Als sie ihre Augen öffnet, blickt sie in das blendende Licht der Strahler, doch ihre Hände sind gefesselt, wodurch sie sich vor dem grellen Schein nicht schützen kann. Erst als sie sich an die Helligkeit gewöhnt hat, kann sie sich umsehen. Alles was Sie sieht, ist ein weißer steriler Raum, in dem lediglich ein Tisch mit einem Stuhl steht. Während sie sich weiter umsieht, vernimmt sie hinter sich ein Piepen. Sie schaut hinauf zum Ursprung, des Geräuschs und erkennt eine Infusion, dessen Schlauch zu ihrem Arm führt.
'Was ist hier los?', fragend schaut sie an sich hinab. Ein leichtes Laken bedeckt ihren Körper und ihre Hände blicken mit den Fesseln darunter hervor. Kräftig zieht sie an ihnen, doch wie sie es vermutet, bewegen sie sich keinen Zentimeter. Sie versucht es erst gar nicht weiter und spürt nach wenigen Minuten Ruhe einen Schmerz durch ihren Körper ziehen. Ausgehend von ihrem Unterleib bahnt er sich den Weg über die Wirbelsäule hinauf, bis er in ihrem Kopf endet und wieder hinab fährt. Ein leichtes Stöhnen entweicht aus ihrer ausgetrockneter Kehle, sodass es nur als ein Ächzen wahrnehmen kann.
Kurz darauf öffnet sich die Tür und vor ihr erscheint Jefferson. 'Was tut er hier? Ich sollte im Kerker sitzen.' Er kontrolliert kurz die Infusionspumpe und stellt sie neu ein, ehe er sich ihr zuwidmet. "Hast du Schmerzen?" Verwundert blickt Emiliye in sein ernstes Gesicht. Ein stummes Nicken bestätigt seine Vermutung und somit geht er zu einem kleinen Schrank hinter ihr. Sie hört etwas auf der Stahlfläche klappern, woraufhin Johnson ihr etwas in die Infusion dazu gibt. "Keine Sorge, das wird deine Schmerzen lindern." 'Ich muss träumen.' Noch nie zuvor hat es ihn interessiert, ob sie Schmerzen hat. 'Warum sollte es gerade jetzt so sein?' Emiliye beobachtet ihn weiter, wie er sich ein paar Handschuhe nimmt und diese überstülpt. Vorsichtig rückt er das Laken vom ihrem Körper und betrachtet den flachen Bauch. Auch Emiliye wagt einen Blick und lehnt sich so gut es ihr geht vor, um wenigstens ein wenig erkennen zu können. Was sie dort sieht, verschlägt ihr den Atem.
"Was haben sie mit mir gemacht?" Johnson entfernt sorgsam den Verband an ihrem Unterleib, dessen Mitte leicht mit Blut benetzt ist, und gibt somit einen kleinen Einschnitt frei. Die Wunde sieht nicht entzündet aus und scheint gut zu verheilen. Die Nähte spannen in ihrer Haut, sodass sie bei jeder Bewegung den Zug darauf spürt. "Ich werde dir heute die Fäden entfernen, dann sollte es besser sein." Ungläubig starrt Emiliye ihn an und es interessiert sie immer mehr, woher diese Narbe stammt. Allerdings fragt sie sich genauso, wie lange sie geschlafen haben muss, dass bereits alles soweit verheilt ist.
Johnson verschwindet von ihrem Bett und kommt mit einem kleinen Tablett zurück. Darauf erkennt sie eine kleine Schere und mehrere Tupfer, die in eine klare Flüssigkeit getunkt sind. "Lege dich ruhig hin." Sein Blick wirkt weiterhin konzentriert und unter ziehenden Schmerzen legt sie ihren Kopf wieder auf das Kissen ab. Ein Knoten nach dem anderen wird von ihm gelöst und mit jedem Mal durchfährt sie ein kurzes Ziehen. Aber sie merkt sogleich, umso häufiger er die Fäden entfernt, desto mehr Spannung geht von der Haut. Der Schmerz wird mit jedem Mal weniger, sodass sie entspannt ihre Augen schließen kann.
Nachdem er fertig ist, säubert er die Wunde und deckt sie mit einem frischen Verband ab. Ehe er das Besteck beiseite räumt, wirft er sacht das Laken wieder über sie. 'Es hat ihn nie interessiert?' Als er gerade noch einige Notizen in seiner Akte vermerkt, unterbricht sie ihn in seinen Gedanken."Was ist das für eine Wunde? Und warum bin ich gefesselt?" Für wenige Sekunden treffen seine Augen auf ihre, ehe er antwortet. "Du hast dich in das Duell eingemischt, also stehst du unter Gewahrsam." Das Duell. Langsam erinnert sich Emiliye wieder daran, wie sie auf Aiden gezielt hat und dieser sie überredet hat, sich auf seine Seite zu stellen. 'Aber welche Seite ist das?' Ihr kommt wieder in den Sinn, wie er den Henker umgebracht hat, und dass danach alles schwarz vor ihren Augen wurde. 'Aber woher kommt die Wunde?'
Johnson erkennt ihren fragenden Blick. "Du wirst verheiratet werden." Ein leichtes Nicken bestätigt seine Aussage. "Durch den Eingriff haben wir dich sterilisiert." Von einer Sekunde auf die nächste stockt ihr Atem und zwei geschockte Augen starren in die Gleichgültigkeit seines Blicks. Ihr Herz bleibt stehen und es läuft ihr kalt den Rücken hinunter. "So will es das Gesetz. Ich hätte gerne gewusst, ob du deine Fähigkeiten weitergeben kannst, aber das wurde mir verwehrt." "Fähigkeiten?" Unbeeindruckt blickt er wieder in seine Akten und schreibt weiter. So ruhig sie auch da liegt, in ihrem Inneren brodelt ein Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch steht. 'Ich wurde sterilisiert. Hätte ich überhaupt Kinder in diese Welt setzen wollen? Wollte mein zukünftiger Mann, dass ich sterilisiert werde? Aber was meinte er mit Fähigkeiten?'
Emiliye hat zuvor nichts Außergewöhnliches an sich entdecken können. In ihren Augen ist sie ein einfaches Mädchen, welches zur falschen Zeit am falschen Ort geboren wurden ist. Ihre Fähigkeiten bestanden bisher darin sich aus dem Haus zu schleichen, um allein sein zu können. 'Hat es doch jemand mitbekommen?' Nachdenklich geht sie jedes Detail ihrer einstigen Ausflüge auf die Wiese durch. Nie war ihr etwas aufgefallen, was darauf hindeuten könnte, bis zum letzten Mal. 'Hat er mich doch verraten?' Sie erinnert sich an seine Stimme und wie er hinter ihr Stand. Sein Atem kitzelte an ihrem Nacken, was durch durch das Zur-Seite-Streichen ihrer Haare nur verstärkt wurde. Seine Stimme ging ihr sofort durch Mark und Bein, und so auch die Erinnerung jetzt an ihn. 'Er wird mein Mann. Was wird er mit mir anstellen?' Mit einem Mal fallen ihr wieder seine Worte ein. 'Er kann mir alle Fragen beantworten... War es nur ein Bluff, um weiter leben zu können?'
Während sie ihren Gedanken nachhängt, bemerkt sie sich nicht, wie Johnson das Zimmer wieder verlässt, und Aiden hinein bittet. Weiterhin starrt sie an die Decke, als er sich ihr nähert. Sein Blick fällt auf ihr makelloses Gesicht und er unterbricht ihre Gedanken. "Hast du starke Schmerzen?" Als sie seine Stimme hört, zuckt sie am ganzen Leib zusammen. "Bist du dafür verantwortlich?" Überrascht weiten sich seine Augen und er greift nach einen Stuhl, um sich neben sie zu setzen. "Die Fesseln werden dir abgenommen, sobald wir verheiratet sind." 'Wie bitte?' Für Emiliye redet er wirr. 'Soll die Hochzeit hier stattfinden, während ich gefesselt bin?' Er erkennt ihren fragenden Blick und antwortet, als hätte er ihre Gedanken gelesen. "So kannst du wenigstens nicht flüchten." Sein Blick bleibt weiter ernst, doch in ihr kocht die Wut beinahe über. "Hast du mich sterilisieren lassen?" Jetzt ist die Wut sogar in ihren grünen Augen zu erkennen. Abrupt steht Aiden wieder auf und beugt sich über sie. Seine Hand legt sich streng auf ihren Mund, sodass sie keinen Ton mehr heraus bekommt. Durch den festen Griff verstärken sich ihre Schmerzen wieder und der Monitor über ihr beginnt nervöser im Rhythmus ihres Herzen zu piepen. Langsam beugt er sich weiter nach vorn, bis seine Lippen neben ihrem Ohr halten und zu flüstern beginnen. "Hier ist alles überwacht. Ich werde jedes Detail erklären, aber erst lass mich dich hier heraus holen." Sie schluckt leicht bei seinen Worten. Seine Stimme klingt streng und rau, doch trotzdem hat sie eine beruhigende Wirkung auf Emiliye. Ihr Herzschlag beruhigt sich und ebenso wird ihre Atmung wieder ruhiger. "Ich möchte dir nichts Böses. Du sollst sicher bei mir sein. Aber dazu musst du den Mund halten und mir vertrauen. Kannst du das?" Ein zögerndes Nicken signalisiert ihm, dass sie es verstanden hat. Langsam stellt er sich wieder auf und nimmt seine Hand von ihrem Mund. Sie leckt kurz über ihre eh schon trockenen Lippen und schmeckt seinen salzigen Geschmack. Bedacht setzt er sich wieder in seinen Stuhl und beobachtet sie, ohne ein Wort zu sagen.Erst Minuten später spricht er in normaler Lautstärke weiter. "In ein paar Tagen wird die Hochzeit stattfinden. Bis dahin sollte auch deine Wunde von dem Eingriff verheilt sein. Danach nehme ich dich mit zu mir." Mit weit aufgerissenen Augen auf starrt sie ihn an. 'Zu ihm? Was wird dann aus meiner Mutter, wenn sie mich nicht mehr hat?' Sofort denkt sie daran, wie oft ihre Mutter weinend bei ihr Zuflucht gesucht hat. Emiliye's Blick wird betrübt, was auch Aiden nicht entgeht. "Ich werde für dich Sorgen." Daran zweifelt Emiliye keineswegs, nachdem er so viel Geld geboten hat. Doch ihre Gedanken kreisen weiter um ihre Mutter. 'Werde ich sie je wiedersehen können?'
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Projekt Andrana
Science FictionSeit Jahrzehnten suchen die Wissenschaftler nach einem Heilmittel, indem sie Genexperimente an Frauen durchführen. Diese Frauen sollen Kinder gebären, welche immun gegen die Seuche sind. Während sich die Seuche in den Aretina-Zentren immer weiter au...