Seven minutes

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Wir haben jetzt schon locker 5 Runden gespielt, also sitzen wir seit mehr als einer halben Stunde hier. Bis jetzt wurde ich verschont, im Gegensatz zu Chantal und Josh. Beide mussten mit mir unbekannten Leuten ins Gästezimmer, da es hier keinen Schrank gibt, der groß genug für zwei Leute wäre.

Gerade wird die Flasche erneut gedreht, um die nächsten Opfer ausfindig zu machen. Josh, welcher neben seiner Begleitung sitzt, wird sichtlich nervöser, als die Flasche sich in seine Richtung dreht und langsamer wird.

Zum Stehen kommt sie allerdings bei dem mir unbekannten Mädchen neben ihm. Genervt verdreht sie die braunen Augen, ehe sie die Flasche ein zweites Mal dreht.

Anja gibt mir einen kurzen Kuss auf die Wange und steht auf. Sie läuft zur Küche, wobei ich ihr etwas besorgt hinterher schaue. Wirklich geradeaus läuft sie jedenfalls nicht mehr... Und außerdem ekelt es mich an, ihr so nah zu sein, wenn sie in diesem Zustand ist.

Ich drehe mich zurück zum Kreis, als mein Blick bei vor Lust aufblitzenden Augen hängen bleibt. Und wem gehören sie? Genau, dem Mädchen ohne Namen. Die Frage, warum sie mich so ansieht, wird geklärt, als ich zur Flasche sehe.
Sie zeigt so eindeutig auf mich, als würde sie durch einen Magneten angezogen werden.

"Oha...", wispere ich mehr zu mir selbst, als zu irgendjemand anderem.

Ich werde einfach mit ihr in diesen Raum gehen und wir werden uns nett unterhalten... immerhin habe ich eine Freundin... Die zwar sturzbetrunken ist, aber sie ist und bleibt meine Freundin. Und ich liebe sie.
Tue ich doch, oder?

Moment, zweifle ich gerade an meinen Gefühlen für Anja, nur weil ich mit einem hübschen Mädchen für 7 Minuten allein sein muss? Was bin ich für ein Unmensch?

"Man Milena, mach schon!", meckert Josh, da auch sie sich erst nicht rührt. So heißt sie also.

"Kommst du?", ertönt eine zarte Stimme neben mir. Ich hatte nicht einmal mitbekommen, dass sie zu mir gelaufen ist. Jetzt streckt sie mir auch noch die Hand hin, als könne ich nicht selbst aufstehen.
Aus Höflichkeit nehme ich sie und ziehe mich hoch.

Milena scheint nicht einmal daran zu denken, mich los zulassen. Sie zieht mich mit sich und ich muss zugeben, dass ich mich auf diese sieben Minuten freue.

Aus dem Augenwinkel kann ich Anja sehen, die mich schockiert ansieht. In ihren Augen scheinen kleine Tränen zu sein, doch das ist mir gerade wirklich egal, obwohl es das eigentlich nicht sollte.

Als Milena die Tür hinter mir zuschlägt, erschrecke ich mich ein wenig, kann aber kaum darüber nachdenken, denn schon werde ich von ihr gegen eben diese Tür gedrückt.

Am Anfang des Abends schien sie so schüchtern, dass es mich jetzt sehr erstaunt, wie verführerisch sie mich anblickt. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das hier spannende sieben Minuten werden.

♢♢♢
Das hier ist definitiv eines der letzten Kapitel. Meinung und Kritik erwünscht!

I Kissed A Girl [Shortstory]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt