Kapitel 6

4.3K 309 17
                                    


Seit Tagen ließ mich der idiotische Prinz nicht aus dem Haus, ich konnte ihn durch Extrem-Nerven dazu bringen, mich aus dem Zimmer zu lassen. Sonst würde ich wahrscheinlich dort immer noch langsam vor mich hin verrotten.

Dieses Haus war riesig. Es hatte sogar eine eigene Arena, hier kamen die Besten aus dieser Schule her. Nachmittags waren hier ca. 20 Leute am Trainieren. Ich durfte natürlich nicht rein, dass hatte mir Netos schon von Anfang an eingetrichtert.

Deswegen war ich dort nur am Vormittag anzutreffen. Nachmittags spielte ich meistens Klavier. Die Musik trug mich für viele Stunden hinfort und ich konnte alles vergessen.

Aber in letzter Zeit hatte ich immer wieder das Gefühl, beobachtet zu werden. Da ich aber nie jemanden sah, ignorierte ich das Gefühl.

Ich trainierte mal wieder alleine in der Arena und wirbelte um unsichtbare Gegner herum. Ich versuchte, das einzusetzen, was ich gegen Tyr genutzt hatte. Ich schaffte es aber nicht. Auch scheiterte ich zurzeit daran, meine Sicht zu verbessern. Wenn ich nicht kämpfte, konnte ich die gesamte Sicht nutzen, aber sobald es zum Kampf kam, wurde mir von dem Informationenstrom schwindlig.

Ich konzentrierte mich wieder auf meine Bewegungen, bemerkte aber, dass mich jemand von der Seite beobachtet. Ich ignorierte diese Person und meine Bewegungen wurden schneller und kraftvoller. Ich versetzte meinem unsichtbaren Gegner noch einen Hieb, danach schleuderte ich meinen Dolch in die Richtung meines Beobachters. Der Dolch schlug zischend zwei Zentimeter neben dem Kopf der Person ein und blieb stecken.

„Das war knapp! Willst du mich umbringen!?" Als Antworte ignorierte ich ihn.

„Du bist gut. Warum trainierst du nicht mit uns?" Ich habe mir diese Person noch nicht angeschaut, aber die Stimme gehörte einem Jungen.

„Das Prinzchen will das nicht.", sagte ich kalt.

„Weiß Netos, dass du ihn so nennst?" Scheinbar amüsierte sich diese Person gerade prächtig.

„Ich sags ihm auch ins Gesicht."

„Ich heiße Mason, du?"

„Katze." Warum sollte ich einer wildfremden Person meinen Namen verraten?

„Kommst du aus dem Untergrund? Ist das da dein Künstlername?"

„Nein, ich heiße wirklich so.", meinte ich sarkastisch.

„Was echt?" Der kauft mir das Wirklich ab. Was für ein helles Köpfchen. „Die anderen kommen gleich, willst du mit trainieren?"

„Nein." Ich ging zu meinem Dolch und zog ihn aus der Wand. Ich machte gerade die Klinge sauber, als ich merkte, dass jemand anderes die andere aufgehoben hatte. Doch nicht dieser nervige Junge schon wieder?! Ich drehte mich wütend um, aber sah ein Mädchen. Hinter ihr standen die anderen, die hier sonst trainieren.

„Wem gehört die?", fragte sie neugierig.

„Mir!", murrte ich und nahm sie ihr aus der Hand. Ich hängte beide Klingen an die Halterung an meiner Hüfte und wolle verschwinden, aber die Neuen wollten mich nicht gehen lassen.

„Wer bist du?", fragte der Anführer der Gruppe.

„Sie heißt Katze."

„Du kannst nicht die Katze sein. Die lebt im Untergrund.", sagte er und musterte mich.

„Nein, sie heißt wirklich so."

„Sie heißt Katze. Natürlich. Es ist ganz normal so zu heißen, wie die Kämpferin aus dem Untergrund, die Tyr vermöbelt hat und ihm sein Ärmchen abgebissen hat."

          

Nun schauten mich alle an. Wie ich es hasse im Mittelpunkt zustehen.

„Bist du diese Katze?", fragte das Mädchen, was vorhin meine Klinge berührt hat.

„Ja.", murmelte ich und wollte verschwinden.

Der Junge, der mich erkannt hat, stellte sich vor mich. „Ich bin Baldur. Trainier doch mit uns. Zeig uns, dass du wirklich die Katze bist." 

„Nein.", erwiderte ich und wollte mich an ihm vorbeidrücken, doch dieser Baldur hielt mich am Arm fest. Sofort zog sich ein stechender Schmerz durch meinen rechten Unterarm. Der Schnitt von Tyrs Waffe ...

„Lass los.", knurrte ich.

„Warum?", fragte er grinsend. Dieses Grinsen werde ich jetzt aus ihm rausprügeln. Ich sprang vom Boden ab und drehte mich in der Luft so, dass sein Arm auf dem Rücken lag. Ich hatte mich aus seinem Griff befreit, aber weil ich noch weiter weg wollte, nutze ich seinen Rücken zum Abspringen. Kurz darauf hing in ca. 5m Höhe an einem Balken. Schnell zog ich mich hoch und starrte wütend nach unten.

„Was machst du da oben, Kätzchen?", meldete sich ein Neuankömmling von unten.

„Das geht dich gar nichts an, Prinzchen."

„Komm runter." Knurrte er.

Mit den Worten „Liebend gern." stürzte ich mich in die Tiefe. Direkt auf ihn zu. Er wich aus und machte einen Satz nach Hinten. Ich landete auf beiden Füßen, aber sprang ihm sofort hinterher. Nun stand er da, mit dem Rücken an der Wand und meinen Dolchen an der Kehle.

„Immer noch daran interessiert, was ich da oben gemacht habe, Prinzchen?"

Um uns herum war Stille. Doch Netos grinste mich nur an: „So, da dich jetzt alle kennen, kannst du gerne mit uns trainieren." Er hatte das geplant. Ich knurrte ihn an, danach steckte ich meine Waffen weg und verzog mich in eine Ecke.

„Gut, da das jetzt geklärt wäre. Kommen wir zu den Regeln für dich Kätzchen." Es regt mich so auf, wenn er mich Kätzchen ruft.

„Wir haben eine Rangordnung. Du wirst dich von unten hochkämpfen. Mason ist also der erste gegen den du kämpfst. Keine Verletzungen, Widerhaken sind verboten, kein Gift oder so."

„Also ob ich Gift brauche.", murmelte ich.

Die anderen erwachten auch wieder aus ihrer Starre. „Wir wollen die Katze auch mal kämpfen sehen.", murrten die meisten rum.

„Gut, dann werdet ihr beide vor allen kämpfen.", wendete sich Netos an Mason und mich.

Da ich keine Lust hatte, lange zu kämpfen und ich keine Show abziehen musste, dauerte der Kampf gegen Mason nicht lange. Ich war zu schnell für ihn. Ein paar Drehungen und ich konnte zwischen seine Schulterblätter schlagen, woraufhin er keuchend auf dem Boden zusammen brach.

„Ups, das war vielleicht zu viel Kraft." Die Zuschauer am Rand murrten, sie hatten nicht ihren lang ersehnten Kampf bekommen. Deswegen musste ich noch gegen zehn andere kämpfen. Alle Kämpfer waren zu leicht zu besiegen, zu langsam. Mit jedem Kampf wurde ich schneller.

„Das macht doch keinen Spaß so!", murrte das Mädchen, was ich jetzt schon nicht mochte. Erstens weil sie meine Waffen berührt hat und zweitens, weil sie so tut, als wäre die die beste Kämpferin der Welt.

„Dann kämpf gegen mich, wenn du denkst, dass du mich besiegst."

„Kätzchen? Du weißt, dass du dich hochkämpfen musst und Marissa ist noch ein paar Plätze entfernt. Nach ihr kommen nur noch Hades und ich, seit wir Tyr ausklammern müssen.", meinte das Prinzchen.

„Es ist aber langweilig immer gegen einen zu kämpfen. Ihr seid zu langsam.", murrte ich.

„Gut, wenn du's so sieht, dann kämpfst du jetzt gegen die 5 Leute vor Marissa auf einmal." Erschrocken sahen mich die Angesprochenen an. Ich nickte nur.

Wir nahmen unsere Stellungen ein und wie auf ein Signal stürzten sich alle auf mich. Jetzt musste ich die Chance nutzen, ich aktivierte einen Teil meiner Sicht. Nun sah ich wer wo war und wie er sich bewegte, ich musste nur aufpassen, dass niemand etwas merkte. Dieser Trick funktionierte überraschend gut und ich wich den Hieben und Schlägen aus. So tanzte ich um die fünf Leute herum und spielte sie gegeneinander aus, aber ich musste auch angreifen.

Zwei Leute hatte ich gerade wieder damit beschäftigt ihre Waffen zu entknoten, weil ich ihnen ausgewichen war und sie in einander gerannt waren. Die anderen drei musste ich jetzt rauswerfen.

Ich griff während meines Ausfallschritts nach dem Griff der Waffe eines Mädchens und drehte den Arm des armen Dings so, dass sie die Waffe fallen lassen musste. Noch 4 ...

Ich merkte, dass sich ein anderer von hinten an mich ran schleichen wollte, ich sprang ab, ein kleiner Rückwärtssalto und ich landete vor dem Jungen. Er war so erschrocken, dass er seine Deckung vergaß und ich ihm problemlos mein Knie in den Bauch rammen konnte. Noch 3 ...

Den Nächsten konnte ich mit einer einfachen Drehung ausweichen und er stolperte. Ich trat auf seine Hand und auch er ließ seine Waffen liegen. Noch 2 ...

Ich spürte die Augen von Netos auf mir, er beobachtete mich genau. Doch darauf konnte ich mich jetzt nicht konzentrieren. Durch meine Sicht wusste ich, dass die letzten hinter mir waren. Diese beiden wollten mich von hinten angreifen. Sie wollten meine Arme packen. Der Junge stand stabiler und sicherer, deswegen krallte ich mich an seinen Oberkörper und schwang mich um ihn herum und trat das Mädchen weg. Als ich den Jungen berührte, hörte ich ein Knurren. Sehr leise, aber es war da. Es kam aus Netos Richtung.

Die Kleine fiel hin und verlor die Waffen aus der Hand, da sie sich abstützen musste. Den Jungen hatte ich kurz danach im Schwitzkasten. Fertig. Das war interessant, aber immer noch leicht.

Nun stand ich da... in der Mitte der Arena, um mich herum die Waffen meiner Gegner...

„Katze? Komm mit!" Das Prinzchen musste einem den ganzen Spaß verderben. Hatte er es bemerkt? Wusste er von meiner Sicht? Warum sollte er mich sonst raustufen?

[Edit] Hades wurde in Baldur umbenannt.
Wegen Verwirrungen (auch bei mir).

(Not) WANTEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt