* ~ Die Reise ~ *

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Raven ergriff meine Hand und zog mich aus der Höhle. Ihre schwarzen Haare waren wunderschön. Ihre kleinen Wolfsohren zuckten immer mal wieder wenn irgendwo ein noch so kleines Geräusch ertönte. Raven ist ein Werwolf. Sie hatte mir schon viel über sie erzählt. Naja, eigentlich ist sie halb Engel, halb Werwolf. Denn ihr Vater war ein Engelskrieger, bevor er starb. Ihre Mutter wurde als Werwolf geboren. Sie konnte ihre Form noch nicht so wirklich kontrollieren. Was ja auch nur logisch war. Sie war ja erst 8. Und ein Jahr jünger als ich. Deshalb kann sie ihre Ohren und ihren Schweif noch nicht verstecken. Das hat ihre Familie dazu gezwungen, in eine andere Gegend zu ziehen. In eine Gegend, in der keine Menschen wohnen.
Ihr altes Dorf wurde von einer Dämonin zerstört. Laut Zeugenaussagen war es ein kleines Mädchen mit einem Kuscheltierteddy. Sie trug eine Augenbandage und verbreitete eine schreckliche Aura.

Raven zog mich auf eine Lichtung im Wald. Dort waren mehrere Engel versammelt. Ich erkannte niemanden. Aber jeder schien mich zu kennen. Oder es kam mir nur so vor. Sie starrten mich alle an. Etwa wegen meinen schwarzen Flügeln? Nein. Das konnte nicht sein. Die Rüstung machte meine Flügel zu silbernen stahl Flügeln. Dann anscheinen weil sie mich eben nicht kannten? Oder doch wegen meiner Rüstung? Die vielen Blicke verunsicherten mich stark. Ich mochte doch lieber hier weg. Wer brauchte schon eine Eliteschule, in der mir das kämpfen gelehrt wird? Sie waren alle älter als ich. Und zudem größer.
Allerdings sah ich niemand anderen mit schwarzen Flügen. Eine Enttäuschung kam in mir auf. Ich hätte gerne andere kennen gelernt, welche das gleichen Schicksal teilten, wie ich es tue.

Raven zog mich zu den Anderen. „Wer ist das?" Fragte ein älterer Junge, und schaute gleichzeitig zu mir. „Ein Freund. Er kommt mit." Erwiderte Raven kühl. Sie lächelte mir zu und streifte sich kurz ihre Haare hinters Ohr. „Worauf warten wir hier?" Wagte ich es zu fragen. Anstatt Raven antwortete mir der ältere Junge. „Auf unseren Drachen. Du scheinst nicht wirklich informiert zu sein, was?" Ich wendete den Blick ab. Ich mag diesen Jungen wirklich nicht. Auf einem Mal ertönte ein Schrei aus dem Himmel. Man sah einen riesigen weißen Drachen. Er hat einen wirklich gut gepflegten weißen Körper und einen Sattel auf dem Rücken. Jeder macht Platz für den Drachen. Nur ich blieb stehen und betrachtete ihn. Auf diesem werden wir also reiten? Er bringt uns weg auf die Schule? Freude überschwemmte mich. Ich spürte eine kräftige Hand an meiner Schulter, welche mich weg zieht. Es war dieser Junge welcher mich zu Raven zog. „Bist du wahnsinnig? Er würde dich zerquetschen!" Zischte er mir zu und schupst mich anschließend gegen Raven. Meine Schulter rammte ihre leicht und wir beide begannen zu stolpern. Ich sah entschuldigend zu meiner Freundin welche mir mit Tränen in den Augen zu lächelte. Raven war jemand, welche bei dem kleinsten Schmerz schon begann zu weinen. Ihr Anblick schmerzte mir. Ich umarmte sie und ein kräftiger Luftzug wehte ihre und meine Haar zur Seite.
Ein lautes Geräusch und ein Ruf des Drachen ertönte. Er ist gelandet. Jeder kletterte nach einander auf den Rücken, und somit auf den riesigen Sattel des Drachens. Hin und wieder schupste das weiße, magische Wesen jemanden von sich. Diese schienen enttäuscht und entfernten sich vom Drachen. „Der Drache entscheidet wer mit darf, und wer nicht." Flüsterte mir Raven zu. Mein Herz begann zu pochen. Was ist, wenn er mich ablehnt? Wenn er mich nicht mag? Ich spürte wie Raven den Griff um meine Hand löste. Sie lief zu dem Drachen und strich ihm kurz über seine schuppige Haut. Ich beobachte, wie sie begann auf seinen Sattel zu klettern. Und der Drache ließ sie.
Nun war ich an der Reihe. Ich war wirklich aufgeregt, aber auch ängstlich. Ich lief langsam auf das riesige Tier zu. Ich spannte meine Schultern an und atmete tief durch. Ich strich ihm über seine raue Haut. Meine Finger begannen leicht zu zittern als der Kopf des Wesens näher zu mir kam. Er schien mich zu beschnuppern und stupste mich anschließend an. Dieser lieb gemeinte Stoß schubste mich leicht nach hinten. Auch wenn es nicht so aussah, schien er zu lächeln. Ich strich ihm mit der Hand zwischen seinen Augen bis zu Schnauze. Er gab einen Ton von sich schob seinen Kopf unter mich. Er warf mich somit auf seinen Kopf. Ich hielt mich schnell fest und klemmte meine Knie zwischen seinen Hals und legte meine Arme um ihn. Was passiert hier? Ich hörte leises sprechen von den Anderen. Sowas wie „Er ist der Auserwählte." Oder „Er ist der Drachenreiter". Ich war der letzte, welcher versuchen sollte auf den Drachen zu steigen. Ich kletterte ein wenig höher und legte meine beiden Hände an seinen Hals vor mich ab. Ich streckte meine Flügel aus und schwang sie einmal. Der Drache gab einen lauten Ruf von sich und stieß sich vom Boden ab. Er schwang seine Flügel gleichmäßig und stieg Höher. Mein Herz drohte mir aus der Brust zu springen, so schnell schlug es. Als wir hoch genug waren, schlug er wirklich kräftig seine Flügel zusammen und flog los.

Der Wind rauschte mir freundlich entgegen, als wollte er mich streicheln. Es war wirklich angenehm. Wir flogen so eine Weile, bis man sah wie die Sonne langsam unterging. Bei einer plötzlichen Kurve rutschte mein Fuß von einer der Schuppen von dem Drachen. Ich gab einen erschreckten Laut von mir und verlor an Haltung. Ich rutschte von dem Hals des Drachen und stürzte in die Tiefe. Der Drache gab einen lauten Schrei von sich und stürzte urplötzlich ebenfalls in die Tiefe. Alle auf dem Sattel gaben einen lauten Ruf von sich. Etwas Kräftiges packte mich an meiner Klamotte. Es zog mich hinauf und warf mich in die Luft. Ich fiel auf seinen Hals zu und klammerte mich im richtigen Moment fest. Ich klammerte meine Beine um ihn und er flog wieder hoch und weiter. Ich atmete panisch und lehnte meinen Kopf erschöpft gegen den schuppigen Hals des Drachen. Ich schloss meine Augen und schlief unter dem sanften Streichen des Windes ein.

Ich wachte mitten in der Nacht auf. Es ist dunkel und über uns schien die Sterne über uns zu wachen. Ich wagte einen Blick nach hinten und sah wie alle sich schlafen gelegt hatten. Raven hatte sich anscheinend in einen Wolf verwandelt. Ihre Flügel bedeckten ihr weißes Fell. Sie hatte eine wirklich schöne Wolfsgestalt.
Ich drehte meinen Kopf wieder zum Drachen und in die Richtung, in die er flog. Ich atmete die frische Luft ein und musste lächeln. Es war so friedlich hier. Alles war ruhig und der Drache flog sanft und leicht. Ich blickte an mir hinab und sah an meinem Handrücken ein Symbol aufblitzen. Es war ein Drache. Ein wirklich kleiner Drache. Was ist das? Was soll ich damit? Es war wirklich sonderbar und ich hatte keine Ahnung was das war oder woher es kam. Was bring es mir? Was macht es mit mir? Es kann ja nicht einfach so, aus dem Nichts, ein Symbol auftauchen. Nach einer Zeit gab ich mich damit zu Frieden dass es jetzt wohl ein Teil von mir sein wird. Eventuell verschwindet es ja wieder?

Wir flogen noch ein wenig durch die Nacht, bis man die Sonne am Horizont aufblitzen sah. Mit dem Licht wurde auch ein riesiges Gebäude auf einer fliegenden Insel sichtbar. Mein Magen knurrte und mein Mund war trocken. Ich hörte leises Gerede von dem Rücken des Drachens. Es schien wohl schon mehrere wach zu sein. Ich sah in der Ferne zwei gut ausgerüstete Engel auf mich zu kommen. Beide hatten schwarze Flügel. Schwarze Flügel? Das konnte nicht sein. Ich dachte, ich wäre der Einzige? Ich beobachtete die beiden fasziniert. Beide hatten Schwerter in der Hand. Jeweils Eines in der Hand. Nach einer Zeit waren sie so nah an mir, dass der linke von Beiden begann zu reden. „Du bist der auserwählte Drachenreiter?" Seine Stimme war tief und schien ziemlich überrascht. Die fremde Person recht von ihm begann nun auch zu reden. „Naja, ist ja auch egal." Überrascht musste ich feststellen dass sie eine Frau war. Ihre Stimme hörte sich sanft und wirklich freundlich an. „Ich bin Elizabeth. Und das hier neben mir ist Kyle. Wir sind zwei der Drachenreiter hier. Es gab seit 50 Jahren keinen Neuen mehr. Und noch nie einen so jungen." Fuhr sie fort. „Wer bist du?" Ertönte jetzt die Stimme von Kyle. „Mein Name ist Tyler." Aus einem sonderbaren Grund, der mir nicht bekannt war, bin ich wirklich aufgeregt. „Willkommen in der Gilde der Drachenreiter." Sagten beide lächelnd und gleichzeitig. „Führe den Drachen bitte auf die Insel." Fügte Elizabeth hinzu und flog mit Kyle wieder zurück. Führen? Wie soll ich ihn denn führen? Mache ich das schon die ganze Zeit? Ich sah diese immer näher kommende Insel an. Sie ist wirklich hübsch. Und der Glanz der aufgehenden Sonne verstärkte das Ganze nur noch mehr.
Wir kamen dem Gebäude näher. Der riesige Drache streckte seine Beine aus um zu Landen. Er landete recht elegant und legte sich anschließend auf den Boden. Ich sprang von seinem Hals zu Boden und breitete meine Flügel aus um ohne Schmerzen zu landen. Sie legten sich wieder an meinen Rücken und ich streckte meine Hand nach der Schnauze des Fabelwesens aus. Es neigte seinen Kopf und ich strich ihm sanft über die Schnauze. „Gut gemacht." Flüsterte ich ihm leise zu.
Nach und nach stieg jeder der einzelne Engel vom Drachen hinab. Einige streckten sich und schienen wirklich erleichtert, endlich angekommen zu sein. Raven sprang in Wolf Form hinab und verwandelte sich im Sprung noch zu einem Menschen und breitete ihre Flügel ebenfalls aus, um ihr Gleichgewicht zu halten. Sie lief lächelnd auf mich zu. „Gut geflogen! Ich wusste gar nicht dass du sowas kannst" Sagt sie lächelnd. Ich erwiderte ihr freundliches Lächeln. „Ich auch nicht." Sagte ich lachend und klopfte dem Drachen sanft gegen seine Schläfe.
Ich sah Kyle auf uns zu fliegen und neben mir landen. Er stolperte ein wenig zu mir vor und nahm seinen Helm ab. Seine Haare waren weiß und er klemmte seinen Helm unter seinen Arm. „Das hast du wirklich gut gemacht, Tyler." Sagt er nickend. „Du bist eindeutig der neue Drachenreiter." Fuhr er fort. „Der Schulleiter möchte dich sehen." „Der Schulleiter?" Fragte ich ungläubig. „Mich? Aber ich bin ja noch nicht einmal angemeldet. Ich bin mit Raven mitgegangen ohne zuvor irgendwem etwas zu erzählen." Kyle schaute mich einen Moment an. Dann lächelte er erneut. „Dann können wir uns Glücklich schätzen dass du nun hier bist, nicht?" Er drehte um und ging weg. „Mitkommen." Sagte er noch bevor er weiter lief. Ich nickte nur und sah einen kurzen Augenblick zu Raven. Sie lächelte mir unsicher zu und wendete ihren Blick anschließend ab. Mit einem leisen seufzten lief ich Kyle anschließend nach.

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⏰ Last updated: Dec 23, 2016 ⏰

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Das heilige Reich.Where stories live. Discover now