Hevir geht zu Wolkenspringer, steigt auf seinen Rücken und wartet darauf, dass ich zu Ohnezahn gehe. Kaum das ich auf seinem Rücken sitze, schwingt Hevir seinen Stab und Wolkenspringer hebt ab. Und mit ihm alle anderen Drachen auch. Ein erwachsener Regenschneider fliegt zu dem Baum, packt mit seinen Klauen das tote Junge und zerstört die Falle. Dann gesellt er sich zu den anderen Regenschneidern und fliegt los. Hevir und Wolkenspringer drehen über mir Kreise. Nachdem ich mich versichert habe, dass kein Drache mehr am Boden ist, gebe ich Ohnezahn ein Signal und fliege los. Hevir lenkt die Drachen Richtung Meer. Nicht lange und wir erreichen die Klippen. Wieder gibt Hevir mit seinem Stab ein Zeichen und die Drachen landen am Rand der Klippe. Er selber landet mit Wolkenspringer auf einem kleinen Vorsprung, der auf das Meer hinausragt. Ohnezahn landet ebenfalls daneben. „Bist du bereit?" Fragt Hevir. Ich schlucke, denn ich weiß, was mir bevorsteht. Allerdings weiß ich nicht, ob ich mich darüber freuen soll oder nicht. Wenn ich ja sage, wird Hevir den Alphadrachen rufen, damit er mich kennenlernt. Aber dieses kennenlernen kann auch schief gehen. Der Drache könnte beschließen, mich in Eis einzuhüllen, seine Drachen auf mich zu schicken oder mich ins Meer reißen. Ich habe ihn bisher nur ruhig und entspannt in seinem Berg gesehen, wie er geschlafen hat. Wer weiß, wie er jetzt reagieren wird. Überwilde sollen angeblich friedliche Drachen sein, aber in der Praxis hat das bisher kaum jemand getestet. Egal, ich muss da jetzt durch. Zur Not wird Hevir mich retten. Und das Angebot, einen Leviathan der Klasse 10 persönlich zu treffen, darf ich auf keinen Fall ablehnen. „Ich bin bereit." Sage ich deshalb entschlossen. „Okay, dann rufe ich ihn." Hevir schwingt seinen Stab, schlägt ihn drei mal auf den Boden und lässt das Ende rasseln. Zuerst passiert nichts, aber nach einer Weile fängt das Wasser an, sich zu kräuseln. Riesige Wasserblasen steigen auf. Dann taucht eine weißer Punkt auf, der schnell größer wird. Die Drachen auf der Klippe bekommen dünne Pupillen, treten zurück und verneigen sich. Mit einem Mal schießen zwei gewaltige Hörner aus dem Wasser, dann der Kopf des gewaltigen Drachen. Das Wasser spritzt empor. Mit einem noch lauteren Klatscher als das Auftauchen schlägt der Alpha seine Hörner in das Wasser. Dann schaut er zu mir und Hevir. Hevir geht in die Hocke und verneigt sich, Ohnezahn hockt sich hin, hält aber den Blick gesengt. Ich bin zu sprachlos, um in irgendeiner Form zu reagieren. Aber das Nicht-Verbeugen scheint den Alpha auch nicht zu stören. Neugierig betrachtet er mich aus seinen blauen Augen, die auf seinem weißen Körper wie Eiskristalle glitzern. Nach kurzer Zeit des gegenseitigen Betrachtens steigt der Alpha leicht hoch und pustet mir eine leichte Eiswolke in Gesicht, sodass meine Haare mit Schnee bepudert werden. Hevir lacht. „Er hat dich gern. Jetzt ist es sicher, du bist ein wahrer Drachenfreund." „Wow" Ich streiche mir den Schnee aus den Haaren. „Lass uns zurückfliegen. Die Drachen haben schon gegessen und müssen sich nach dem Schock erholen. Ich bin mir sicher, dass wir noch etwas Essbares für euch auffinden werden." Ohnezahn schnurrt. „Ähh, ja, aber euren Vorrat an Makrelen würde ich noch einmal auffüllen. Der schmeckt einem bestimmten Krallenkrabbler anscheinend sehr gut." Hevir lacht wieder. „So bist du also freigekommen. Was ist denn mit Gruff? Hat er was unternommen?" „Gruff?" „Entschuldige. Gruff ist mein humpelnder Grunzer, aber er ist in einer von Drago's Baumfallen erblindet." „Achso. Er hat versucht, mich aufzuhalten, aber Ohnezahn hat ihn zu Boden gedrückt." „Das war wahrscheinlich nicht schwer für ihn. Obwohl Gruff so schlechte Erfahrungen zu fremden Menschen gemacht hat, ist er doch zu liebenswert, wenn er einer Person vertraut. Du musst dir unbewusst sein Vertrauen eingebracht haben, sonst wäre er nicht so ruhig geblieben." Hevir steigt auf Wolkenspringer, ich setze mich wieder auf Ohnezahn. Hevir schwingt seinen Stab, der Alpha taucht ab und alle anderen Drachen fliegen los. Wolkenspringer und Ohnezahn an der Spitze. „Wie lange fliegst du schon einen Drachen?" Fragt Hevir. „Seit 5 Jahren. Damals haben wir noch Drachen getötet. Ich wollte es auch tun und habe eines Nachts sogar einen Drachen abgeschossen. Weil es mir keiner geglaubt hat, bin ich alleine losgezogen, um den Drachen zu finden. Ich wusste, dass es der Nachtschatten sein musste, ich wollte sein Herz, um endlich Aufmerksamkeit zu bekommen. Nachdem ich ihn dann aber gefunden habe, wehrlos und mir untergeben und ich seine Angst gesehen habe, da konnte ich ihn nicht töten. Er war mir zu gleich. Also habe ich ihn freigelassen und er hat mich auch verschont. Von da an bin ich täglich zu ihm gekommen und habe festgestellt, dass mein Angriff ihm die linke Schwanzflosse gekostet hat. Er konnte nicht mehr fliegen. Ich habe mich mit ihm angefreundet und nächtelang an einer Konstruktion zum Fliegen gearbeitet. Nach mehreren fehlgeschlagenen Flugstunden wurde es besser, ich konnte ihn lenken und ihm vertrauen. Nun musste ich nur noch mein Dorf von der friedlichen Art von Drachen überzeugen. Naja, sagen wir es mal so, es ist nicht ganz so gut gelaufen. Ohnezahn wurde gefangen und ich von meinem Vater 'entsohnt'. Mit Ohnezahn wollten sie den roten Tod finden, die Dracheninsel, um den Krieg ein für alle mal zu beenden. Sie wären beinahe alle von dem roten Tod verkohlt worden, aber ich konnte meine Freunde von den Drachen überzeugen und so haben wir neue Drachen geholt, mit denen wir dann den roten Tod abgelenkt haben. Nachdem ich Ohnezahn einmal befreit hatte und mein Vater mich wieder als Sohn anerkannt hat, habe ich den roten Tod herausgefordert und gewonnen. Allerdings habe ich meinen Fuß deshalb verloren. Deshalb: Beinprothese. Als ich aufgewacht bin war alles anders. Auf einmal hatte jeder einen Drachen. Du wirst es mir kaum glauben, aber es ist wahr. Und seitdem versuche ich alles, um neue Drachen zu finden und zu beschützen." „Deine Geschichte beeindruckt mich. Es scheint so, als wärst du so eine Art Friedenswächter für die Drachen." „Naja, solange ich Drago nicht besiegt habe, kann ich mich nicht so nennen." „Darum kümmern wir uns wann anders, jetzt sind wir erstmal wieder zu Hause." Kaum das Hevir das sagt, fliegen wir um einen Berg und sehen das Drachenversteck. Obwohl mich Hevir dort gefangen gehalten hat, verbinde ich nun doch Sicherheit mit diesem Ort. Vielleicht muss ich mich noch ein wenig gedulden, bis ich Haudrauf oder Astrid wieder sehe, aber bis dahin versuche ich alles von Hevir über Drachen zu lernen, was möglich ist. Und dann werde ich Drago finden und den Krieg ein für alle mal beenden.
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Drachenzähmen leicht gemacht 2 - Der Drachenreiter
FanfictionWas wäre wenn...? Was wäre, wenn Hicks damals nicht von Valka entführt worden wäre, sondern von einem fremden Drachenreiter? Was wäre, wenn Wolkenspringer nicht Valka's Drache wäre, sondern der von dem mysteriösen Drachenreiter? wie würde sich all d...