Kapitel 2 | Der liebliche Klang des Erfolgs

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»WIESO GEHT DIESER VERFLUCHTE Lidschatten nicht weg?«, fragte ich verbittert, während ich in den Spiegel meines Schließfachs blickte. Ich setzte abermals meine Brille ab und versuchte die pinken Glitzerreste loszuwerden. Irgendwie war dieses Zeug hartnäckiger als ich gedacht hatte.

Aber ich war nicht die Einzige, die darunter litt. Auch Arian hatte nicht alles wegbekommen und lief jetzt schon den halben Schultag mit einer weißen Baseballcap herum, die er sich extra tief ins Gesicht gezogen hatte.

»Versuchs mit Spucke«, schlug mein bester Freund vor, »bringt mehr.«

Gerade wollte ich so überhaupt nicht ladylike den Finger in den Mund stecken, da klingelte es schon zur nächsten Stunde. Unzufrieden schlug ich meinen Spind zu und wir machten uns auf den Weg.

»Ist wohl die Strafe für unsere böse Tat«, murmelte ich, woraufhin wir beide loslachen mussten.

»Strafe?«, grinste Arian. »Der war gut.«

Ich schlug mit meinem besten Freund ein, dann trennten sich unsere Wege.

Während Arian sich in die Abgründe der Chemieräume begab, machte ich mich auf den Weg zu Musik. Ich liebte Musik ja über alles und hörte von Rock bis Pop ungefähr jeden Track, aber der Unterricht bei Miss Howen war einfach nur eine Zumutung.

Ich betrat den Raum und schmiss meine Tasche auf den erstbesten Platz. Vorne in der ersten Reihe, damit alle beim Singen meine wundervolle Stimme hören konnten. Courtney Coleman sagte immer, dass ich mich anhörte wie ein gequältes Walross. Das hatte ich als Anlass genommen, noch lauter zu singen. Mir war egal, wie ich mich anhörte, solange ich Spaß hatte. Courtney konnte sich ihre Kommentare also sonst wohin stecken.

Wenn man vom Teufel spricht... Genau, als ich mich zurücklehnte und dabei zusah, wie nach und nach mehr Schüler eintrudelten, betrat auch Courtney den Raum. Bei ihrem Anblick musste ich lächeln. Kurzer Rock, hautenges Top, High Heels. Wenn sie jetzt noch anstatt Locken glattes Haar hätte, würde sie endgültig aussehen wie eine Barbie-Puppe. Aber hey, ich urteilte nicht. Ich machte nur Feststellungen.

Sie sah mich an, rümpfte die Nase, setzte sich aber dennoch auf den Platz neben mir, da die Alternative ein Tisch direkt am Lehrerpult war. »Morgen, Grufti«, grüßte sie mich.

»Hallo, Giftschlange«, grüßte ich zurück, »wird es nicht langsam anstrengend, schon morgens so negative Vibes zu verströmen?«

Sie stöhnte. »Du bist doch diejenige, die immer rebelliert.«

Also hatte sie den Vorfall von letzter Woche immer noch nicht verdaut. Einmal im Monat wollte sie mit ihrer Clique ein Statement setzten. Eins ihrer komischen Fashionrituale. Jedes Mädchen aus der Stufe sollte in einem rosa T-Shirt antanzen. Während die Mitläufer das getan hatten, hatte ich mich in meinem liebsten schwarzen Pullover präsentiert. Nur um ihr unter die Nase zu reiben, dass ich ihr nicht gehörte.

»Wenigstens behandle ich andere nicht wie Dreck«, erwiderte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Ja, weil du Dreck bist.«

Ich rollte mit den Augen. »Den Spruch hast du schon letzte Woche gebracht. Überlege dir mal was Neues.«

Die Geschichte zwischen uns war eigentlich ziemlich lustig. Als ich neu an diese Schule gekommen bin, habe ich mich mit mir anfreunden wollen, aber Courtney hat mir ziemlich schnell zu wissen geben, dass ich nicht in ihrer Liga mitspielte. Also habe ich angefangen mich gegen sie aufzulehnen, was bis heute noch in einem ewigen Ping-Pong der Beleidigungen anhielt.

* * *

Nachdem ich Musik erfolgreich überstanden hatte, machte ich mich auf den Weg in die Mensa. Arian und Romy warteten sicherlich schon. Romy war neu an unserer Schule. Alle, die neu waren, landeten zuerst bei uns. Arian und ich waren immer auf der Suche nach Leuten, die unseren Humor teilten. Leider hatte das nie so recht geklappt. Alle neuen Mädchen hatten sich von Courtney hypnotisieren lassen und die Jungs fanden uns entweder komisch oder wollten genauso wie Dale sein. Es war fast hoffnungslos, aber in Romy hatte ich großes Vertrauen.

Fooling the Bad BoyWhere stories live. Discover now