14. Launen

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Ich blickte meiner Mutter am nächsten Morgen hinterher als sie sich auf den Weg zum Tor machte. Mein Vater hatte seine Hand wieder auf meiner Schulter. Als sie nicht mehr zu sehen war, riss ich mich los und lief in Richtung der Akademie. Ich spürte deutlich den Blick meines Vaters auf meinen Rücken. In meinem Kopf kannte ich auch den Ausdruck in seinen Augen, doch ich verdrängte es und zog bloß die Kapuze auf meinen Kopf. Ich nahm ein paar Umwege eh ich an der Akademie ankam.

"Entschuldigung, mir ist eine schwarze Katze über den Weg gelaufen. Ich musste einen Umweg nehmen.", murmelte ich halbherzig. Dabei sah ich Iruka nicht mal an, auch sonst niemanden. Nicht einmal Mitsuki obwohl er meinen Blick vielleicht hätte deuten können. Möglicherweise war das der Grund, warum ich ihn nicht ansah. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich mit ihm verbunden aber vielleicht war das auch nur eine Fantasie die ich aus meinen Büchern in diese Welt übertragen hatte. Wäre nicht das erste Mal, immerhin hatte ich mit sechs auch an die große Liebe geglaubt. Stumm ließ ich mich auf meinen Platz fallen. Iruka seufzte bloß.

"Du hast aber eine tolle Laune.", grummelte Tama. Ich zuckte mit den Schultern und legte mein Kinn auf die Bank. Der Tag zog sich quälend langsam dahin. Ich bewegte mich, bis es läutete, nicht vom Fleck. Auch dann erhob ich mich eher wie eine Marionette als ein Mensch. Tama schien zu ahnen, was los war, denn sie ließ mich in Ruhe. Ich war gerade aus der Tür, als mich jemand am Handgelenk griff. Als ich umsah, erkannte ich Mitsuki.

"Du kennst mich noch nicht lang, deswegen hier ein Tipp. Heute ist ein Tag, da solltest du mich einfach in Ruhe lassen.", ich wollte mich losreißen, doch statt seine Hand loszuwerden, wurde bloß sein Arm länger. "Dein scheiß Ernst?" Ich funkelte ihn genervt an.

"Vielleicht kenne ich dich noch nicht lang aber ich halte mich nicht fern, nur weil du miese Laune hast. Das macht man als Freund nicht. Oder irre ich mich da?", er sah mich fragend an. Ich musterte ihn ausdruckslos.

"Ich bin anders.", fauchte ich und wandte mich an. Er seufzte.

"Du bist nicht anders. Du hast bloß noch keinen gefunden, der dich wirklich versteht.", ich wirbelte herum und funkelte ihn wütend an.

"Laber keinen Müll. Ich bin nur schlecht drauf, lass mich einfach in Ruhe!", zischte ich gereizt und löste seine Hand grob von meinem Arm, dann stürmte ich aus dem Gebäude. Kaum hatte ich es verlassen, bereute ich meine Aktion. Toll, er würde nie wieder mit mir reden. Der erste Mensch, der nicht mit mir befreundet war, weil sich unsere Eltern kannten oder weil er sich einen Vorteil erhoffte und ich verjagte ihn. Ganz großes Kino, Aiko, wirklich toll. Seufzend machte ich mich auf den Nachhauseweg.

"Na Uchiha, Mama oder Papa?", ich blickte auf und erkannte Boruto neben laufen. Der fehlt mir gerade noch.

"Geht dich gar nichts an.", maulte ich. Er zog die Augenbrauen zusammen. Dann seufzte er.

"Ich schätze Mama.", meinte er schulterzuckend. Nimmt mich heute eigentlich irgendwer ernst? Ich knurrte leise.

"Ach das verstehst du nicht, Uzumaki.", zischte ich. Er stoppte unerwartete und ich hielt auch um ihn verwundert anzuschauen.

"Ach? Die permanente Abwesenheit eines Elternteils ist mir also fremd, ja?", zuckte er mich an. "Soll ich dir mal was sagen, Uchiha? Du bist nicht die Einzige, deren Eltern keine Zeit haben. Mein Vater ist nie zu Hause und wenn er es doch ist, dann ist es meistens nur ein Doppelgänger. Also komm mal von deinem hohen Ross runter." Er wollte an mir vorbei stapfen, als ich ihn an seiner Hand zurückhielt.

"Tut mir leid...", murmelte ich, noch halb um Gedanken. Er sah mich verwundert an, dann schüttelte er den Kopf.

"Schon okay. Ist wohl für uns Beide blöd gelaufen.", er zuckte mit den Schultern, dann lächelte er. Ein gekünsteltes Lächeln. Ist wohl der neue Trend. Ich ließ ihn los.

"Grüß deine Mutter von mir und Himawari auch.", ich nickte knapp. Er tat es mir gleich.

"Grüß du auch deinen Vater. Wir sehen uns ja morgen.", ich wollte noch ein 'Lässt sich ja nicht vermeiden' antworten, doch da war er schon in der Menge abgetaucht. Ich hatte Boruto noch nie so erlebt, so ehrlich und ungekünstelt. Ich muss sagen, er gefiel mir so besser. Vielleicht hatte er sogar Recht und ich hatte nicht den Freifahrtsschein meine, zugegeben, beschissene Laune an Anderen auszulassen. Ich verdrängte den Gedanken, schüttelte den Kopf, zog die Kapuze auf und lief das letzte Stück Weg nach Hause.

Der Weg einer Uchiha // Naruto FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt