Weihnachtszeit.
Endlich gab es wieder Spekulatius, Schokolade und Mandarinen im Überfluss. Ich kaufte mir einen schön vollen Sack Mandarinen und setzte mich an meinen Schreibtisch. Ich öffnete den Sack und musterte die einzelnen Mandarinen. Dann nahm ich mir die schönste, saftigste und perfekt geformte Mandarine heraus und wollte sie schälen.
Doch schon da begann es zu haken. Ich konnte immer nur drei Millimeter abschaben, und selbst dann, war noch das Weiße zu sehen. Ich hatte viel Mühe mit dieser kleinen Mandarine, freute mich jedoch immer noch hoffnungsvoll, die Mandarine zu essen. Ich dachte mir, vielleicht ist ja das, was schwer von außen war, leicht und genießbar von innen.
Leider... War es das ebenfalls ganz und gar nicht. Der erste Bissen reichte mir und ich legte die Mandarine zur Seite. Sie war schrecklich sauer, sodass sich mein Mund bis zu den Ohren verzog und wenn nicht sogar ein wenig bitter.
Ich ärgerte mich erst einmal, als ich erkannte, dass ich mich so von dem Schein hatte täuschen lassen. Ich nahm gleich darauf eine etwas verschrumpeltere und lustig aussehende Mandarine, zumal sie eher die Form einer Birne hatte, und auch nicht gelichmäßig orange war. Trotzdem ging sie leichter zu schälen und ich war auch nicht überrascht, als sie wundervoll süß schmeckte und ich mir gleich eine weitere aus dem Sack holte und noch nicht einmal mehr auf die Form, Farbe oder sonst etwas achtete.
Was ist mit uns Menschen. Haben wir nicht auch eine „Schale“ ? Und ist es nicht manchmal schwer für andere hinter diese „Schale“ zu blicken oder vielleicht gar unmöglich? Wie bei der ersten Mandarine müssen andere eine dünne „Schale“ nach der anderen abziehen, abgesehen davon, dass es eigentlich jedem zu mühsam und schleppend ist. Und den „Kern“ den sie vorfinden, ist er dann auch bitter, hart und ungenießbar?
Vielleicht auch nicht. Vielleicht hast du einen „Kern“ der süß und wunderbar heran gereift ist, aber dann gibt es immer noch zu viele, die gar nicht nach diesem „Kern“ bei dir suchen, weil du anders bist, anders aussiehst... Und dann fragt sich so eine Mandarine vielleicht, warum es niemanden gibt der einmal tiefer forscht, der sich nicht von den Vorurteilen der Anderen beeinflussen lässt und dir eine Chance gibt.
Und wenn du wirklich darüber nachdenkst, merkst du, dass du eigentlich genau das machst? Dass du mit deinen Freunden abhängst und die Meinungen deiner Freunde vertrittst, die wiederum von anderen Freunden oder Familien stammen... Wie schnell schließt du die Augen vor dem Anblick einer Schülerin, die alleine am Tisch sitzt. Wie schnell gehst du weiter, wenn diese herumgeschubst wird. Und wie sehr würdest du dir wünschen, dass die Gesellschaft das nicht tun würde, wenn du diese Person wärst. Aber wenn nicht einmal du es schaffst, wie soll sich vor allem die heranwachsende Generation ein Beispiel an dir nehmen?
Bei deiner Freunde Wahl... Achtest du vielleicht auch erst einmal auf das Aussehen, dir so den ersten Eindruck zu verschaffen?
Das ist ja auch voll okay, wie sonst. Aber wie handelst du danach. Wenn er oder sie komisch aussieht, gehst du trotzdem hin und stellst dich vor? Schau doch auch einmal nicht in den Sack und lass dich leiten, es wird die richtige Auswahl sein, glaub mir...
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When wind blows...
Short StoryKleine Kurzgeschichten aus dem Leben, die verändern und zum Denken anregen können ;)