Kapitel 1

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"Setz dich Mariam." Ohne etwas zu sagen, lasse ich mich auf dem runden Polstersessel nieder. Vor mir tut sich ein Schrank auf, der den ganzen Raum umfasst und der wahrscheinlich ein Paradies für jedes Mädchen meines Alters wäre. Links und rechts von mir hängen verschiedenste Kleidungsstücke und die Wand vor mir wird von einem riesigen Schuhschrank eingenommen. Der Raum wird von einer Art Kronleuchter beleuchtet, wodurch das Schwarz der Schränke edel glänzt. Doch mich interessiert dieser Luxus im Moment nicht wirklich. Der braunhaarige Mann vor mir wühlt konzentriert in einem der Schränke und ich frage mich, wonach er wohl sucht. Er hält ein Beigefarbenes, kurzes Kleid mit tiefem Rückenausschnitt in die Höhe, betrachtet es eingehend, brummt irgendetwas und hängt es schließlich an den dafür vorgesehenen Platz zurück.

Er wendet sich der anderen Seite des Schrankes zu. Vollkommen konzentriert betrachtet er jedes einzelne Stück, scheint aber auch nach der Hälfte aller Kleider nicht das passende gefunden zu haben.                                                                                                                                             Doch dann, keine Minute später, hielt er verzückt ein Kleid in die Höhe. Es war rosafarben und hatte einen silbernen Gürtel, der den faltenschlagenden Rock wunderschön betonte.

Er hielt mir das Kleidungsstück auffordernd entgegen und ich nah es zögern an. Der Stoff war weich und verdeutlichte mir noch einmal die Kostbarkeit des Kleides.  "Zieh das an und komm dann raus. Wir haben noch einen Termin", erklärte er mir. Fassungslos starrte ich das Kleid in meiner Hand an. Natürlich war mir auch bevor wir den Raum betraten bewusst gewesen wie teuer all die Sachen in diesem Raum sein mussten und ich wusste auch, dass ich mir so etwas niemals leisten könnte. "S-so etwas kann ich doch niemals anziehen..", stottere ich. Erstaunt sieht er mich an. "Wieso das? Was hast du gegen das Kleid?" "Es ist so wertvoll. ZU wertvoll.. und teuer.", gebe ich leise und verschüchtert zur Antwort.

Seufzend kniet er sich vor mich und sieht mich aus seinen braunen Rehaugen an. "Mariam, hör mir jetzt einmal genau zu. All diese Kleidung, all die Schuhe, der Schmuck, das ist alles ganz allein meines. Und wenn ich sage, dass du dieses Kleid anziehen sollst, dann hast du das auch zu machen. Egal was es gekostet hat oder woher es kommt. Außerdem gehörst du jetzt zu mir", milde lächelt er mich an, "und damit ist all das ab jetzt auch deines." Zögernd nicke ich und Colin, wie der 35-jährige heißt, erhebt sich um sic aus dem Raum zu begeben. Als er an mir vorbei geht, streicht er mir sanft durch mein dunkelblondes, langes Haar, was mich jedoch verschreckt zusammenzucken lässt. Er dreht sich um und sieht mir fest in die Augen. "Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, Mariam. Es ist vorbei... endgültig.", versichert er mir und bemüht sich sichtlich die Enttäuschung über mein Verhalten, welche sich deutlich in seinen Augen widerspiegelt, aus seiner Stimme zu verbannen. Dann dreht er sich um und begibt sich endgültig aus dem Raum. Die Schiebetür gleitet geräuschlos hinter ihm zu und ich sehe unschlüssig auf das Kleid in meinen Händen.


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Zögerlich trete ich hinaus, in das, mit Teppichboden ausgekleidete, Zimmer. "Wow...", haucht Colin, welcher auf dem riesigen King Size Bett sitzt. Langsam erhebt er sich und starrt mich immer noch völlig fassungslos an. "Du bist wunderschön Mariam.", spricht er aus, was sich die ganze Zeit schon auf seine Gesicht abzeichnet, "Und nun komm, wir werden erwartet."

Langsam folge ich ihm hinaus auf den Hof, auf dem bereits die  matt schwarze Limousine wartet,  in welcher auch ich hierher gekommen war. Die Tür wird von einem Angestellten geöffnet und ich steige hinter Colin, der sich, während ich mir das Kleid angezogen habe, ebenfalls in einem vornehmen Anzug gekleidet hat. Nach ungefähr zehn Minuten des Schweigens unterbricht er die Stille und fragt mich: "Möchtest du nicht wissen wo wir hinfahren, Mariam?" "D-doch, natürlich, Sir.", gebe ich zurück. "Dann frag mich nächstes mal. Und wir fahren auf eine Veranstaltung eines Freundes. Er hat Geburtstag. Natürlich hast du dich auf der Feier angemessen zu verhalten, eben so, wie man es dir beigebracht hat.", erklärt er mir," Ach ja, mein Name ist Colin und nicht Sir. So hast du mich nur zu nennen, wenn wir außerhalb sind. Genau wie jetzt, wir sind da." Vor uns ragt eine riesige Villa in den Himmel, aus deren Garten gedämpfte Stimmen dringen.

"Colin, alter Freund, wie geht's dir?" Ein blondhaariger Mann, der ungefähr so alt wie Colin ist, begrüßt uns, beziehungsweise Colin, überschwänglich. Dieser reagiert genauso erfreut und eilt einige Schritte voraus. "Ray! Schön dich zu sehen. Und wie ist es so mit 37?" Der Mann mit Name Ray und den straßenkötterblonden Haaren lacht über diesen Kommentar nur und sieht dann über seine Schulter genau zu mir. "Wen hast du denn da mitgebracht?", er fragt Colin und mustert mich von oben bis unten. Ich höre ihn leise vor sic hin murmeln: "Also hübsch ist sie schon mal..." Diese Worte schockieren mich zutiefst und ich fange an unkontrolliert zu zittern. Mein ganzer Körper bebt und die Tränen schießen mir in die Augen. War das Colins Plan? Mich hier bei ihm zu lassen? Ich war in der Vergangenheit so oft missbraucht und vergewaltigt, dass ich irgendwann aufgegeben habe es zu zählen. Ich bin damals mit sieben Jahren in die Hände von Menschenhändlern geraten und wurde immer wieder vom einen zum anderen verkauft. Die schlimmste Zeit meines Lebens. Kurz bevor ich einen vollkommenen Nervenzusammenbruch erleide, stellt Colin sich schützend vor mich und faucht Ray aggressiv an: "Wag es dich nicht, ihr auch nur ein Haar zu krümmen! Sie hat genug durchgemacht... Also sieh sie nicht so an und halte dich gefälligst zurück." "Jaja, ist ja gut. Beruhig dich." Ray hebt beschwichtigend die Arme.

Nachdem sich die Sache mit Ray geklärt war, machten wir uns auf den Weg in das innere der Villa und Ray ging weiter seine Gäste begrüßen. "Es tut mir Leid Mariam. Er kann sich manchmal einfach nicht beherrschen.", entschuldigt er sich mit schuldbewusster Miene. Ich sehe verschüchtert auf und sage: "Es war doch nicht so schlimm." "Bitte lüg mich nicht an, kleines. Ich hab doch gesehen wie sehr dich seine Worte und die Blicke getroffen haben. Bleib am besten an meiner Seite und laufe hier nicht allein herum... Wer weiß wer sonst noch hier herum läuft." Das letzte sagt er zwar eher zu sich selbst, mir läuft jedoch trotzdem eine Gänsehaut den Rücken hinunter. Da ich aber ohnehin nichts anderes vorhatte', als an seiner Seite zu bleiben, hatte ich damit keine Probleme. So brachte ich den Abend unbeschadet herum.

Am Abend legte ich mich vorsichtig in das Bett, welches jetzt anscheinend mir gehört. Mein Zimmer ist einfach riesig und ich bin ziemlich unsicher. Es ist schon fast zu groß. Trotz Allem falle ich nach kurzer Zeit in einen unruhigen Schlaf. Ich liege in einem neuen Schlafanzug, in einem neuen, frischbezogenen Bett, in einem neuen Zimmer, in einer neuen Umgebung....in meinem neuen Zuhause.

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⏰ Last updated: Apr 29, 2017 ⏰

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