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Entgegen meinen Erwartungen waren Lynn und Caro gar nicht so überrascht von dem was ich erzählte.
Jeder Blinde habe damals sehen können, das mich und Dylan mehr als nur Freundschaft verband.
Auf meinen Protest hin das nur Dylan mehr in uns sah als wir tatsächlich waren, lachten beide nur. Sie waren der festen Überzeugung mir wäre es ähnlich gegangen. Aber ich wusste es doch besser, oder?

Was mich am meisten beschäftigte war das Jenna mich hintergangen hatte. Wenn jeder Blinde das zwischen mir und Dylan gesehen hat, wie konnte sie sich ihm dann annehmen?
Andererseits waren beide Schuld daran. Dylan hätte sich nicht auf Jenna einlassen müssen.

Aber er hatte es getan. Das war alles was zählte schlussendlich.

Als die Schule aus war ging ich zu Fuß nachhause. Nicht ohne noch einmal Dylan auf dem Schülerparkplatz zu sehen. Er stand neben einem schwarz glänzenden BMW. Offensichtlich war das seiner.

Ich pfiff leise durch die Zähne. Wie bitte hat er sich den leisten können? Seine Eltern waren ähnlich wie meine Eltern der Überzeugung man muss sich alles selbst erarbeiten um den Wert der Dinge schätzen zu können.

Dealte er?

Aber das konnte mir alles egal sein, ob er dealte oder ob er Jenna küsste.

Dylan ließ es sich natürlich nicht nehmen an mir vorbeizufahren mit seinem Auto. Extra laut.

Arschloch.

Ein Jahr zuvor hätte er mich mitgenommen. Schließlich wohnten wir im selben Viertel.

Also ging ich zu Fuß nachhause.

Zuhause angekommen wollte ich nichts mehr als essen und zu schlafen. Meine Mutter sah das anders. Natürlich.

"Hey Schatz.", zwitscherte sie, kaum das ich zur Tür rein war. "Wir kriegen gleich Besuch."

Andere Mütter hätten gefragt wie die Schule war.

"Von wem?", stöhnte ich genervt auf.

"Deinem Bruder, Lisbeth und Nicolas."

Mein Bruder, seine Verlobte und ihr gemeinsamer zweijähriger Sohn.

Auf meinen Bruder freute ich mich, schließlich hatte ich ihn seit einem Jahr nicht gesehen, aber der Rest?

Ich konnte mit seiner Verlobten nicht viel anfangen. Sie war in der Schule eins dieser Mädchen, die immer kichernd rumgelaufen sind und immer sich ins Gespräch bringen wollten. Definitiv nicht mein Fall.

Und Nicolas ist süß. Sofern man nicht ein Abend auf ihn aufpassen musste. Ich hatte das Vergnügen und war überrascht von meinem Drang ihn irgendwo aussetzen zu wollen. Normalerweise war ich nicht so. Aber dieses Kind brachte einen an den Rand des Wahnsinns.

"...du wirst sehen wie groß er geworden ist, ganz stolz rennt er durch die Gegend...", plapperte meine Mutter nebenbei.

Sie war die stolzeste Großmutter auf Erden und überzeugt von Nicolas Talent. Keiner wusste genau was das war, aber sie war der Meinung er hätte es einfach. Sie passte auch gerne auf ihn auf. Bei ihr war er wirklich das süße kleine Kind, aber bei mir? Vielleicht hatte ich einfach kein Händchen dafür. Ich war jedenfalls überzeugt von seiner Durchtriebenheit. Vielleicht reagierte ich auch über.

Es klingelte hinter mir an der Tür und ein wenig genervt öffnete ich sie.

"Jackie!", kreischte Lisbeth und warf sich mir regelrecht an den Hals. Etwas überfordert schob ich sie von mir und setzte ein Lächeln auf. Wie alt war sie? 26? Kreischte man da noch?

"Hi, Lisbeth.", begrüßte ich sie ruhig. Sie ging weiter zu meiner Mutter und ich umarmte meinen Bruder. Er war schwer in Ordnung. Schade nur das wir unterschiedliche Geschmäcker hinsichtlich kreischenden Verlobten hatten.

"Du bist so groß geworden.", murmelte er bei unserer Umarmung und ich verdrehte meine Augen. Ich war nicht mehr gewachsen seit dem ich 13 oder 14 Jahre alt war. Meine aktuelle Größe war nichts neues mehr. Aber ich wusste er spielte auf meine 18 Jahre an.

"Danke, Jeff.", grinste ich also und verkniff mir einen Schmerzenslaut als mein Lieblingsneffe mir auf den Fuß trat.

"Nic!", mahnte Jeff und hob ihn hoch. Ich guckte in Nics fröhlich blaue Augen und versuchte mich über seine Anwesenheit zu freuen. In dem Jahr war er echt gewachsen. Er war schon ein niedliches Kind. Blaue Augen, blonde Haare. Das perfekte Vorzeigekind.

Ich kniff ihn leicht in die Wange und erhielt ein Lächeln. Na bitte.

Wir bewegten uns alle zum Esstisch, auf dem das Essen schon wartete. Wenigstens essen konnte ich.

Ich achtete nicht sonderlich viel auf die Erzählungen am Tisch, sondern widmete mich ganz dem Essen. Es gab nichts besseres!
Aber natürlich mussten irgendwann die Fragen beginnen. Wie es in Amerika war, ob ich dort Freunde gefunden hatte, wie es mir nun hier wieder gefallen würde und ob ich am Samstag Abend auf Nicolas aufpassen könnte.

"Aber das ist mein erster Samstag hier.", protestierte ich. "Da wollte ich mit den Mädels was trinken gehen."

"Das kannst du doch verschieben?", fragte Jeff hoffnungsvoll und innerlich wusste ich das ich ihn nicht enttäuschen konnte.

"Mhmm.", machte ich nur genervt und nickte ergeben.

Lisbeth kicherte und sah Jeff freudestrahlend an. "Das wird ein schöner Abend."

Nicht für mich.

Ich war kein Babysitter Mensch. Und das wollte ich auch nicht ändern. Aber Jeff zuliebe würde ich das ertragen. Vielleicht war Nic mittlerweile erträglicher geworden.

"Wir holen ihn dann Sonntagvormittag wieder ab.", verkündete Lisbeth.

Das bedeutete das kleine Monster würde hier schlafen. Aber gut ich würde ihn einfach meiner Mutter aufs Auge drücken. Irgendwann musste sie auch von ihrer Verabredung zurück sein. Bis dahin würde ich es schon aushalten.





Wer von euch muss auch immer auf kleine Kinder aufpassen und kann Jackie da verstehen?

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