Irgendwann kamen die Kartoffeln dann doch in der Küche an und konnten verkocht und mit einem Braten zum Abendessen serviert werden.
Wir saßen alle an einem Lagerfeuer in kleinen Grüppchen zusammen. Ich setzte mich zu Chuck, der bei dem mir irgendwie bekannten Jungen saß und neben dem saß Minho.
Ich konnte nicht anders als Minho immer wieder Blicke zuzuwerfen, achtete aber darauf, dass er mich nicht dabei entdeckte.
"Ich hab dir übrigens schon dein Bett hergerichtet. Naja, eigentlich ist es mehr eine Hängematte als ein Bett", erzählte mir Chuck.
"Danke", sagte ich.
"Wenn's recht ist, schläfst du neben dem lieben Thomas hier. Er liegt dann zwischen uns.", meinte Chuck.
"Wer liegt neben mir?", fragte der Junge neben Chuck.
Er, der vorhin mit Minho außerhalb der Mauern gewesen war, ist also Thomas.
Ich richtete mich auf um ihn über Chucks Kopf hinweg genauer zu sehen und er hatte scheinbar die selbe Idee.
Wir sahen uns in die Augen und ich wurde das Gefühl einfach nicht los, dass ich ihn kannte.
"Na, der neue Frischling, der dich abgelöst hat.", sagte Chuck plötzlich.
"Was?", fragten Thomas und ich gleichzeitig. Wir waren so vertieft ineinander gewesen, dass wir vergaßen, dass der Junge zwischen uns saß.
"Na, da haben sich aber zwei gefunden...", lachte Chuck.
"Sei ruhig, du dummer Strunk", ermahnte Thomas ihn lachend.Später als ich aufgegessen hatte setzte ich mich etwas abseits wo das Knistern des Feuers und die wild durcheinander redenden Jugendlichen nicht so laut waren.
An einen Baumstumpf gelehnt saß ich auf dem kalten Gras und starrte an den höchsten Punkt der Steinmauer, wo sie auf den sternenübersähten Himmel traf.
Das hier war also nun mein Zuhause. Eine von meterhohem Stein umzäunte Lichtung mit an die 50 Jungen als Mitbewohner. Ein Mädchen unter 50 Jungs... Und dieses Mädchen weiß nicht mal wie sie heißt! Nur zu gern wüsste ich meinen Namen wieder...
"Brauchst du ein bisschen Gesellschaft?"
Ich drehte mich nach der Stimme um und sah Thomas neben dem Baumstumpf stehen.
"Klar, setz dich ruhig", bot ich an und rutschte zur Seite.
Er setzte sich neben mich auf den Boden.
"Ich entschuldige mich für Chuck vorhin. Manchmal denkt er einfach nicht vorher nach, bevor er etwas sagt", meinte Thomas.
"Mach dir nichts draus", sagte ich. "Wie lange ist er eigentlich schon hier? Er ist noch ziemlich jung oder?"
"Ja, zwei Monate ist er jetzt hier. Bei mir ist es ein Monat."
"Und wie lange sind die anderen schon auf der Lichtung?", wollte ich wissen.
"Alby war der erste, der raufkam. Das war vor drei Jahren. Da war er einen Monat alleine hier auf der Lichtung."
"Oh, okay...", sagte ich.
Für die nächsten paar Sekunden schwiegen wir, keiner wusste mehr recht was er sagen sollte.
Ich ließ meinen Blick über die nachtdunkle Lichtung und die Mauer schweifen und erst jetzt fiel mir auf, dass das Tor zum Weg außerhalb der Mauern geschlossen war.
"Geht das immer zu?", fragte ich Thomas und nickte zur Mauer rüber.
"Ja, jede Nacht schließen sich die Tore, tagsüber sind sie offen. Deshalb müssen Minho und ich uns beeilen schnell wieder zurück zu kommen.", erklärte er.
"Und was macht ihr da draußen?"
"Wir suchen einen Ausgang aus dem Labyrinth. Jeden Tag rennen wir da rein und suchen Hinweise, die uns zur Flucht verhelfen können.", sagte Thomas.
"Labyrinth? Da draußen ist ein Labyrinth?", fragte ich beeindruckt.
"Hat dir das noch niemand erzählt?"
"Nein, es wollte mir keiner verraten."
"Naja, jetzt weißt du's", sagte Thomas.
"Apropos: Weißt du eigentlich deinen Namen wieder?"
"Nein, leider...", sagte ich.
"Hey, mach dir nichts draus. Wir hatten alle die kurze Phase in der wir nicht wussten, wer wir waren.", meinte Thomas aufmunternd.
"Ja, ich weiß. Es ist nur so - ich hab absolut keine Ahnung wer ich bin. Ich weiß gar nichts, weder ob ich Freunde oder Familie hatte oder warum ich überhaupt hier bin und wo ich herkomme."
"Hey, das macht nichts", sagte Thomas und legte seine Hand auf meinen Rücken. "Das weiß keiner von uns"
"Kann ich dir was verraten? Auch wenn's vielleicht komisch klingt?", fragte ich.
"Klar, raus mit der Sprache"
"Als du heute Nachmittag an mir vorbei gerannt bist und auch vorhin und jetzt - da hatte ich irgendwie das Gefühl, als würde ich dich kennen, aber wüsste nicht, wer du bist.", sagte ich.
"Und kann ich dir auch was verraten?", fragte Thomas. "Ich hatte genau das selbe Gefühl."
"Wirklich?"
"Ja, es war als ob ich jemanden den ich Jahre lang nicht gesehen hatte, plötzlich wieder traf. Weißt du was ich meine?"
"Ja...", sagte ich etwas abwesend. Thomas redete weiter, ich überhörte ihn aber.
An dem leeren Platz in meinem Kopf, an dem eigentlich mein Gedächtnis hätte sein sollen, regte sich plötzlich etwas. Als wären alle meine Erinnerungen in einen tiefen Schlaf gefallen und diese kleine, aber so bedeutende, gerade aufgewacht.
"Hörst du mir überhaupt zu?", fragte Thomas.
"Lisa", sagte ich nur.
"Was?", fragte Thomas verwirrt.
"Lisa", wiederholte ich. "Das ist mein Name. Ich weiß wieder wie ich heiße. Ich bin Lisa."
"Na bitte, da ist dein Name wieder.", sagte Thomas und lächelte.
"Hey! Was macht ihr zwei da drüben?!", rief plötzlich eine Stimme aus der Menge beim Feuer.
Die anderen winkten uns auffordernd zu sich, woraufhin Thomas und ich zurück zum Lagerfeuer gingen.
"Schmeiß dich nicht gleich an die neue ran, Thomas! Lass uns auch mal 'ne Chance!", rief ein Junge, während ein paar andere in Gelächter ausbrachen.
"Hey, seid mal ruhig!", forderte Alby und fast sofort war das Gelächter verstummt. "Danke - Newt"
"Okay, also wo ist unser Frischling?", fragte Newt in die Runde.
Die Jugendlichen hatten einen Kreis um die Feuerstelle gebildet und ich hatte mich unauffällig dazu gestellt. Mutig ging ich in die Mitte zu Newt und Alby. Ich war dem Feuer nun so nah, dass ich zu schwitzen begann wegen der Hitze.
"Ah, da bist du.", sagte Newt und kam einen Schritt auf mich zu. Er hielt ein blaugetöntes Einmachglas mit einer Flüssigkeit darin in den Händen.
Was sollte das werden? Eine Art Mutprobe ob ich das Zeug trinke oder nicht und mit den Jungs überhaupt mithalten kann?
"Also, wir haben uns da was überlegt,", sprach Newt weiter, "denn normalerweise tragen der Frischling und einer der stärksten Lichter immer eine Art Ringkampf oder so was ähnliches aus, als Aufnahmeritual, sozusagen. Aber - wir können doch keine Mädchen schlagen. Das wäre einfach nicht fair."
"Und was muss ich stattdessen machen?", fragte ich obwohl ich bereits ahnte, dass Newt das Getränk - das hoffentlich eines ist - nicht ohne Grund in der Hand hielt.
"Du trinkst einfach das hier", verkündete Newt und hielt das Einmachglas hoch.
Ich nahm es, öffnete den Deckel und roch erstmal vorsichtig daran. Ein leicht stechender Geruch stieg in meine Nase.
"Keine Sorge, ist nicht giftig, hat Gally gebraut. Na los, trink schon", lachte Newt.
Das Glas war zur Hälfte voll. Und diese stinkende Brühe sollte ich ganz runter bekommen?
Augen zu und durch, dachte ich.
Ich hielt mir mit der einen Hand die Nase zu, mit der anderen führte ich das Glas an meinen Mund und trank.
Obwohl ich die bittere und auch saure Flüssigkeit am liebsten sofort wieder ausgespuckt hätte, gab ich trotzdem nicht auf. Von allen Seiten wurde ich angefeuert.
Sobald ich das Glas wieder abgesetzt hatte, hustete und spuckte ich reflexartig, um den ekelhaften Geschmack aus meinem Mund zu bekommen.
Die Jungs applaudierten und riefen noch lauter und stimmten mit der Zeit in einen 'Frischling'-Chor ein.
"Wow", staunte Newt und klopfte mir auf den Rücken. "So viel auf einmal hat noch niemand geschafft, Frischling"
"Lisa", prustete ich.
"Was sagst du?", fragte Newt.
"Ich heiße Lisa", wiederholte ich nachdem ich aufgehört hatte zu husten.
"Hey, alle mal herhören!", rief Newt der Menge zu. "Sie kann sich an ihren Namen erinnern! Darf ich vorstellen - Lisa!"
Weiterer Applaus und Rufe, von denen mir langsam schon die Ohren wehtaten.
"Gut gemacht, Lisa", meinte Alby der nun auch neben mir stand. "Jetzt bist du offiziell ein Lichter."
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The Girlfriend (Maze Runner Fanfiction)
Fanfiction// Abgebrochen Sie wacht als erstes Mädchen auf der Lichtung auf. Doch sie kann sich nicht an die ihr anfangs fremden Jungen, die früher ihre Freunde gewesen waren, erinnern, geschweige denn, ihren Bruder wieder erkennen. Doch mit der Zeit kommt sie...