Kapitel 71

324 24 16
                                    

Glasscherben sind irgendwie passend, oder? Stehen ja für Zerbrechen. Mein Leben ist ja bei Steffis Unfall auch irgendwie zerbrochen. In gefühlte dreitausend Glasscherben. Aber da gab es noch die anderen Glasflaschen. Sie haben mich wieder zusammengesetzt und geklebt. Meine Familie. Glasflaschenfamilie.

"Andreas! Der ist platt! Völlig platt!" Miriam hat im Gegensatz zu Michel, der ist teilnahmslos an mir vorbei gebrettert ist, mit vorwurfsvollem Gesichtsausdruck neben mir angehalten. "Warum hast du auch nicht nach vorne geschaut? Die riesigen Scherben habe ich ja sogar von hundert Metern weiter hinten gesehen!", wirft sie mir nun vor. Ich zucke mit den Schultern. Die soll sich mal lieber für mich freuen, dass ich nicht total auf die Nase geflogen bin! Nur der Reifen ist hin. Nicht ich. Mir geht es gut. Diesmal meinte es das Schicksal wohl ausnahmsweise mal ganz gut mit mir. Ein Problem haben wir allerdings trotzdem... "Und jetzt? Wie kommst du jetzt nach Hause?", fragt mich Mimi. Damit hat sie es auch schon ausgesprochen. Aber hey, so schlimm ist das hier nun auch wieder nicht! Kann ja jeden mal passieren! Und im Vergleich zu allem Erlebten von vor ungefähr einem Monat ist ein reinste Vergnügen! "Also, jetzt setzen wir die Jungs in in das Restaurant von der Mühle, sperren das kaputte Fahrrad davor an und wir beide fahren mit Lotta nach Hause und holen das Auto. Dann holen wir die Jungs und das Fahrrad wieder hier ab! Denn in unsere wunderschöne Familienkutsche passen auch die Räder!", plane ich schnell und blicke Mimi triumphierend an. Nachdenklich starrt diese mir in die Augen. Ich kann förmlich hören, wie sie in ihrem Kopf alles, was ich gesagt habe, nochmal durchgeht. "Das hört sich nach einem Plan an!", gibt sie schließlich bewundernd und fast ein bisschen zerknirscht zu. Sichtlich beeindruckt. Auch, wenn das eigentlich überhaupt keine große Leistung war. Tja, hätte sie wohl nicht gedacht! Hat wohl erwartet, dass mir nicht so schnell etwas einfällt! Pah! Mir doch nicht! Da müssen wir beiden kurz auflachen. Irgendwie. Beide gleichzeitig. Lustig.
Danach schiebe ich also das Rad vor die Eingangstür der Mühle, wo Michel und Moritz schon warten, und schließe mein Fahrrad dort an. Warum schließe ich es eigentlich an? Ein Dieb würde doch eh nicht damit vorwärts kommen! Auf die fragenden Blicke meiner Söhne hin, erkläre ich kurz: "Der Reifen ist hin!" Gleichzeitig setzen die beiden ihr Nicht-Dein-Ernst-Gesicht auf. "Ihr setzt euch jetzt in das Mühlen-Restaurant, ich nehme dein Rad zurück, Moritz, und wir kommen gleich mit dem Auto wieder!", teile ich ihnen von unserem weiteren Vorgehen mit. "Aha!", ist Moritz nicht gerade begeistert, hält mir aber dann doch widerwillig den Lenker seines Rades hin. Dankend nehme ich ihn entgegen. "Ihr macht doch keinen Scheiß?" Kritisch blicke ich die beiden an. Was für eine Frage...Natürlich werden sie das machen, sobald wir weg sind! Naja, Jungs halt! Was soll man machen. "Wir doch nicht!", ist ihre sofortige Antwort kombiniert mit einem verschmitzten Grinsen der beiden. Na immerhin hat Michel jetzt auch gute Laune! Er wird ja nun auch mit dem Auto nach Hause kutschiert. Das kommt ihm sicher ganz recht. "Na dann!" Gerade wende ich mich zum Gehen, da fragt mein Kleiner noch: "Aber können wir nicht schon mal etwas trinken?" Oh, ich weiß schon, worauf er hinaus will. "Ja, tut das!", spiele ich den Unwissenden und mache einen weiteren Schritt vorwärts. "Aber wir haben kein Geld!", ruft Michel mir nach. "Ach so!" Ich grinse. Wusste ich es doch. Ich kenne ihn ja. Sogleich zücke ich mein Portemonnaie, ziehe einen Fünfer heraus und werfe ihn Moritz zu. "Bis gleich! Setzt euch da rein, bestellt euch was schönes und wartet einfach auf uns!", trage ich ihnen abermals auf und drehe mich dann endgültig um. Schon schwinge ich mich auf Moritz' Fahrrad, trete in die Pedale und mache mich zusammen mit Mimi auf den Heimweg. Mit dem Rad meines Sohnes. Bisschen klein, aber es geht für mich auch ganz gut...

~fünfzehn Minuten später~

"Andreas, es fängt an zu regnen!", beschwert sich Mimi bei mir. Ach, Quatsch! Der Himmel ist doch ganz blau, oder? Schnell werfe ich einen Blick nach oben, was sich allerdings sofort als großer Fehler entpuppt. Ein fetter Regentropfen landet direkt in meinem Auge. Aua! "Ja, stimmt!", gebe ich also nur zurück. Auch das noch! "Stellen wir uns unter?", erkundigt sich Mimi schon. Och, ne, das ist doch nur ein kleiner Schauer! Das hört sicher gleich wieder auf. "Ach, das ist gleich wieder vorbei, glaube ich! Außerdem sind wir ja nicht aus Zucker!", antworte ich ihr also, doch es passiert eigentlich das genaue Gegenteil. Der Regen wird stärker. Immer stärker. Es gießt schon bald fast. Ich senke den Kopf nach vorne, damit mir der Regen nicht ins Gesicht weht. Puh, nass, nass! Wie ein durchnässter Hund schüttle ich mich.  "Andreas, es ist das kalt!", mault Mimi hinter mir, aber darauf gebe ich nichts zurück. Was soll ich auch sagen? Natürlich ist es kalt! Wir haben gerade mal Anfang Februar! Und dann düsen wir auch noch mit dem Fahrrad durch den Regen. "Die Kleine wird auch pitschnass und wird sich erkälten!", fährt sie fort und deutet mit einer Hand nach hinten zu Lotta. Ja, na klar. Was soll ich denn jetzt machen? "Komm, es sind nur noch zwei Straßen!", versuche ich trotzdem, sie aufzumuntern. Auf den letzten Metern aufgeben ist nicht! "Na gut!" Nebeneinander strampeln wir auch noch die letzten Straßen entlang. Ich weiß nicht, warum, aber irgendwie macht mir der Regen gerade gar nichts mehr aus. Ist eben Regen. Normaler Regen. Wasser. Einfach Wasser. Nichts weiter. Und da! Da vorne ist schon unser Haus! Noch ein paar Tritte in de Pedale... Dann ist es auch schon geschafft! Mit quietschenden Reifen bleibe ich unter unserem Vordach stehen. Ja...Geschafft! Ich grinse und werfe einen Blick zu Mimi und Lotta hinter mir. Auch die beiden lächeln. Ach, auch schief gegangene Ausflüge können ganz schön sein, Leute!

Einen wunderschönen Abend, ihr Lieben! ^_^
Ist es bei euch auch so verdamnt heiß? Also bei mir schon! Ich finde das Kapitel leider auch nicht sehr gut, aber bei den Temperaturen funktioniert das Schreiben auch nur mit 
Eis und  Wasserspray^^ Aber dafür entschuldige ich mich natürlich!<3

Und? Erleichtert? Nur ein kaputter Reifen, kein kaputter Andy^^

Ich wünsche Euch noch einen schönen Abend!
GLG
Eure MagicCharly❤️💜❤️

Die Magie des Kämpfens❤ (Ehrlich Brothers Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt