Eins

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Die meisten von euch werden sich nun fragen, was in meiner Vergangenheit passiert ist, was mich zu einem anderen Menschen gemacht hat und warum ich meine Heimat damals verließ. Es wäre gelogen zu sagen, dass es ,,egal" ist und das ich nicht darunter leide. Versteht ihr? Es ist nicht so, dass ich nicht darunter leide, ich habe einfach aufgehört zu weinen und vergessen wie es geht. Das Jahr nachdem ich weg war, weinte ich jeden Tag, ich schrie, weinte wieder und weinte. Doch eines Nachts ( ich fand an diesem Abend kein Platz zum Schlafen )  war es auf einmal weg. Ich weinte nicht mehr. Es war mir zu anstrengend geworden. Ich wischte mir die übrigen Tränen aus dem Gesicht, lief zu einem kleinen Teich im Stadtpark und wusch mir das verklebte Gesicht. Ab dieser Minute, weinte ich nicht mehr. Vielleicht denkt ihr euch jetzt ,,Es ist doch gut nicht weinen zu müssen." Doch glaubt mir, man hat es im Leben einfacher wenn man weinen kann.  Deine Trauer zerfrisst dich sonst von innen und dir wird Vieles auf ein mal egal. Mir wurden tatsächlich viele Dinge egal, doch eine Sache war mir nicht egal geworden. Bis heute- Centoury. Der Ort, der bis zu meinem 15 Lebensjahr mein Zuhause war. Genauer gesagt bis mein Dad jede Nacht betrunken nach Hause kam und er anfing meine Mum zu schlagen. Ich versuchte es einfach zu ignorieren und sagte mir, dass sie nur Spaß machten. Ich ignorierte es auch als er mit gehobener Hand auf mich zuging. Er schlug mich nicht. Er drehte sich um und nippte erneut an seinem Bier. Doch ich hörte auf es zu ignorieren als Mum keuchend im Bett lag und schrie ich solle den Krankenwagen rufen. Ich rannte zum Telefon und rief etwas Unverständliches in den Hörer. Doch sie verstanden mich und eine gefühlte Stunde später waren sie. Sie schlossen irgendwelche Atemgeräte an und sie fragten mich, ob ich wusste, warum so etwas passiert war. Ich versuchte den Kopf zu schütteln, doch ich war es Leid mich selbst zu belügen. ,,Mein Vater. Er schlägt sie." Auch diesmal war ich mir nicht sicher ob sie es verstanden hatten. Doch sie verstanden es auch diesmal.
Meine Mutter starb noch zu Hause. Viele Tage lag ich in meinem Bett. Mein Dad, den ich ab diesem Tag nicht mehr ,,Dad" nannte, lag auf der Chouch und trank. Er tat mir vielleicht körperlich nicht weh, doch innerlich hatte er mich fast getötet. Eines Tages, es war ungefähr eine Woche nachdem meine Mutter starb, klingelte es an der Tür. Ich wusste genau, dass dieser Besucher mein Leben verändern würde. Leise hatte ich die Tür aufgeschlossen, ich war in den Flur gegangen und hatte um die Ecke gespäht. Zwei Polizisten standen in der Tür. Sie waren gekommen um meinen Vater mitzunehmen. Auch mein Name war damals gefallen. Mein Vater- damals natürlich stock betrunken, hatte den Polizisten von irgendeiner Tante erzählt, die auf mich aufpassen würde. Doch dazu kam es nie. Denn in der Nacht hatte ich meine Sachen gepackt und mir geschworen nie wieder an diesen Ort zurück zu kehren. Versteht ihr? Nie wieder...

Hey,
es hat lange gedauert. Sehr lange. Ich weiß. Doch dieses Kapitel ist wirklich mit viel Mühe entstanden- mit ganz viel Mühe.
Byyeeeep

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⏰ Last updated: May 07, 2017 ⏰

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