu zählen. Es waren 11 – 12 – 13, 13 Pakete! Welche allesamt bunt eingepackt worden. Einige grün und andere rot. Wieder andere mit goldenen und weitere mit blauen Schleifen. Doch ein kleines braunes Paket versteckte sich hinter den anderen. Es war mit einer einfachen Schnur zu gebunden. Und nicht allzu groß. Ich bekam schon lange keine Geschenke mehr. Das war mir auch nicht wichtig. Selbst wenn ich erst 9 war. 

Meine Mutter kramte nach einer Zeit genau dieses Paket hinter den anderen hervor. Sie hielt es vor mich hin und schenkte mir dazu ihr wundervollstes lächeln. Jedenfalls bemühte sie sich dieses zu geben, denn es schien irgendwie falsch. So als würde sie denken, dass mit diesem Geschenk alles anders werden würde. Und dass etwas Schreckliches passieren müsste. „Für mich?" Fragte ich ungläubig. Ich wollte nie irgendein Geschenk bekommen. Das passte nicht zu mir. Ich habe meine Geschenke immer tief hinten in meinen Schrank gesteckt. Ich nahm das Geschenk. Das erste Geschenk nach 4 Jahren. Vorsichtig löste ich die Schnur und fühlte mich ein wenig beobachtet. Ich bemerkte wie mich alle gespannt ansahen. Als wollten sie eine bestimme Reaktion sehen. Freude? Die würden sie nicht bekommen. Ich riss das braune Papier auf und öffnete das Paket. Eine Miniatur Rüstung kam mir entgegen. Ich nahm sie heraus und sie vergrößerte sich auf meine Größe. Eine Rüstung? Für was sollte ich denn bitte sowas brauchen? Ich legte sie an meine Brust und Sie begann zu leuchten. Urplötzlich hatte ich eine gold – silberne Rüstung an. Ich stand auf. Meine Flügel wurden dadurch zu stahl. Aber ich konnte sie immer noch gut bewegen. Ich strich mir über die Brustplatte. „Danke, aber wofür soll ich sie bekommen?" Fragte ich meine blondhaarige Mutter. Sie ist ein Mensch. Sie besitzt keine Flügel. „Ich will dass du wenigstens ein bisschen Sicherer bist, wenn du dich in Gefahren begibst." Erwiderte sie teilweise traurig, aber auch lächelnd.

Ich dachte einen kurzen Moment über ihre Worte nach und lief anschließend zu der Treppe, welche in mein Zimmer führte. Ich ging diese hinauf und begab mich geradewegs in mein Zimmer. Ich öffnete meinen braunen Holzschrank, welcher ebenfalls mit Runen überseht war und betrachtete mich im Spiegel, welche sich auf der Innenseite meines Schrankes befand. Ich erblickte einen etwa 1,40 m großen, schwarzhaarigen Jungen mit eisblauen Augen. Ich drehte mich leicht zur Seite um meine Flügel zu begutachten. Sie sahen wirklich nicht schlecht aus. Hastig verließ ich wieder mein Zimmer und schlitterte die Treppe hinab. „Mama ich bin draußen!" Rief ich in die Küche und schlüpfte in meine Schuhe. Ich griff nach meinen schwarzen Schal und drehte den goldenen Türknopf, um sie zu öffnen. „Ist gut! Aber gib Acht dass du vor dem Abendessen wieder hier bist!"

Ich gab nur ein Nicken von mir, obwohl ich wusste dass meine Mutter dieses nicht sehen konnte, und öffnete die schwere, dunkle Holztür. Ich rannte bis zum Ende der kleinen schwebenden Insel. Der Wind wehte mir durchs schwarze Haar und ich streckte die Flügel aus. Es ist eine sehr hochwertige Rüstung. Sie war sicher teuer. Ich ließ mich fallen und legte die Flügel eng an meinen Körper. Ich schoss nach unten auf die Erde der Menschen und Magiewesen zu. Sie lebten alle gemeinsam. In teilweise Frieden, aber auch Krieg. Der Wind rauschte mir um die Ohren. Ich liebte das Gefühl. Meine Flügel ließen sich besser bewegen mit dieser Rüstung als je zu vor. Ich machte eine Drehung und streckte die Flügel anschließend aus. Ich wurde nach oben gezogen und ich schlug die Flügel zusammen und flog zur Erde. 

Ich landete sanft vor einer Höhle. Ich trete vorsichtig ein. Meine Schritte hallten wieder und ich wurde in Dunkelheit umhüllt. Ich hörte jemanden auf mich zu rennen. Diese nackten Füße hörte man eindeutig auf dem Höhlenboden. Eine Person rannte mir entgegen und sprang kurz vor mir ab. Sie legte ihre Arme um mich und drückte ihren Kopf an meine Brust. Ich erkannte sofort diesen Geruch. Dieses Gefühl. „Raven!" Sagte ich mit Freude und legte meine Arme um sie. Meine Flügel legten sich um ihren Körper und um ihre angelegten Flügel. „Ich kann es immer noch nicht fassen dass du heute gehst, Raven." Sagte ich mich zitternder Stimme. Stille tritt ein. „Dann komm mit mir." Sagte sie dann mit ihrer wundervollen Stimme. Man könnte ihr den ganzen Tag beim Reden zuhören. „Mitkommen? Zu deiner Elite Schule im heiligen Reich?" Fragte ich sie ungläubig während ich sie nur noch enger an mich drückte. Ich spürte wie sie ein leichtes Nicken von sich gab. „Ja. Du bist auch ein Engel. Auch wenn du schwarze Flügel hast. Zudem ist deine Rüstung wirklich cool." Sagte sie anschließend lächelnd. „Ich bin ja auch noch nicht angenommen. Wir müssen noch die Prüfung machen. Aber du kannst sicher mit machen." Nach nicht All zu langem Überlegen willigte ich ein. „Es hält mich eh nichts mehr hier. Ich komme mit dir." Sagte ich überzeugend. Sie gab ein leises lachen von sich und umarmte mich fester. Auch wenn es dunkel war, fühle ich mich bei ihr vollkommen Sicher.

Das heilige Reich.Where stories live. Discover now