Finsternis umrahmt mich, verschleiert die klare Sicht. Lediglich der Mondschimmer rieselt durch die hochstehenden, vergitterten Fenster. Der modrige Kellergeruch erschwert mir das Atmen.
Fest presse ich mich an die eisigkalte Betonsäule inmitten des großen Lagerraumes. Unwillkürlich erschaudere ich aufgrund des Kältegefühls. Die Gänsehaut kribbelt unangenehm auf meinem Körper. Obwohl ich keine Furcht empfinden dürfte, bin ich noch immer Nervös, nach all dem Training und den gesammelten Erfahrungen. Dennoch würde ich keinesfalls behaupten, mein Beruf würde mir Angst bereiten. Ich genieße das Adrenalin, die unzähligen Risiken, welche ich tagtäglich eingehen muss.
Selbst wenn Situationen wie diese unangenehm sind, in denen man minutenlang in einem Kellerraum stehen muss, unwissend, was als nächstes geschieht, bleibe ich höchstkonzentriert. Die höchste Priorität, wenn einem sein Leben lieb ist. Mir bedeutet dieses viel, weswegen ich es mir nicht leisten kann, auch nur eine Sekunde unaufmerksam zu sein. Suchend wandern meine Augen durch die Dunkelheit, während ich in die Stille lausche.
Auf einmal vernehme ich ein leises Zischen, ein Luftausstoß. In einer geübten Bewegung fährt meine Hand über das dunkle Metall der Pistole, ladet diese mit einem unüberhörbaren Klicken. Ohne zu zögern richte ich den Pistolenlauf in Richtung des beinahe unmerklichen Geräusches. Nichts geschieht. Lediglich die Kellerluft wird stickiger, verschlingt die klare Luft in sich. Da wird mir klar, dass etwas nicht stimmen kann.
Unruhig beiße ich mir auf die Unterlippe. Meine linke Hand wandert behutsam meinen Gürtel hinunter um nach der kleinen Taschenlampe zu greifen. Ein Klipsen ist beim Anschalten zu vernehmen, ehe der greller Lichtstrahl die Finsternis durchschneidet, ein Loch in die verschlingende Schwärze bohrt. Sie trifft auf die graue Trockenwand des Kellers, hinterlässt einen weißen Fleck. Mein Blick gleitet hinunter zu einem rostigen Fass. Aus einem Loch, welches in dieses gebohrt wurde, dringt eine nebelartige Konsistenz. Erschrocken weiten sich meine Augen als ich den blauen Rauch entdecke, der sich wie ein gefährliches Reptil über den feuchten Kellerboden schlängelt.
Im ersten Augenblick verfalle ich in eine Starre und zum ersten Mal seit Wochen fühle ich mein Blut pulsieren. Die Furcht, macht sich mit einem schmerzlichen Brennen bemerkbar. Meine Gedanken flimmern, werden unübersichtlich, zerfallen Wort für Wort in meinem Kopf ehe sie sich zu Sätzen bilden können.
Zittrig stecke ich die Pistole in meinen Gürtel. Ich muss möglichst schnell hier weg, doch mein Körper ist unglaublich schlaff. Ich gehe einen trägen Schritt nach vorne. Schwindel erschüttert mein Gedächtnis. Unwillkürlich gerate ich ins Wanken.
Die Luft wird stickig. Meine Kehle schnürt sich zu. Reflexartig japse ich nach Atem – ein fataler Fehler. In meinem Mund bereitet sich einen bitteren Geschmack, beißend widerlich. Kurz wird mir schwarz vor Augen, für einen Wimpernschlag setzen all meine Sinne und womöglich sogar mein Bewusstsein aus. Mein Körper klappt in sich zusammen, schlägt auf dem Boden auf. Schmerz durchzuckt meine Glieder. Meine Handflächen schürfen über den rauen Boden und die Taschenlampe tollt mir aus der Hand.
Das metallische Klicken meines Walkie-Talkie reißt mich aus meiner Benommenheit. Ich reiße hektisch die Augen auf. Rasch ziehe ich das schwarze Gerät heraus und drücke auf den Lautsprecher.
„Yuta, das ist eine Falle, lauf!", schreit mir mein Partner in seltsam verzerrter Stimme zu.
„Das habe ich gemerkt", zische ich, was in einem erstickten Husten endet. Ohne weiter nachzudenken stopfe ich das Walkie-Talkie in meine Hosentasche, greife nach der Taschenlampe, die sich beim Fall abgeschaltet haben muss. Als ich den Knopf betätige, stelle ich erleichtert fest, dass sie noch funktioniert. Ruckartig erhebe ich mich, klatsche mir schützend die Hand über Mund und Nase, befehle meinen Füßen mich fortzutragen. Taumelnd setze ich mich in Bewegung, renne zwischen den wankenden Wänden hindurch, über den bebenden Boden. Ich weiß, dass dies nicht der Realität entsprechen kann, es spielt sich lediglich in meiner Fantasie ab. Dieser undefinierbare Rauch löst offenbar Halluzinationen aus, greift meine Wahrnehmung mehr an, als mir lieb ist.
DU LIEST GERADE
Blue Smoke
Fanfiction"Tick, Tack, Tick, Tack - der Zeiger wandert schnell über das Ziffernblatt. Die silberne Kette der kleinen Uhr klimpert melodisch, als sie auf der dunkelhölzernen Tischplatte auftrifft. Tick, Tack, Tick, Tack - Der Laut, wie eine Stimme in meinem O...